„Top sind … “
Die Fuchs|Richter Prüfinstanz testet Vermögensverwalter – unter anderem auf ihre Stiftungstauglichkeit. Mitte November veröffentlichte die Fachjury die Ergebnisse ihres neuen Vermögensverwaltertests mit dem Titel „Wer kann Nachhaltigkeit?“. Renditewerk sprach darüber mit Ralf Vielhaber, Geschäftsführer des Verlags Fuchsbriefe und Partner der Fuchs|Richter Prüfinstanz.
RenditeWerk: Sie testen Vermögensverwalter auf ihre Stiftungstauglichkeit und haben zudem zuletzt einen Test mit dem Titel „Wer kann Nachhaltigkeit?“ veröffentlicht. Da würden wir gerne etwas mehr erfahren. Zunächst zum Verfahren: Sie testen, indem Sie eine Anfrage an die Stiftungen senden? Geben Sie sich da zu erkennen?
Ralf Vielhaber: Zunächst nicht. Die Anfrage stellt die Stiftung selbst mit der wir zusammenarbeiten und für die wir den Auswahlprozess durchführen. Natürlich ist das Jahr für Jahr einen andere.
Ralf Vielhaber, ist Geschäftsführer des Verlags Fuchsbriefe, Dr. Hans Fuchs GmbH
RW: Der Testfall ging ja in diesem Jahr von einer kleineren Stiftung aus. Könnten Sie kurz den Testfall darstellen.
RV: Zwei Gemeindemitglieder einer christlichen Kirche in Niedersachsen hatten nach ihrem Ableben ihr Vermögen den Senioren ihrer Kirchengemeinde zugedacht. Das Geld wurde in eine Stiftung überführt. Bisher verwaltet eine Regionalbank das 370.000 Euro umfassende Stiftungsvermögen. Dabei geht sie solide vor, kann aber nicht den Wunsch nach einer nachhaltigen und ethisch „sauberen“ Anlage erfüllen. Außerdem fehlt ihr die Expertise, um die Stiftungssatzung für eine höhere Ausschüttung zu modifizieren. Dabei hat die Stiftung sehr individuelle Vorstellungen darüber, was unter „Nachhaltigkeit“ zu verstehen ist und wünscht sich außerdem Hinweise, wie die Stiftungssatzung zu ändern ist.
RW: Gibt es denn überhaupt Qualitätsunterschiede bei dem Thema, wo doch alle Anbieter auf spezialisierte Agenturen zurückgreifen?
RV: Auf jeden Fall. Das beginnt damit, wie häufig ein nachhaltig ausgerichtetes Depot von Kunden nachgefragt wird. Das wiederum hängt damit zusammen, wie eindeutig sich ein Haus dem Thema verschreibt. Ob es die Anlageprozesse klar darauf ausrichtet, die Mitarbeiter entsprechend regelmäßig schult, einen Beirat unterhält und im besten Fall ein eigenes Research zum Thema vorhält. Die Nachhaltigkeitsfilter der Ratingagenturen sind in den Top-Häusern nur Grundlage und Begleitmusik.
RW: Wieviel Individualität darf eine Stiftung gerade in Nachhaltigkeitsfragen bei einem Mandat von 350.000 Euro erwarten?
RV: Das hält sich in Grenzen. Vor allem schrumpft die Auswahl der infrage kommenden Häuser, die bereit sind, sich um solche aus ihrer Sicht eher unattraktiven Mandate zu kümmern. Ein Depot aus Einzelaktien sollte man eher nicht erwarten. In der Regel bieten Banken und Vermögensverwalter mehr oder weniger passende Fondsprodukte an. Aber wir haben dennoch neun Adressen gefunden, die ein hohes Maß an Individualität auch für diese Stiftung geboten und sich den speziellen Fragen der Stiftung gewidmet haben.
RW: Ist ein Fonds eine Alternative?
RV: Jain. Eine Studie hat gerade gezeigt, dass die deutliche Mehrheit der Stiftungsfonds nicht stiftungskonform ist, denn ihre Vertriebskosten sind zu hoch. Die laufenden Gesamtkosten betragen mehr als 30 % des erwarteten Durchschnittertrags. Das geht gegen die gesetzliche Verpflichtung der Stiftungen zur sparsamen Mittelverwendung. Ein paar geeignete Fonds bleiben also nur übrig. Eine Orientierung bieten ansonsten die Siegel des „Forum Nachhaltige Geldanlage“.
RW: Welche Trends gibt es in der Berücksichtigung der Nachhaltigkeit?
RV: Es gibt einen Trend zur Standardisierung, was die Nachhaltigkeitskriterien betrifft, auch durch die Konzentration unter den Ratingagenturen, die das Feld beackern. Anbieter und Kunden wenden sich häufiger der Best-in-Class-Systematik zu. Ausschlusskriterien verlieren langsam an Bedeutung. Vor allem aber schwappt das Thema langsam von den institutionellen zu den Privatanlegern, wo es bisher eher unbedeutend war.
RW: Wer kann Nachhaltigkeit aus Ihrer Sicht am besten?
RV: Da haben wir eine klare Meinung: Top ist die LGT Bank aus Liechtenstein, die Globalance Bank aus Zürich und auch Berenberg hat bei diesem Thema eine hohe Expertise. Die Liechtensteinische Landesbank, Hauck und Aufhäuser, aus Österreich das Bankhaus Spängler und die Capital Bank sind ebenfalls fit bei nachhaltiger Anlage. Im Stiftungssektor kommen die BW Bank, die Bank für Kirche und Caritas und auch die Bethmann Bank hinzu. Viele Häuser rüsten auf dem Gebiet aber gerade auf, sodass sich das empfehlenswerte Anbieterspektrum bald erweitern wird.