Verwalter von Stiftungsvermögen: Da geht noch was

Von Ralf Vielhaber

Viele Vermögensverwalter wollen oder können kein individuell auf einen Stiftungskunden zugeschnittenes Anlagekonzept entwerfen. Das ist das Ergebnis des diesjährigen Markttests der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ in Zusammenarbeit mit dem Risikomessspezialisten Quanvest in Bad Homburg.

41 Anlagekonzepte gingen auf die Ausschreibung hin ein, die die Deutsche KinderhospizStiftung (DKHS) mit Unterstützung der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ vorgenommen hatte. Die Deutsche KinderhospizStiftung ist eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz im sauerländischen Olpe, die sich um Kinder kümmert, die lebensverkürzend erkrankt sind.

Neun Anbieter schafften es in die Endrunde. Sie waren aufgefordert für die KinderhospizStiftung ein Anlagekonzept für zwei Millionen Euro zu entwickeln. Das liquide Vermögen sollte so angelegt werden, dass regelmäßige Erträge möglich sind und zugleich ein realer Kapitalerhalt erreicht wird. Das Anlagekonzept sollte die Renditeerwartung enthalten, einen Detailblick in die Anlagephilosophie liefern sowie ein Honorarangebot mit Gesamtkostenübersicht. Außerdem waren Vorschläge zur Neufassung der Anlagerichtlinien gewünscht sowie ein Einblick in das Serviceangebot, das über die reine Vermögensbetreuung hinausreicht.

Die Ergebnisse der Vermögensverwalter waren einigermaßen ernüchternd. Überwiegend gingen die eingereichten Anlagekonzepte nur unzureichend auf die klar vorgegebenen Anforderungen der Stiftung ein. Dies betraf vor allem die Forderungen nach realem Kapitalerhalt und regelmäßigen Ausschüttungen, die für eine Stiftung unerlässlich sind. „Aufgrund einer gewissen Ignoranz gegenüber den Wünschen der Stiftung blieben viele Institute im Mittelfeld hängen“, resümiert Ralf Vielhaber, Geschäftsführer von FUCHSBRIEFE in Berlin sowie Initiator der Testreihe. 

Neun Anbieter präsentierten ein überzeugendes Konzept. Sie kamen in die Endauswahl und verteidigten ihr Konzept dort noch einmal vor der Jury. Jeweils vier erhielten schlussendlich das Prädikat «Sehr gut» und «Gut». „Die besten Vorschläge waren nicht nur von angemessener Länge, sondern zugleich vollständig und von beglückender Einfachheit und Nachvollziehbarkeit“, so Ralf Vielhaber. Bei diesen Vorschlägen konnten auch Laien die komplexen Inhalte gut verstehen und sich eine eigene Meinung bilden.

Wie schon im Vorjahr befinden sich unter den besten Stiftungsmanagern mit Ausnahme der liechtensteinischen LGT Bank AG nur deutsche Anbieter. Angeführt wird das Ranking von der BW-Bank, die ihre Spitzenplatzierung aus dem Vorjahr verteidigte. Danach rangieren die LGT Bank AG, die Bank für Kirche und Caritas eG sowie die Weberbank Aktiengesellschaft mit der Note sehr gut. Die weiteren Anbieter, deren Gesamtvorstellung mit gut bewertet wurde, waren die Capitell Vermögens-Management AG, die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG, die Donner & Reuschel AG sowie Hauck & Aufhäuser Privatbankiers.

Liebloses von großen Häusern

Bedenklich ist, dass große Gesellschaften wie Allianz, Commerzbank und auch die Ärzte- und Apotheker-Bank durchfielen, weil sie lieblos zusammengestückelte Werke abgeliefert hatten und keine erkennbare Mühe zeigten, den Wünschen und Anforderungen des Stiftungskunden voll gerecht zu werden.

Für die Juroren waren neben den stiftungsgemäßen fachlichen Anforderungen die folgenden Kriterien besonders wichtig: Vollständigkeit der eingereichten Unterlagen, Laienverständlichkeit sowie die Transparenz des eingereichten Vorschlags. Das Teilnehmerfeld war breit aufgestellt. Kleinere spezialisierte Anbieter waren ebenfalls mit von der Partie wie die großen Dickschiffe am deutschen Markt. Auch viele Privatbanken präsentierten ihre Konzepte.

Hinweis: Der FUCHS-Report »Stiftungsvermögen 2021 – State of the Art« (Kurzfassung 32 Seiten) ist für 48 € erhältlich; zudem gibt es eine umfassende Ausgabe für Professionals.