Stiftungsfonds des Jahres 2024

RenditeWerk hat wie jedes Jahr auch für 2024 die Stiftungsfonds des Jahres gekürt. Dieses Mal in vier Kategorien.

RenditeWerk hat die Stiftungsfonds des Jahres 2024 gekürt. Wir zeichnen dieses Mal vier Kategorien aus: Stiftungsfonds des Jahres; offensiver Stiftungsfonds des Jahres; alternativer Stiftungsfonds des Jahres und nachhaltiger Stiftungsfonds des Jahres. Wir kürten in keiner dieser Kategorien einen ins heutige Standardschema passenden Stiftungsfonds, der diese Bezeichnung möglicherweise auch noch im Namen trägt. Das könnte als paradox empfunden werden. Das ist es aber nicht, wenn man das Verständnis zugrunde legt, das RenditeWerk vertritt.

Wir sprechen bei den Fonds in unseren „Empfehlungs“-Listen, auch den klassischen Stiftungsfonds, allgemein von Bausteinen des Stiftungsvermögens. Wir haben also diesbezügliche Statusunterschiede bereits eingeebnet. Indem wir durch die Kür der Stiftungsfonds des Jahres 2024 klassische Bausteine in den Stiftungsfonds-Stand erheben, behalten wir die Egalisierung bei, bringen sie jedoch noch deutlicher zum Ausdruck. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir auf Fondskategorien ganz verzichten. Aber das erfolgt bei unserer Kürung durch die Adjektivattribute „offensiv“, „alternativ“, „nachhaltig“ oder deren Weglassen. Das mag etwas exzentrisch erscheinen. Aber wir wollen damit das Bewusstsein für Anlagemöglichkeiten außerhalb der gewohnten Mitte fördern.

Im gegenwärtigen Umfeld hat die Attraktivität von Anleihen wieder zugenommen. Wir glauben jedoch, dass die niedrigzinsbedingte Ausweitung des Anlagehorizonts vieler Stiftungen irreversibel sein sollte und dies auch ist. Dem trägt unsere Fondsauswahl Rechnung.  

Wir orientierten uns an langfristigen Anlegern, die gegebenenfalls auch stärkere Schwankungen aussitzen können, sofern die strategische Grundausrichtung stimmt. Das bedeutet gerade für Fonds mit ausgeprägter Schwankungsgeschichte, dass wir die Möglichkeiten taktischer Manöver ignorieren.

Bei der Auswahl empfiehlt es sich, auf die laufenden Kosten zu achten, weil diese sich langfristig berechenbar deutlich auf die Erträge auswirken. Bei sehr ähnlichen Fonds kann das einfach durch Kostenvergleich erfolgen. Je weiter man sich in Bereiche etwa der alternativen Anlagen bewegt, umso eher begegnen einem auch höhere Fondskosten. Hier ist dann der Zusammenhang zwischen Kosten und Ertrag sowie Risiko zu beachten.

Neben der unmittelbaren finanzspezifischen Seite spielten bei unserer Auswahl der Stiftungsfonds des Jahres 2024 auch die Themen „Zukunftstechnologie“ und „Impact Investing“ eine wichtige Rolle. Beide sind in unserem eMagazin RenditeWerk regelmäßig Schwerpunktthemen. Daher an dieser Stelle nur zwei kurze Bemerkungen.

Wir haben zwei Fonds mit klarer technologischer Ausrichtung – Energie und Information – ausgewählt, weil wir hier an noch unausgeschöpfte Potentiale glauben. Einfluss auf die Fondserwartung hat jedoch ebenso der Umstand, dass beide Technologien in Projekte und Projektionen eingebettet sind, die eine massive „Hochskalierung“ anstreben. Das ist bislang mit Problemen unterschiedlicher Art verbunden. Wir sind uns aus eigener Erfahrung klar darüber, wie schwer es für Laien ist, Grenzen gerade technischer Art adäquat einzuschätzen. Stiftungen sollten die damit verbundenen Risiken nicht aus dem Blick verlieren.

Stiftungen gelten bei Anbietern als impactproduktaffin, weil sie mit ihrer Stiftungstätigkeit selber nachhaltigen Impact erzielen wollen und sollen. Was seltener erwähnt wird: Genau diese Impact-Verpflichtung spricht unter Umständen gegen Impact Investing. So könnten z.B. die zur Auswahl stehenden Impactprodukte die finanziellen Mittel für den Stiftungsimpact schmälern. In diesem Fall würde Impact Investing bedeuten, dass eine Stiftung primären, selber kontrollierten, direkten Impact für sekundären, selber kaum kontrollierbaren, vielleicht höchst ungewissen Impact opfert. Wir sind uns dieser Grenzen bewusst, auch wenn wir dieses Mal zwei Impactfonds zu Stiftungsfonds des Jahres küren.

