Stiftungsfonds des Jahres 2021
Zwei Veteranen-Fonds vorne
Wer kann am besten Auf und Ab oder besser Ab und Auf? Das war eine der Kernfragen der Redaktion bei der diesmaligen Auswahl der Fonds für Stiftungen. Als Anschauungsmaterial dienten die beiden Kursstürze 2018 und 2020, denen sich in beiden Fällen zügige Erholungsphasen anschlossen. Manager mussten jeweils erst das Schlimmste verhindern und dann schnell wieder aufsatteln, um bei den Erholungsrallys dabei zu sein. Von den zur Alleinanlage geeigneten Stiftungsfonds haben das insbesondere das älteste deutsche Stiftungs-Vehikel, der 1990 gegründete Merck Finck Stiftungsfonds und der Stiftungsfonds der Bethmann Bank hinbekommen. Herzlichen Glückwunsch!
Bei den Bausteinen haben wir wieder einen Immobilienfonds als defensive Anlagevariante empfohlen, den Leading Cities Invest. Der Fonds schlägt sich weiter hervorragend. Als offensiven Baustein empfehlen wir insbesondere den KBC Eco Fund, der sich in einer kleinen Nische hervorragend entwickelt. Im Nachhaltigkeitsbereich wollen wir eine Lanze für Wandelanleihen brechen. Der UniInstitutional Global Convertibles Sustainable ist aus unserer Sicht ein exzellent gemanagtes Produkt.
Stiftungsfonds des Jahres: Merck Finck Stiftungsfonds UI (WKN848398)
Der Merck Finck Stiftungsfonds UI ist unser Stiftungsfonds des Jahres 2021. Er überzeugt seit langem durch gute Ergebnisse, liegt in Tief- und in Hochphasen häufig bei den Besten der Vergleichsgruppe, weil das Management schnell und auch proaktiv reagiert. Das zeigte man 2018 und zuletzt 2020 in der Corona-Krise, als das Team um Marc Decker wieder einmal mit der Titelauswahl und dem, was man Sektor-Rotation nennt, sehr richtig lag. So hat man Anfang 2020 (noch vor dem Corona-Einbruch) viele Bankaktien verkauft und auf defensivere Werte etwa aus dem Immobilienbereich und dem Pharma-Sektor umgestellt, dann aber wieder in konjunkturabhängigere Titel zurückgeschichtet, als viele andere noch abwarteten. Dieses klassische aktive Managementverständnis passt zum ältesten Stiftungsfonds in Deutschland (gegr. 1990) und wir sind optimistisch, dass die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben wird. Denn das Vehikel hat außer dem starken Management einige Konstruktions-Merkmale, die zum Erfolg auch in der Zukunft beitragen könnten. 1. kann man in aller Welt investieren, ist nicht auf Europa und bestimmte Anlagebereiche beschränkt. 2. steht ein weltweit vernetzter Eigentümer hinter Merck Finck, der es einem in der globalisierten Welt leichter macht. 3. berücksichtigt der Fonds nachhaltige Kapitalanlagegrundsätze, ohne auf ein zu stark eingeschränktes Universum verwiesen zu sein. Mit 1,10 Prozent an totalen Kosten (laufende Kosten) bleibt 4. genügend Spielraum für eine Vermögensmehrung. Und schließlich können Stiftungen, die sich an den Anlagerichtlinien (min. 70% des Vermögens müssen in Anleihen investiert werden) stören, auch in offensivere Varianten des Fonds (Merck Finck Stiftungsfonds Balanced UI oder Merck Finck Stiftungsfonds Dynamic UI) investieren.
