M.M.Warburg und St. Galler Kantonalbank

Renditewerk hebt wie jedes Jahr Vermögensverwalter heraus, die besonders erfolgreiche Stiftungsdepots kreiert haben. In diesem Jahr zeichnen wir als erfolgreichste Stiftungsdepotsteuerer 2023 die Hamburger Privatbank M.M.Warburg sowie die St. Galler Kantonalbank Deutschland aus*.

Das beste defensive Stiftungsdepot des Jahres reichte uns das traditionsreiche und momentan (ungewollt) häufig im Fokus stehende Hamburger Bankhaus M.M.Warburg mit einem Ergebnis von 8,4 Prozent für ein reines Anleihen-Depot ein.

Den Titel für das offensive Stiftungsdepot des Jahres (Aktienanteil größer/gleich 30 Prozent) heimste die deutsche Tochter einer halböffentlichen Schweizer Bank ein, die St. Galler Kantonalbank Deutschland. Ihr 23er Ergebnis für Stiftungen: 17,03 Prozent.   

  1. Das defensive Stiftungsportfolio von M.M.Warburg, ein Depot ohne Aktien, hielt zu Beginn des Jahres 2024 (Stichtag 31.1. 2024) rund 31 Prozent des Vermögens in Staatsanleihen, mehr als 60 Prozent in Unternehmensanleihen und fast sieben Prozent in Pfandbriefen. Der sich in dieser Asset Allokation (wegen des relativ großen Anteils an Unternehmensanleihen) ausdrückende Konjunktur- und Zinsoptimismus – neben dem unternehmerischen Risiko sind auch die verhältnismäßig langen Restlaufzeiten sowie die eher niedrige Durchschnittsbonität weitere Indizien für eine Optimismus-Strategie – machte sich für die anlegenden Stiftungen voll bezahlt. 2023 konnte ein ordentlicher Ertrag von mehr als drei Prozent ausgewiesen werden – nach Kosten versteht sich. Für uns typisch sind zwei Unternehmensanleihen: Eine Nachranganleihe von der Otto Group – die mittlerweile zu den größten Online-Händlern hierzulande gehört – zeigt, dass man auch mit Anleihen riskant anlegen kann. Und eine Anleihe von Zulieferer Schäffler demonstriert, dass man auch mit geringerem Risiko attraktive Erträge erzielen kann. Sie bringt aktuell bei einem guten (aber nicht sehr guten) Rating von BB+ immerhin eine Rendite von 3,63 Prozent.     

Übrigens: Dass M.M.Warburg nicht nur defensiv anlegen kann, macht noch eine andere Ehrung deutlich. Firstfive zeichnete die Hamburger Bank nämlich als „Vermögensverwalter des Jahres 2023“ aus. Um den Titel kann sich nur bewerben, wer in mindestens drei (von vier) Risikoklassen über verschiedene Zeiträume reale Exzellenz, d.h. überdurchschnittliche Performance mit Kundengeldern nachweist.

Weitere Vermögensverwaltungen, die RenditeWerk für den defensiven Bereich ihre Daten übermittelten, erzielten 2023 Spitzenergebnisse. Hinter M.M. Warburg folgten auf den Rängen zwei und drei die Stiftungsdepots der KSK (7,17%) und der Fürst Fugger Bank (6,11%).

  1. Das offensive Stiftungsdepot des Jahres wurde von der deutschen Tochter der St. Galler Kantonalbank strukturiert. Die 17,03 Prozent Jahresperformance für 2023 sind das beste uns für diesen Zeitraum gemeldete Ergebnis. Wir konnten dem Deutschland-Chef der St. Galler Kantonalbank, Sven C. Thielmann, einige Fragen stellen, die wir im Folgenden zusammen mit den Antworten dokumentieren.

Sven C. Thielmann zur Stiftungsdepotverwaltung

RenditeWerk: Was waren die größten Herausforderungen für Stiftungsvermögen 2023 und was sind sie 2024?

Sven Thielmann: Anfang 2023 war noch nicht klar, ob der reale Kapitalerhalt – aufgrund des inflationären Umfelds und des Zinsniveaus – zu moderaten Risiken erreicht werden kann. Heute sehen wir eine gute Ausgangssituation, die attraktiven Renditen der Rentenmärkte für die nächsten Jahre zu nutzen. Auf der anderen Seite hat der Aktienmarkt viele Risiken ausgepreist, sodass es nur eine Frage der Zeit ist, wann aktienlastige Stiftungsvermögen mit mehr Volatilität rechnen müssen.

RW: Ganz generell: Worum geht es Ihnen bei der Anlage für Stiftungen?

Sven Thielmann: Für uns steht das Bedürfnis der Stiftung im Fokus. Wir versuchen, jedes Anliegen zur vollsten Zufriedenheit zu erfüllen und gleichzeitig den regulatorischen Spielraum einzuhalten und zu nutzen. Gleichzeitig sind wir in den vergangenen Jahren mit sehr hohen Erwartungen konfrontiert gewesen. Manchmal gehört es dann auch dazu, dies mit einer realistischen Einschätzung zu beantworten und keine falschen Versprechungen zu geben. Kunden, die unseren Rat berücksichtigt haben, wurden von den schnell steigenden Renditen und dem Crash an den Rentenmärkten nicht überrascht, da wir insbesondere im Rentenbereich den Fokus auf das Risikomanagement gelegt haben.

RW: Gehören Anleihen noch in das Fach „Sichere Anlagen“?

Sven Thielmann: Ja, wieder – sie waren es die letzten Jahre nicht. Absolute Sicherheit bleibt nur im Tages- oder Termingeld – und dort nur augenscheinlich, da Zinssenkungen einen direkten, negativen Einfluss auf das Stiftungsvermögen haben. Mit Blick in die Zukunft empfehlen wir ganz klar gemischte Portfolien soweit es die Anlagerichtlinien zulassen.

RW: Wie lange kann die Spreizung zwischen der realwirtschaftlichen Krise auf der einen und den immer neuen Börsenrekorden auf der anderen Seite anhalten?

Sven Thielmann: Da die Börsenrekorde nur von wenigen hochkapitalisierten Unternehmen getrieben werden, ist diese Spreizung im breiten Markt nicht so deutlich, wie bei marktgewichteten Indizes. Die Aktienmärkte bleiben anfällig für Korrekturen der großen Tech-Unternehmen und haben gleichzeitig die Chance, durch einen Aufholeffekt des übrigen Marktes getragen zu werden. In diesem Moment ist es absolut zentral, ein sehr gut diversifiziertes Portfolio zu haben.

RW: Welche Investments haben besonders zu dem starken Ergebnis 2023 beigetragen?

Sven Thielmann: Ganz klar globale Aktien und hier im Besonderen der Technologiebereich. Das starke Ergebnis ist allerdings die indirekte Folge unserer Risikomessung, die hohe Aktienquoten zugelassen hat. Wir ziehen es vor, Stiftungsportfolien aus der Risikoperspektive und nicht aus der Performanceperspektive zu steuern. Das gebieten die Erwartungen unserer Kunden und die Anforderungen an den Stiftungszweck sowie Kapitalerhalt.

* Die Auszeichnung „Stiftungsdepots des Jahres“ basiert auf den Meldungen realer (und uns belegter) Perfomance-Zahlen für eine oder mehrere Stiftungen durch Vermögensverwaltungen. Berücksichtigung finden zwei Risikoklassen (defensiv = Keine Aktien; offensiv = Aktienanteil mindestens 30%).