Wenn Unternehmen in sich selbst investieren
Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie Vermögensverwaltung AG in Köln
Dividenden führen unter anderem dazu, dass weniger Kapital produktiv im Unternehmen arbeiten kann. Ganz anders ist es bei Firmen, die eigene Aktien zurückkaufen. Diese Rückkäufe stärken den Zinseszins-Effekt, erhöhen den Gewinn pro Aktie und schonen die Nerven der Anleger. Es gibt also drei gute Gründe, sich Firmen anzuschauen, die eigene Aktien kaufen.
Aktienrückkauf stärkt den Zinseszins-Effekt
Bei Unternehmen, die mit ihrem Cashflow eigene Aktien zurückkaufen, verzinst sich das gesamte vom Anleger investierte Geld weiter mit der unternehmenseigenen Rendite. Bei einer Dividende von fünf Prozent wären es jedes Jahr nur noch 95 Prozent des Geldes.
Was nicht gerade wie ein gravierender Unterschied aussieht, hat es auf lange Sicht in sich. Ein Unternehmen mit einem Kapitalwachstum von 15 Prozent pro Jahr ist nach 20 Jahren das 16-Fache des Ausgangswertes wert. Wächst das Kapital jährlich hingegen nur mit 10 Prozent, weil per anno 5 Prozentpunkte ausgeschüttet werden, verfügt der Anleger am Ende der Zeitspanne nur über das Achtfache seiner Investition. Anleger 1 (Aktienrückkauf) hat jetzt also doppelt so viel Geld wie Anleger 2 (Dividende)!
Aktienrückkauf führt zu höherem Gewinn pro Aktie
Eine Aktiengesellschaft, die eigene Anteile zurückkauft, macht das, was Fachleute als Kapitalverdichtung bezeichnen. Dieser Vorgang bedeutet, dass es weniger am Markt umlaufende Aktien gibt. Somit steigt der Gewinn pro Anteilsschein. Dadurch erhöht ein Unternehmen, das über die Jahre die Hälfte seiner Aktien zurückkauft, selbst bei einem gleichbleibenden Betriebsgewinn den Wert pro Aktie auf das Doppelte. Denn dieser Gewinn verteilt sich auf nur noch halb so viele Anteilsscheine.
Ein Beispiel ist die Aktie einer israelischen IT-Sicherheits-Firma. Das Unternehmen hat in den vergangenen 20 Jahren nie eine Dividende ausgeschüttet, aber mehr als die Hälfte der eigenen Aktien zurückgekauft. Der Effekt: Während sich der Gewinn durch die eigentliche Unternehmenstätigkeit in 20 Jahren gut verdreifachte, hat sich der Gewinn pro Aktie mehr als versiebenfacht. Der Aktienkurs ist um 850 Prozent gestiegen. Dieser Kursanstieg ergibt sich zum größten Teil aus der Gewinnsteigerung pro Aktie (Gewinnwachstum der Firma plus Aktienrückkäufe) sowie zum kleineren Teil aus der Bereitschaft des Marktes, mehr für dieses Unternehmen zu zahlen.
Aktienrückkäufe stützenden Kurs in schwachen Zeiten
Nicht zuletzt stützt die latente Nachfrage durch Rückkäufe den Aktienkurs in schwierigen Zeiten, was die Nerven der Anleger schont. Das zeigt sich etwa bei einer bekannten Fast-Food-Kette, die in den vergangenen 16 Jahren 40 Prozent der eigenen Aktien zurückgekauft hat. Diese Unterstützung half in der Finanzkrise von 2008/09. Damals gab das Papier bis zu 30 Prozent ab, schloss aber Ende 2009 etwas höher als Anfang 2008. Zum Vergleich: Der Dow Jones fiel um fast 50 Prozent und notierte am Ende der Zeitspanne gut 20 Prozent niedriger. Anleger erlitten dank der Rückkäufe also geringere Verluste als der breite Markt. Die Aktie erreichte zudem schneller wieder ihren vorigen Höchststand.
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