Stiftungsfonds des Jahres: Bethmann Stiftungsfonds SI (WKN DWS2TB)
Der Bethmann Stiftungsfonds ist für uns Stiftungsfonds des Jahres, weil er eindrucksvoll den Beleg für qualitätsvolles aktives Management erbracht hat. Diese Qualität zeigt sich insbesondere in abrupt wechselnden Börsenphasen. Nur Fondsmanager, die schnell und möglichst proaktiv reagieren und nicht zu lange der Vergangenheit hinterherrennen, können die Chancen jeder Börsenphase nutzen. Das Team um Reinhard Pfingsten verquickt quantitatives, also regelgesteuertes, mit diskretionärem Management offenbar sehr gut, vertraut bei der Anlageklassenauswahl eher auf quantitative Signale und bevorzugt für die Einzeltitelauswahl neben aller Wissenschaftlichkeit auch auf die „menschlichen“ Faktoren Kreativität und Intuition. 2018 hat der Bethmann-Fonds den Kurssturz zum Jahresende mit minus 3,3 Prozent hervorragend überstanden, um dann 2019 die schnelle Erholung für ein nahezu dreifaches Plus (9,8%) zu nutzen. Im Corona-Jahr 2020 hatte der Fonds bis Ende April nur drei Prozent verloren und lag – insbesondere aufgrund einer gelungenen Einzeltitelauswahl – zum Jahresende mit plus 4,8 Prozent dann wieder bei den Besten.
Hinter Bethmann steht schon seit langem die Abn Amro Gruppe aus den Niederlanden, ein Global Player im Bankenmarkt. Der Fonds ist außerdem sehr günstig (laufende Kosten: 0,62%) und hat für Stiftungen, die die Mindestanlage von fünf Millionen Euro nicht stemmen können, eine etwas teurere Tranche (0,85%) ohne Mindestanlage. Er kostet keine Gewinnbeteiligung, keinen Ausgabeaufschlag und keinen Rücknahmeaufschlag. Er ist steueroptimiert, schüttet stabil aus und ist groß genug, dass Fixkostenanteile (wie Steuerberatungskosten) sich nicht negativ auswirken, aber andererseits nicht so groß, dass er nicht mehr steuerbar wäre. Was sollten Stiftungen mehr wollen?
Stiftungsfonds des Jahres – Defensiver Baustein: Leading Cities Invest (WKN 679182)
Der defensive Baustein des Jahres ist für uns – wieder – der offene Immobilienfonds Leading Cities Invest von KanAm Grund Group. Das Management liefert beständig ab; im schwierigen Börsenjahr 2020, in dem auch viele Immobilienwerte wegen des Trends zum Home Office unter Druck gerieten und rote Zahlen schrieben, generierte er Erträge von immerhin 2,5 Prozent. Ein formidabler Baustein für alle Stiftungen, die betont vorsichtig anlegen wollen.
Der Fonds hat unseres Erachtens sehr gute Chancen, auch weiterhin Zuwächse um drei Prozent (nach Kosten) zu schaffen. Wir bleiben optimistisch, dass er insbesondere durch seine Bewertungsmethode, die nicht börsen-, sondern gutachtensgesteuert ist, noch Bewertungsreserven hat. Weil die Gutachter in der Bewertung auf die langfristig zu erzielenden Mieteinnahmen abstellen, sind offene Immobilienfonds außerdem erheblich weniger von der Gefahr einer platzenden Immobilienblase betroffen als etwa ein Investment in Immobilienaktien. Sachwertsicherung insbesondere durch Betongold wird darüber hinaus weiter ein wichtiges Motiv für Investoren bleiben. KanAm Grund Group hat gezeigt, dass es den diesbezüglichen Ansprüchen der Investoren gerecht werden kann. Zu beachten sind für Stiftungen vor einem Investment allerdings die Besonderheiten einer Anlage in offenen Immobilienfonds (bitte beraten lassen), etwa die längeren Haltefristen und hohe Ausgabeaufschläge, die aber vor einem langfristigen Investment, und nur als solches macht der Fonds Sinn, nicht abschrecken sollten.
Stiftungsfonds des Jahres – Offensiver Baustein: KBC Eco Fund – Alternative Energy Cap (WKN A0JJ51)
Der KBC Eco Fund –Alternative Energy ist unser Stiftungsfonds des Jahres im Bereich Offensive Investments, weil er sich auf eine für Stiftungen höchst interessante Anlagennische fokussiert, dabei konsequent, sehr erfolgreich und durch und durch nachhaltig aufgestellt ist.