Es gibt weitere problembehaftete Impact-Aspekte, auf die wir hier nicht näher eingehen können, aber mit wenigen Stichwörtern hinweisen wollen: Ausgeblendete nichtnachhaltige Wirkungen des wirkungsorientierten Investierens; Fokussierung auf leicht messbare Größen; Impact-Messungen an instrumentellen Größen (Mittel), nicht den intendierten Zielen (Zweck); die „herausfordernde“ Unterscheidung von Unternehmensimpact und Investorimpact (siehe Link). Wir ermutigen Stiftungen, die Bedarf an Klärungen dieser Art verspüren, mit ihrer Wissbegier die Impact-Fondsanbieter nicht zu schonen.

Im Folgenden stellen wir die vier Fonds vor, die wir auch in nächster Zeit für Stiftungen als besonders geeignet erachten und daher zu Stiftungsfonds des Jahres 2024 kürten. Es ist unsere Wahl. Jede Stiftung muss ihre eigene Wahl treffen. Unsere Kürung der Stiftungsfonds des Jahres zielt auf Anregung bei der Suche und der Entscheidungsfindung. Eine unkritische Übernahme würde diesen Sinn konterkarieren.

Stiftungsfonds des Jahres 2024: Klimavest (KLV100)

Mit dem Klimavest haben wir einen Impact-Fonds als Stiftungsfonds des Jahres 2024 ausgewählt, der in nachhaltige Sachwerte im Zusammenhang mit dem Klimawandel (Milderung, Adaption) investiert. Interessant ist zunächst die regulatorische Seite. Der Klimavest gehört zu einer neueren, von der EU initiierten Fondskategorie namens „European Long-Term Investment Fund“ (ELTIF). ELTIFs wurden seit 2015 auf den Weg gebracht. Ziel ist es, Privatanleger für nachhaltige Sachwerte-Investitionen im Kontext des Klimawandels zu gewinnen. Zudem sollte es dadurch eher möglich sein, einen (Klima-) Impact kausal auf Investitionen von Anlegern zuzurechnen (Investor-Impact). ELTIFs müssen 55 Prozent ihres Vermögens in Assets stecken, die für die verbreiteten UCITS-Fonds tabu sind, wie etwa Infrastrukturprojekte. Allerdings ist die Regulierung der ELTIFs noch im Fluss. Die EU machte mit ihrer jüngsten Reform, die ab 10. Januar 2024 gilt, ELTIFs noch kleinanlegerfreundlicher, etwa indem die bisher regulatorisch vorgesehenen Mindestanlagebeträge entfallen.

Der Klimavest läuft bis 2070 und investiert derzeit in Solar- und Windenergieanlagen. Der Fonds war Stand Oktober 2023 in 35 fertigen Anlagen investiert, 7 Investments sind in Entwicklung; die Anlagen verteilen sich auf 41 Standorte in 5 Ländern (Deutschland, Spanien, Finnland, Frankreich, Schweden). Davon sind rund 27 Prozent Solaranlangen und 73 Prozent Windkraftanlagen an Land. Die Nenn-Leistung der fertigen Anlagen beträgt zurzeit 666 Megawatt, die Nennleistung in Entwicklung 326 MW.

Wesentliches Nachhaltigkeits-Ziel des Fonds, der zur Artikel-9-Kategorie gehört, ist ein Impact durch Kohlendioxid-Emissions-Einsparung. Am Beispiel des Klimavest lassen sich aber auch gut die Fallstricke der Impact-Messung und der Impact-Werbung zeigen. Denn die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg verklagte den Fondsinitiator Commerz Real. Es ging unter anderem darum, ob nichtemittiertes CO2 ein „messbarer Impact“ sei. Das Landgericht Stuttgart gab hier Commerz Real recht. Das galt aber nicht im Hinblick auf die werbliche Seite und die Präsentation der Berechnungsmethode des Impacts. Darauf hatte Commerz Real jedoch bereits zuvor reagiert. Über die Operationalisierung der Impactziele informieren sich interessierte Stiftungen am besten in den einschlägigen Unterlagen auf der Homepage selber.  

