Wenn nachhaltig, dann richtig
Nachhaltigkeit, nachhaltiges Investieren, Impact Investing – in der Fondsbranche wird das Thema Nachhaltigkeit wie ein heiliges Mantra heruntergebetet. Denn: ohne den Nachweis von nachhaltigem Investieren lassen sich kaum noch Fonds verkaufen. Vor allem nicht an institutionelle Investoren.
Doch: Nach welchen Kriterien wird nachhaltiges investiert? Eine offizielle Definition gibt es immer noch nicht. Die EU arbeitet zwar (seit geraumer Zeit) an verbindlichen Vorgaben, doch noch ist kein Gesetzt oder eine entsprechende Vorschrift verabschiedet. Es gibt mittlerweile zwar sogenannte Artikel 8 Fonds, die ökologische und/oder soziale Aspekte in ihrer Anlagepolitik nachweisen müssen, aber was bedeutet das genau?
Die Krux mit den Artikel 8-Fonds
Seit März 2021 müssen Finanzmarktteilnehmer und Finanzberater veröffentlichen wie mit den Nachhaltigkeitsrisiken umgegangen wird. Dabei wird nach drei Kriterien unterschieden:
- Art. 6 Produkte: Nicht Nachhaltige Produkte
- Art. 8 Produkte: Produkte mit ökologischen und/ oder sozialen Merkmalen
- Art. 9 Produkte: Produkte mit nachhaltigen Investitionen und angestrebten Nachhaltigkeitswirkung
Bei der Ausgestaltung eines Artikel 8-Fonds wird gefordert, dass die definierten Merkmale messbar und nachvollziehbar sind, sowie eine langfristige Festlegung und Überwachung beinhalten.
Best-in Class ist nicht genug
Das hört sich gut an, ist in der Praxis aber durchaus problematisch. Wie sehr, kann an den in Deutschland erhältlichen Gesundheitsfonds gezeigt werden. Denn absolute Ausschlusskriterien scheinen im Fondsbereich Gesundheit noch nicht in der breiten Masse angekommen zu sein. Es ist verwunderlich, dass diese dennoch zum Teil als Artikel 8 Fonds eingestuft werden. So stellt sich die Frage: Wie kann in Unternehmen wie Astra Zeneca, Merck, Roche oder Novo Nordisk investiert werden, die im Bereich der kontroversen Stammzellenforschung unterwegs sind. Solche Aktien kommen für unseren Grönemeyer Gesundheitsfonds Nachhaltig nicht in Betracht. Oder Novartis, Johnson [&] Johnson und Sartorius, die immer noch Kontroversen in Bezug auf Tierversuche aufweisen (Quelle: ISS ESG). Diese Unternehmen sind in vielen Gesundheitsfonds zum Teil hoch gewichtet – kommen für uns aber auf keinen Fall ins Portfolio. Dies gilt auch für Krankenhauskonzerne wie Röhn Klinikum oder Fresenius, die Abtreibungen möglich machen. Viele Gesundheitsfonds werden nach dem Best-in-Class-Prinzip gemanagt. Das ist zwar legitim, aber ist es auch konsequente und gelebte Nachhaltigkeit?
Konsequente und gelebte Nachhaltigkeit steht im Vordergrund
Wir denken nicht. Wir haben deshalb insbesondere gesundheitsspezifische Ausschlusskriterien in unseren Anlagekriterien festgelegt. Ein paar Beispiele:
- Embryonale Stammzellenforschung (100%)
- Unternehmen, die mit embryonalen Stammzellen arbeiten und Produkte oder Therapien mit ihrer Hilfe entwickeln oder dies beabsichtigen, werden von der Nachhaltigkeitsliste ausgeschlossen.
- Tierversuche (100%)
- Unternehmen, die vermeidbare Tierversuche durchführen oder in Auftrag geben werden ausgeschlossen.
- Abtreibung (100%)
- Medikamente zur Durchführung der Todesstrafe (100%)
- Dazu gehört jedwede Produktion oder Zulieferung für Medikamente, die zur Umsetzung der Todesstrafe beitragen.
- Nuklearmedizin (0-100%)
- Nuklearmedizin qualifiziert sich nur für den Fonds, falls der medizinische Nutzen die Gefahren für den Menschen überwiegt. Die Nachhaltigkeitsanalyse orientiert sich hier an dem aktuellen Stand der Medizinwissenschaft.
- Missbrauch von Marktmacht (100%)
- Unternehmen, die Ihre Preissetzungsmacht, beispielsweise durch grundlose Preiserhöhungen bei patentgeschützten Medikamenten ausnutzen, werden ausgeschlossen. Dies gilt auch für Unternehmen die den Zugang zu ihren Produkten bewusst auf bestimmte Zielgruppen (Kaufkraft) beschränken.
Die Performance leidet nicht – im Gegenteil!
Wir denken, dass Nachhaltigkeit konsequent umgesetzt werden muss, auch wenn dies temporär zu Lasten des ein oder anderen Prozentpunktes bei der Performance gehen sollte. Deshalb tragen wir den Begriff Nachhaltigkeit auch im Fondsnamen. Das verpflichtet und ist uns ein besonderes Anliegen. Dass aber gerade die Performance nicht leidet, zeigt die Wertentwicklung des Grönemeyer Gesundheitsfonds: Dieser weist für 2021 eine positive Performance von knapp 10 Prozent auf, seit Auflage im Juli 2020 sogar 21,3 Prozent.
Zum Autor: Christian Exner (Eichkatz AM) ist Mitglied im Fondsberater-Team des Grönemeyer Gesundheitsfonds Nachhaltig[nbsp]