Der Finanzunternehmer

Thomas Hirsiger und die Besonderheiten seines Multi-Manager-Fonds Finiens Futura 1 UI

Es gibt viele Finanzdienstleister, die angeben, auf Unternehmer fokussiert zu sein. Man hört dann etwas von Augenhöhe und sieht nicht selten Dienstleister, die erkennbar mindestens so eitel wie manche Patriarchen sind. Aber ob die zupacken können? Andere wirken so servil, dass man ihnen auch mit besten Willen das mit der Augenhöhe nicht so richtig abnehmen kann. 

Thomas Hirsiger

Thomas Hirsiger ist anders. Der 60-jährige wirkt im Kreis smarter Banker wie einer, der lieber zupackt als antichambriert. Wer ihn etwa in Berlin mit Dreitagebart und ohne Krawatte auf dem Financial Planning Forum, einer Messe vornehmlich für Finanzplaner, gesehen hat, konnte den Eindruck gewinnen, hier habe sich ein Handwerksmeister auf eine Veranstaltung mit Finanzdienstleistern verirrt. 

Aber der Eindruck täuscht. Hirsiger ist tatsächlich ein erfahrener Banker, der schon seit 35 Jahren im Geschäft ist, von der Credit Suisse in die USA geschickt wurde und später deren Direktoriumsmitglied wurde. Er war CEO eines Effektenhändlers und mehrerer Vermögensverwalter. Seit 2009 machte er sich zunächst mit der Finiens Wealth Management AG selbständig. 2017 gründete er dazu die Finiens  Excellence  und zuletzt folgte die ESG Asset Management AG mit einem „ausschließlichen Fokus auf Nachhaltigkeit“. Der Mann sitzt in den Chefsesseln von drei Finanzdienstleistungsunternehmen und außerdem im Cockpit einer 2013 von ihm gegründeten Beratungsgesellschaft für Vertriebsförderung.  

Chaotische Betriebsamkeit eines Unerfolgreichen? Nein. Hirsiger weiß, was er tut. Auf der Messe vermarktet er seinen Fonds Finiens Futura 1 UI (WKN A0N982), der erstens gut performt hat und in dem zweitens mehr als 380 Millionen Euro stecken, ein Betrag, von dem die meisten Fondsinitiatoren nur träumen können. Prototypische Finanzdienstleister würden mit beiden Fakten deutlich, stolz und häufig „winken“. Er erwähnt sie im Gespräch kein einziges Mal. Stattdessen erklärt er, wie sein unternehmerisches Verständnis den Fonds durchzieht. Der entscheidende Unterschied zu (fast) allen anderen für Stiftungen geeigneten Anlagen ist demnach der sogenannte Multi-Manager-Ansatz. Der funktioniert auf den ersten Blick so ähnlich wie ein Dachfonds: Ein Fonds nutzt die Expertise anderer Assetmanager. Der Unterschied ist, dass ein Multi-Manager-Fonds nicht in andere Fonds, also Produkte, investiert, sondern an andere Assetmanager Vermögensverwaltungsmandate vergibt. Man „spiegele“ mit dem Fonds das „‘echte‘ Schweizer Private Banking wider“ heißt es vom Anbieter nicht umsonst. Die Konstruktion hat aber auch handfeste Vorteile gegenüber dem Dachfondskonzept: 1. ist sie (meistens) billiger, schließlich fallen bestimmte fixe Kosten, etwa für die Wirtschaftsprüfung, nur einmal an. 2. kann der Initiator die grundsätzliche Anlagestrategie individuell bestimmen und 3. gibt es mit dem Portfoliomanager einen klaren Ansprechpartner.

Der Finiens-Fonds ist nicht nur wegen dieser drei Punkte außergewöhnlich. Hirsiger hat sich auch für eine besondere Ausgestaltung der Mandate entschieden. Während bei den meisten Multi-Manager-Fonds die beauftragten Portfoliomanager spezialisierte Mandate abarbeiten, also für deutsche Nebenwerte oder Schwellenländer-Anleihen oder andere Nischen des weltweiten Finanzmarktes verantwortlich zeichnen, veranstaltet Hirsiger ein sogenanntes Hunderennen, bei dem alle Mandate prinzipiell gleich ausgestaltet werden. Klar, als Unternehmer setzt er lieber auf die Wirkung der Konkurrenz, die ja bekanntlich das Geschäft belebt. Dafür verzichtet er auf die Vorteile der weitgehenden Spezialisierung. Zwar betont er im Gespräch, dass er keinen Druck auf die Manager ausüben wolle und nicht bei jedem schlechten Quartal wechseln würde, aber die vier momentan beauftragten Assetmanager – Vontobel, Bank Syz, Flossbach von Storch und Reichmuth, allesamt sehr wohlklingende Namen in der Welt des Assetmanagements – wissen, dass sich mit der Rothschildbank schon ein Einwechselspieler warm macht. Die Frage ist nur, wer fliegt. Wen auch immer es trifft, Ausreden von wegen unterschiedlicher strategischer Vorgaben wird es kaum geben, denn weil Hirsiger alle Mandate gleich ausgestaltet, ist volle Vergleichbarkeit gegeben. Unternehmerisch gedacht eben.

Anmerkung: Nach Fertigstellung des Artikels wurde übrigens Reichmuth ausgewechselt. Dafür kam die Rothschildbank zum Einsatz.