Der Klimavest wurde erst 2020 aufgelegt, so dass die Performance-Historie noch zu kurz ist, um allzu aussagekräftig zu sein. Die Volatilität pro Jahr über die vergangenen 3 Jahre liegt bei 0,46 Prozent. Das spricht zumindest für ein geringes Schwankungsrisiko und hohe Defensivqualität. Das vom Fondsinitiator im standardisierten Basisinformationsblatt prognostizierte Risiko für die nächsten Jahre liegt bei 1, das ist die geringste Risikostufe (von 7). Die Brutto-Wertentwicklung des Fonds belief sich in den Zeiträumen 10/20 bis 10/21 und 10/21 bis 10/22 auf 3 Prozent, von 10/22 bis 10/23 auf 4 Prozent. Bei dem geringen Risiko sollte eine Rendite in diesem Größenbereich auch 2024 im Bereich des Wahrscheinlichen liegen.

Der Fonds schüttet Erträge aus den Investitionen, die nicht für Kosten verwendet werden, aus. Die letzte Ausschüttung betrug 1,87 Euro pro Anteil.

Die Verwaltungskosten des Fonds werden aktuell mit 1,92 Prozent angegeben, die Transaktionskosten mit 0,50 Prozent, so dass sich laufende Kosten in Höhe von 2,42 Prozent ergeben. Das ist zunächst, wenn man es mit den üblichen Publikums-Fonds vergleicht, relativ hoch. Aber es liegt in der Spanne, die für alternative Sachwerte-Fonds etwa aus dem Bereich Infrastruktur typisch ist.

Den Klimavest haben wir als Stiftungsfonds des Jahres 2024 ausgezeichnet, weil er aufgrund der innovativen ELTIF-Konstruktion auch kleineren Stiftungen ermöglicht, aktuell über Solar- und Windkraftanlagen direkt in Sachanlagen mit nachhaltigem Impact zu investieren. Zugleich ist aller Voraussicht nach auch langfristig das Risiko der Anlage eher gering mit Renditen derzeit um die 3 bis 4 Prozent. Der Klimavest schnürt die Ziele Nachhaltigkeitswirkung, Sicherheit und Rendite zu einem unseres Erachtens auch für Stiftungen attraktiven Sachwerte-Paket zusammen.

Offensiver Stiftungsfonds des Jahres 2024: ART Transformer Equities I (A2PB6Q)

Wir zeichnen den ART Transformer Equities, Tranche I, als offensiven Stiftungsfonds des Jahres 2024 aus. Es handelt sich um einen Aktienfonds, der auf ein Thema mit Zukunft setzt: Die Blockchain-Technologie.

Das Blockchain-Konzept wurde zunächst im Rahmen der Bitcoin-Software praktisch umgesetzt. Seither hat sich dieser Ansatz eines dezentralen Datenbank-Managements weiterentwickelt und aufgefächert. Die Blockchain-Technologie gilt heute vielen Beobachtern, jedoch nicht allen Experten, als aussichtsreiches IT-Konzept für eine Vielzahl zukünftiger Anwendungen. Der ART Transformer Equities übersetzt diese Erwartungen in einen Aktienfonds. Auf dessen Homepage lesen wir, dass Blockchain revolutionärer Treiber der nächsten Entwicklungsstufe des Internets sei. Für die Zukunft erwartet das Fondsmanagement um Axel Daffner von Pegasos Capital, dass die turbulente Phase der Blockchain in einen solideren Wachstumspfad übergeht, der auf realwirtschaftlichen Wertbeiträgen beruht.

Um unabhängig davon die Chancen der Block-Chain-Technologie einzuschätzen, schauten wir uns dazu eine neuere Prognose-Studie an („A look into the future of blockchain technology“, Levis et al., PLoS ONE 16 / 11, Link). Das Ergebnis: Experten schätzen die Chancen des Blockchain-Konzepts in verschiedenen Wirtschaftszweigen durchaus als beträchtlich ein. Der Anspruch, den die Fondsinitiatoren mit ihrem Blockchain-Konzept verbinden, erscheint uns daher nicht als vermessen, wenngleich ein gewisses Irrtumsrisiko besteht. Aber das wird durch die etwas breitere Anlagestrategie des Fonds gemildert.