Stiftungen, die der Empfehlung von RenditeWerk gefolgt sind und 2016 maximal fünf Prozent in den Grünen Aktienfonds investierten, konnten allein mit dieser Kapitalmaßnahme seitdem ein Plus von rund fünf Prozent für das (gesamte) Stiftungsvermögen verzeichnen. Allein in 2020 machte der Fonds ein Plus von über 73 Prozent. Er ist damit einer jener Satelliten, die sich immer wieder als ertragreiche Perlen erweisen. Der Fonds ist engagiert in Aktien, die mit Biokraftstoffen, Solar- und Windenergie zusammenhängen. Neben Standardwerten wie Jinkosolar, einem der größten Hersteller von Photovoltaikmodulen oder dem deutschen Waferhersteller Wacker Chemie war der Fonds im August 2020 auch zum Beispiel im E-Auto-Pionier Tesla und der Wasserstoff-Aktie Plug Power (2020: + 1.000%) investiert. Das zeigt: Die Fondsmanager gehen keinem Risiko aus dem Weg, laden sich hochspekulative Branchen ins Portfolio, scheren sich um Deutschland (Anteil: 7%) wenig und halten gehörige Fremdwährungsanteile (> 65%). Der Risikograd (SRRI) liegt entsprechend bei sechs von sieben, also der zweithöchsten Risikostufe. Aus solchem Holz sind Bausteine komplexer Vermögen gemacht. Aber Vorsicht: Bitte bedenken, dass der Einsatz im Stiftungsportfolio wohldosiert erfolgen muss!
Stiftungsfonds des Jahres – Alternativer Baustein: UniInstitutional Gl. Convertibles Sustainable (WKN A1W8J1)
Wandelanleihen scheinen als Anlagekategorie wie für Stiftungen gemacht. Sie gewähren dem Investor nämlich (meist) eine feste Verzinsung während der Laufzeit und zusätzlich am Ende die Wahl zwischen der (normalen) Rückzahlung des geliehenen Kapitals oder der Lieferung von Aktien zu einem vorab bestimmten Preis. Mit anderen Worten: Stiftungen erhalten regelmäßige ordentliche Erträge und können trotzdem vom eventuellen Aufschwung der Märkte profitieren, ohne gleichzeitig von fallenden Kursen gleichermaßen betroffen zu sein. Auch wenn die Zinsen mit dem Wandlungsrecht meist geringer als ohne ausfallen und viele Wandelanleihen in der Nullzinsphase zu puren Kaufoptionen verkümmern, sollten sie Stiftungen weiter im Auge behalten.
Für uns ist der UniInstitutional Gl. Convertibles Sustainable der “Stiftungsfonds des Jahres – Alternativer Baustein”, weil er zeigt, wie erfolgreich auch Anleihenkonzepte in der Zins-Krise sein können ohne das Thema Nachhaltigkeit zu vernachlässigen. Das Produkt der Fonds-Schmiede der Volks- und Raiffeisenbanken – Union Investment ist vielleicht am weitesten von allen großen Fondsgesellschaften bei den ESG-Themen – hat im vergangenen Jahr 22 Prozent Ertrag erwirtschaftet. Zugegeben, das meiste davon sind Kursgewinne aus Wandlungen, ausschüttungsfähige Ertragsanteile fielen eher bescheiden aus (Ausschüttung im November 2020: 6 Cents bei Anteilspreisen von mehr als 100 Euro), aber letztlich ist der Ertrag auch für Stiftungen die Größe, auf die es langfristig ankommt. Und eine Durchschnittsperformance von mehr als sechs Prozent über die vergangenen fünf Jahre ist ein bestechender Beleg für die Tauglichkeit der Produktklasse selbst in einer schwierigen Marktphase.
Der Fonds legt weltweit – zumeist abgesichert – in “Hartwährungen” an, verfolgt dabei einen strengen ESG-Ansatz und ist mit laufenden Kosten von einem Prozent vergleichsweise preiswert. Die Mindestanlage von 50.000 Euro sollte für Stiftungen kein Problem sein und selbst wenn die Zinsen wieder positive Werte annehmen, wird der abrupte Kurssturz bei diesen Papieren wohl ausbleiben.