Wie die Share Value Stiftung mit einer Vermögensanlage, die nur aus Aktien besteht, zurechtkommt

Die Share Value Stiftung legt puristisch an. Aber anders, als es die in Deutschland unter Stiftungen (lange) vorherrschende Norm es will. Der Stifterwille machte es möglich.

Fördervolumen der Share Vlaue Stiftung (Quelle: Share Value Stiftung)

Die Share Value Stiftung ist eine besondere Stiftung in Deutschland. Sie wurde 2003 vom Frankfurter Value-Investor Günter Weispfenning mit 100.000 Euro gegründet und bekam vom Stifter die Auflage mit, nur in Aktien anzulegen. Die Hessische Stiftungsaufsicht war damals der Ansicht, dass damit die stiftungs- und gemeinnützigkeitsrechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben seien und verweigerten die Erlaubnis. Erst in Thüringen traf Weispfenning auf Verständnis. Zum ursprünglichen Stiftungskapital von 100.000 Euro gab er in den Folgejahren noch weitere rund 16 Millionen Euro durch Zustiftungen hinzu.

Weispfenning verfügte auch, dass alle Kurs- und Umschichtungsgewinne nicht für den Stiftungszweck, sondern zur Stärkung der Vermögensbasis verwandt werden sollten. Für den Stiftungszweck können demnach nur die Dividenden genutzt werden. Auf die Aufstellung einer Bilanz verzichtet die Share Value Stiftung. Man macht lediglich eine Vermögensaufstellung mit realistisch, das heißt marktgerecht bewerteten Aktien und berichtet, wie gesetzlich gefordert, über die Verwendung der Einnahmen und Ausgaben.

Reiner Sachs, bis vor wenigen Jahren im Vorstand des verwandten Shareholder Value Assetmanagers, jetzt im Stiftungsrat der Share Value Stiftung, ist sehr zufrieden: „Wir kommen momentan auf eine durchschnittliche Dividendenrendite von rund drei Prozent des Vermögens und haben in diesem Jahr rund 1,4 Millionen Euro für die Projektfinanzierung zur Verfügung“, sagt er. Trotz der im Vergleich zu den Zinszahlungen von Anleihen größeren Volatilität der Dividenden sind die Mittel für die Verfolgung des Stiftungszweckes ziemlich kontinuierlich und stabil gestiegen.

„Aktien, das zeigen wir mit der Share Value Stiftung, sind eine hinreichend stabile Grundlage für eine Projektförderung im Sinne der Gemeinnützigkeit. Entscheidend ist, dass Dividendenzuflüsse, bei entsprechender Portfoliokonstruktion, weit weniger schwanken als die Börsenbewertungen der zugrunde liegenden Aktiengesellschaften“, fasst Sachs zusammen.

Die Steigerung der für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stehenden Mittel rührt einerseits aus den tendenziell immer höheren Dividenden her, andererseits wächst die Basis durch das Aktienvermögen, das über die Jahre an Wert gewinnt. Das ursprüngliche Stiftungskapital von rund sechzehn Millionen Euro hat sich in knapp zwanzig Jahren weit mehr als verdoppelt. Mit einer traditionellen Anlagestrategie wäre das wohl kaum erreichbar gewesen.