Der ART-Transformer Equities investierte zwischen 05/2022 und 04/2023 in 70 bis 74 Titel mit Blockchain-Technologie-Bezug. Der Blick ins Portfolio zeigt einerseits für die meisten Anleger wohl eher unbekannte Firmen, andererseits weithin bekannte Unternehmen. Das ist der Strategie geschuldet, sowohl Produzenten wie auch wahrscheinliche Anwender der Technologie ins Portfolio aufzunehmen: Das sind zum einen Startups oder auch mittelständige Unternehmen, die Blockchain-basierte Produkte und Dienstleistungen anbieten. Zum anderen etablierte Unternehmen, die in unterschiedlichen Segmenten Marktführer sind und als Anwender in Frage kommen. Das betrifft außer IT auch Branchen wie Automobil, Energie, Finanzen, Versicherungen, Life Science, Logistik oder Reisen. Der Fonds ist damit breiter aufgestellt als das schmale Segment der Blockchain-Produkt-Entwickler es erlauben würde. Allerdings dominiert zurzeit der IT-Bereich im Fonds mit rund 75% Gewicht klar.

Der ohne Benchmark-Bezug gemanagte ART-Transformer Equities legt mindestens 51% in Aktien weltweit an, der Schwerpunkt liegt derzeit auf US-Titeln.

Der Wert des 2019 aufgelegten Fonds schwankte in der kurzen Zeit seines Bestehens kräftiger als die breiten Aktienmärkte: 2020 legte er um 49,35 Prozent zu, 2021 um 27,97 Prozent. 2022 büßte er 44,92 Prozent ein. Von Anfang Januar bis Ende November 2023 konnte er sich um 30,57 Prozent steigern. Auch wenn sich die Volatilität abschwächen sollte, sind die Risiken vergleichsweise groß, aber das gilt eben auch für die Chancen. Das zeigen auch sehr gut die Szenarien im Basisinformationsblatt.

Die von uns ausgezeichnete Tranche I schüttete zuletzt Erträge in Höhe von 1,85 EUR pro Anteil aus. Die Verwaltungskosten lagen bei 1,35 Prozent, die Transaktionskosten bei 0,11 Prozent, so dass sich laufende Kosten von 1,46 Prozent ergeben. Hinzu kommen erfolgsabhängige Gebühren von bis zu 10 Prozent bei über 6 Prozent Wertsteigerung.

Die Mindestanlage bei der prämierten Tranche I beträgt 25.000 Euro. Geringere Beträge sind etwa in der Tranche R möglich.

Den ART Transformer Equities I haben wir als offensiven Stiftungsfonds des Jahres 2024 nicht nur deshalb ausgezeichnet, weil er bei höheren Risiken auch höhere Ertragschancen verspricht, denn das gilt für jeden offensiven Fonds. Sondern weil sich die Basishypothese des Fonds auf eine technologische Innovation bezieht, deren Potential unseres Erachtens mit ausreichender Wahrscheinlichkeit dafürspricht, ein Investment zu wagen.

Alternativer Stiftungsfonds des Jahres 2024: Optoflex Y (WKN: A1J4Y1)

Wir haben den Optoflex Y zum alternativen Stiftungsfonds des Jahres 2024 gekürt. Der Name Optoflex spielt bereits auf die wesentlichen Instrumente und die Spielräume an: auf Optionen und die hohe Flexibilität, mit der das Fondsmanagement den Fonds steuern kann. Wobei Optionen ihrerseits bereits extrem flexibel sind, weil sie unabhängig von der Marktentwicklung Rendite erzielen können.

Der Optoflex gehört zu einer Produktklasse, für die sich der Begriff „Liquid-Alternative-Fonds“ oder manchmal auch die Bezeichnung „Hedgefonds light“ eingebürgert hat. In der Niedrigzinsphase waren diese Fonds als eine Art von Bondersatz beliebt. Das hatte eine hohe Nachfrage zur Folge und bescherte dem Optoflex einen erheblichen Mittelzufluss. Starkes Wachstum führt aber gerade für Fonds dieser Konstruktion schnell zu Anlageproblemen, was dazu führte, dass der Fonds für Neukunden vorübergehend geschlossen wurde. Die Zeiten haben sich seither geändert: Bei steigenden Zinsen zogen Anleiheprodukten wieder mehr Anleger an, was beim Optoflex zu Abflüssen führte. Infolgedessen wurde er für Kunden wieder geöffnet.

Der Optoflex wird von Feri Trust verwaltet. Bis Sommer 2023 war ein Team um Daniel Lucke für das Management verantwortlich, seither ist ein Team um Rico Höntschel und Horst Gerstner zuständig.

Das Management des Optoflex legt einerseits in klassische Produkte wie Anleihen, Zielfonds oder Bares an, andererseits in Derivate, in erster Linie in börsengehandelte Optionen und Futures auf US-Aktienindizes oder deren Volatilitätsindizes. Das Fondsmanagement hat relativ freie Hand bei der Quotensteuerung: bis zu 100% des Fonds können in nur einem Vermögensgegenstand investiert sein.

Die Kern-Strategie des Optoflex zielt auf die Vereinnahmung von Volatilitätsprämien in Verbindung mit dem Volatilitätsindex des S&P 500 (VIX-Index). Grundvoraussetzung hierfür ist die langfristige Tendenz, dass die am Markt erwartete (implizite) Volatilität höher ist als die tatsächlich sich einstellende. Put-Optionen auf den VIX-Index sind daher langfristig überbewertet. Und darüber lassen sich dann die angestrebten Prämien vereinnahmen. Zugleich werden die Optionen zur Absicherung gegen Verluste im Fall von Aktienmarkteinbrüchen verwendet. 

Dass die Strategie des Optoflex aufgeht, zeigte sich besonders beim „Corona-Einbruch“ im März 2020, als es dem Fondsmanagement schnell gelang, nicht nur gegen dieses Extrem-Risiko abzusichern, sondern auch gegen den Markttrend positive Rendite zu erzielen. Nicht ganz so gut lief es 2022. Offenbar bereitete das weniger abrupte Schwankungsprofil dieses Krisenjahres der Strategie etwas größere Schwierigkeiten. Dennoch schnitt der Fonds mit -5,9 Prozent immer noch vergleichsweise gut ab. Daran sieht man aber auch: es kommt nicht nur auf die Strategie an, sondern auch auf das Verhaltensprofil der Märkte, die der Strategie mehr oder weniger entgegenkommen können.

Der Optoflex kann als Artikel-8-Produkt auch bei der Nachhaltigkeit punkten – wenn auch z.B. Derivate davon ausgespart bleiben. Das Fondsmanagement wendet Ausschluss-Kriterien an und praktiziert eine ESG-Integration, die auf der Feri-ESG-Methodologie beruht.

Unserer Bewertung haben wir die Tranche Y zugrunde gelegt. Deren Rendite ist über die längeren Zeiträume bisher relativ stabil gewesen: über 10 Jahre betrug die Rendite 4,87 % per annum, über 3 Jahre waren es 4,61 % p.a. (Ende November 2023). Der Mindestanlagebetrag bei Tranche Y sind 10.000 Euro, Ein- und Ausstiegskosten fallen keine an. Laufende Kosten sind gegenwärtig bei 0,36 Prozent, die sich aus Verwaltungskosten von 0,17% und Transaktionskosten von 0,20% zusammensetzen. Hinzu kommen unter Umständen 0,06% Erfolgsgebühr.

Wir haben den Optoflex Y zum alternativen Stiftungsfonds des Jahres 2024 gekürt, weil er eine Reihe von Vorteilen kombiniert, die auch Stiftungen wünschen: er ist preisgünstig; er generierte bisher zuverlässig Erträge; sein Derivate-Immunsystem schützt gegen kräftige Einbrüche; er kann auch gegen den breiten Aktienmarkt positive Rendite generieren; er verfügt über günstige Diversifikationseigenschaften; er kann mit Artikel-8-Nachhaltigkeit punkten. Und er nimmt womöglich die Angst vor Optionen und zeigt, dass Assets zweiter Ordnung Assets erster Klasse sein können.

Nachhaltiger Stiftungsfonds des Jahres 2024: IIV Mikrofinanzfonds I (WKN: A1H44S)

Wir entschieden uns bei der Wahl des nachhaltigen Stiftungsfonds des Jahres 2024 wie bereits im Vorjahr für einen Pionier der Impact-Idee in Deutschland: den IIV Mikrofinanzfonds.

Der IIV Mikrofinanzfonds – dessen Tranche I wir unserer Bewertung zugrunde legen – zielt auf die Refinanzierung überwiegend mittlerer und kleinerer (Mikro-)Finanzinstitute in Entwicklungs- oder Schwellenländern durch Erwerb unverbriefter Darlehensforderungen dieser Institute. Ende Oktober 2023 betraf dies 90 Mikrofinanzinstitute in 33 Ländern. Der von der Invest in Visions GmbH gemanagte Fonds möchte mit dieser Strategie insbesondere Frauen den Zugang zu Krediten ermöglichen, die eine kleinunternehmerische Existenz aufbauen wollen oder weitere Mittel für Investitionen benötigen. Das übergeordnete soziale Ziel des IIV Mikrofinanzfonds ist die Verringerung der wirtschaftlichen bzw. sozialen Ungleichheit. Das konkrete Ziel, der zu vermessende Impact also, besteht in der Vergabe von Mikrokrediten. Mindestens 75 Prozent des Fondsvermögens kommen diesem Zweck zugute. Das Ziel, durch Vergabe von Mikrokrediten Existenzgründungen zu ermöglichen, wird über zwei Hauptindikatoren regelmäßig kontrolliert: Die durchschnittliche Kreditsumme und die Zahl der Endkreditnehmer. Die durchschnittliche Kreditsumme beträgt derzeit rund 1.560 USD. Der Mikrofinanzfonds unterstützt aktuell rund 466.000 Kreditnehmer, davon sind 80 Prozent Frauen. Zusätzlich zu diesem primären Nachhaltigkeitsziel des IIV Mikrofinanzfonds dürfen auch die kreditfinanzierten wirtschaftlichen Aktivitäten andere nachhaltige Aspekte nicht „erheblich beeinträchtigen.“

Wir möchten an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass Mikrofinanz-Ansätze durchaus auch kritisch beurteilt werden. Ein neuerer Studienüberblick (“Does microfinance foster the development of its clients? A bibliometric analysis and systematic literature review“; Riberio et al. 2022, Financial Innovation”; Link) präsentiert gemischte Ergebnisse. Die Voraussetzungen für das Mikrofinanz-Instrument sind unterschiedlich und Erfolg im Sinne der Nachhaltigkeit ist auch hier kein Selbstläufer, sondern an spezifische Bedingungen und konkretes Engagement geknüpft. Für den IIV Mikrofinanzfonds spricht, dass das Management um Edda Schröder dieses Problem offensiv angeht und die Situation auch vor Ort kontrollieren lässt, etwa was die Höhe der Zinssätze, die Qualität der Kreditberatung und mögliche Überschuldungsprobleme anbelangt. Insofern besteht hier eine weitergehende Impactkontrolle. Wir möchten interessierte Stiftungen dennoch ermuntern, sich bei den Ansprechpartnern von Invest in Visions darüber eingehender kundig zu machen.  

Aufgrund der besonderen Konstruktion erfolgt die Preisfestlegung auch beim IIV Mikrofinanzfonds monatlich per Gutachten. Anleger müssen zudem die Fristen des Orderkalenders beachten, wobei Ankäufe monatlich und Verkäufe vierteljährlich möglich sind.

Der 2011 aufgelegte Fonds hat bisher eine ziemlich kontinuierliche Wertentwicklung hingelegt und in jedem Jahr seiner Existenz ein positives Ergebnis erzielt. Der Corona-Schock 2020 drückte den Wert zwar kurzzeitig nach unten, Ende des Jahres war die institutionelle Tranche jedoch schon wieder mit 1,32 Prozent im Plus. Im Problemjahr 2022 legte die Fondstranche I um 0,76 Prozent zu. 2023 verbesserte sich der Fonds bis Ende November 2023 um 2,74 Prozent.

Der maximale Drawdown seit Auflage beträgt gerade einmal -3,12 Prozent. Das zu erwartende Risiko wird im Basisinformationsblatt mit 2 von 7 eingeschätzt.

Die Erträge des Fonds werden ausgeschüttet, in der I-Klasse, waren es zuletzt 18,15 Euro je Anteil. 

Die laufenden Kosten der I-Tranche stehen derzeit bei 1,49 Prozent, der Ausgabeaufschlag beträgt 3 Prozent, der Mindestanlagebetrag 30.000 Euro.

Den IIV Mikrofinanzfonds I haben wir deshalb zum nachhaltigen Stiftungsfonds des Jahres 2024 ausgewählt, weil er für uns jene doppelte Nachhaltigkeit verkörpert, die auch für viele Stiftungen interessant ist. Einerseits strebt er, über Finanzmarktinstitutionen vermittelt, messbaren Kredit-Impact an, der in der Folge wirtschaftlich-soziale Mangellagen insbesondere von Frauen zu lindern verspricht. Andererseits ist die moderat-positive Wertentwicklung des IIV Mikrofinanzfonds I erstaunlich stabil und in diesem Sinne auch finanziell eine nachhaltige Geldanlage.