Insti-Produkte für Stiftungen

Die Vermögensverwaltung für ganz große Gelder, das sogenannte institutionelle Asset Management, das normalerweise ab Summen von vielleicht 20 Millionen Euro zum Einsatz kommt, will sein segenreiches Wirken auch für kleinere Vermögen nutzbar machen. Schon mit wenigen 100.000 Euro sollen Stiftungen sich die Dienste der Instis sichern können.

Das Instrument dazu sind Fonds. Während private Anleger in die bekannten Investmentfonds auch mit kleinen Summen investieren können, lassen sich institutionelle Anleger sogenannte Spezialfonds auflegen, die in der Regel nur einen oder wenige Anteilseigner haben und deren Ausgestaltung sie prinzipiell vollständig bestimmen können.

Welche Bedeutung das Insti-Geschäft im Fondsbereich hat, zeigt schon ein Blick in die Statistik des Bundesverbandes Investment (BVI). Der verzeichnet alle in Deutschland aufgelegten Fonds mit einem Vermögen von immerhin 2,7 Billionen Euro. 23% entfallen davon auf die massetauglichen  Investmentfonds, zu denen auch die meisten Stiftungsfonds gehören. Der andere, weitaus größere Teil bestehend aus über zwei Billionen Euro, steckt in Spezialfonds, dem Insti-Fonds-Geschäft.

Spezialfonds und Eigenschaften

Seit einiger Zeit können auch kleinere Stiftungen in einen Spezialfonds investieren, in den AllianzGI-Fonds EJS Stiftungsfonds, den die Evangelische Johannesstift Stiftung aufgelegt hat. Initiator Jens Güldner, selbst Vermögensbeauftragter des Johannesstiftes und Ex-Banker: „Unser Fonds ist offen für semiprofessionelle gemeinnützige Anleger, die mindestens 200.000 Euro investieren. Der Fonds ist rund 60 Millionen Euro schwer, etwa 15 Anteilseigner sind dabei. Stiftungen, die mitinvestieren wollen, haben es allerdings nicht leicht. Zwar hat der Fonds eine ISIN (DE000A0X8G49), aber die allein reicht nicht zum Kauf. Vor dem Anteilserwerb müssen Kandidaten eine Geeignetheitsprüfung bei Banken oder Fondsgesellschaft durchlaufen. Güldner besteht außerdem darauf, jeden Interessierten vorab kennen zu lernen. Nur wenns passt, wird eine Beitrittserklärung aufgesetzt. „Im Idealfall kommt man mit einem Vorlauf von zwei Wochen aus“, sagt Güldner.

Der Fonds unterscheidet sich in Vielem nicht von einem Retail-Produkt. Er darf (wie andere Stiftungsfonds) 100 Prozent des Vermögens in Anleihen investieren, maximal 50 Prozent in Aktien, einen kleinen Immobilienanteil (10%)  halten, Fremdwährungen besitzen und Derivate nur zur Absicherung nutzen. Er schüttet zweimal im Jahr aus, zuletzt zwei Euro pro Jahr, woraus sich eine Ausschüttungsrendite von knapp zwei Prozent ergibt. Wenig außergewöhnlich sind auch die Ergebnisse des Fonds. Auf drei Jahressicht liegt er leicht im Minus und damit etwa im Schnitt der Stiftungsfonds, die RenditeWerk zur Alleinanlage empfiehlt.

Was den Fonds nach Aussage von Güldner besonders macht, sind drei Punkte: 1. Treffen sich alle Anteilseigner einmal im Jahr, um über das Abschneiden zu räsonieren und eventuell neue strategische Optionen ins Auge zu fassen. Das kennt man von normalen Investmentfonds nicht. Zweitens liegen die Kosten deutlich unterhalb der gewohnten Schwelle. Und drittens fällt das Risikomanagement auf. Der Fonds arbeitet mit einem sogenannten Risikobudget, dem riskierten Vermögensteil. Den haben auch andere Stiftungsfonds. Das Risikobudget des EJS Fonds ist geteilt. 7,5 Prozent, das sogenannte Primärbudget, steht nach einem entsprechenden Verlust innerhalb eines Jahres erst wieder zu Beginn des neuen Jahres zur Verfügung. Weitere 2,5 Prozent stehen immer zur Verfügung, sichern also die minimale Beweglichkeit, auch wenn größere Verluste eingetreten sind.  Wie wichtig es ist, sich Beweglichkeit zu erhalten machte die Covid-Krise deutlich. Der Anteilspreis des Fonds war in wenigen Tagen (vom 20.2. bis 24.3.) um mehr als elf Prozent abgesackt, konnte sich anschließend allerdings auch deutlich erholen.   

Der EJS-Fonds ist nicht der einzige Insti-Vorstoß im Stiftungssektor. Die Deka institutionell etwa hat (neben dem schon lange eingeführten DEKA Stiftungen Balance) den Deka-institutionell Stiftungen (WKN DK2J6B) an den Start gebracht. Der kostet etwas weniger (Ausgabeaufschlag 1,5% statt 2%; Laufende Kosten: 1,09% statt 1,18%) und hat eine etwas höhere Einstiegssumme als der Konkurrent aus dem gleichen Haus (50.000 zu 25.000€). Der Deka Institutionell ist überdies deutlich riskanter aufgestellt, darf etwa mehr Aktien kaufen. Die offensivere Ausrichtung zeigt sich auch an den Ergebnissen. 2019 konnte der Insti-Fonds um 8,7 Prozent zulegen, der Balance nur um 4,5 Prozent. Ein Jahr zuvor sah es allerdings anders aus. 2018 verlor der Balance 3,4 Prozent seines Wertes, der Institutionell fast doppelt so viel (-6,2%). Die Corona-Krise verdaute der Insti-Fonds relativ gut, verlor 2020 bis Ende April weniger als drei Prozent an Wert und damit unwesentlich mehr als der Balance.

Ob Spezialfonds oder Retail-Produkt: Die Fonds der großen Fondsgesellschaften werden alle von Teams gesteuert, die nach Institutionellen Anforderungen durchorganisiert sind. Die wirklichen Antipoden dürften deshalb die Fonds kleinerer Einheiten, etwa die der unabhängigen Vermögensverwalter sein. Die werden häufig vom Chef selbst und oft auch „aus dem Bauch“ heraus gesteuert und das nicht weniger erfolgreich. Der Grund dafür könnte mit der eingeschränkten Freiheit der Instis zu tun haben. Fondsmanager bei großen Fondsgesellschaften werden anlagepolitisch nämlich an die Kette gelegt. Sie müssen sich, so bestätigt es etwa Frank Wettlauffer, der Initiator des smart & fair Fonds und einer, der jahrelang im Insti-Geschäft unterwegs war, mehr oder weniger eng an ihrem  (intern bestimmten) Vergleichsindex halten. „Stark und konsequent sind Institutionelle vor allem im relativen Risikomanagement, der Abweichung von der Benchmark. Das überwachen Banken bei ihren Fondsmanagern sehr genau.“ Der Grund: „Wenn ich jemandem nicht vertraue, fessele ich ihn an eine Benchmark.“ Für manche institutionelle Anleger sind deswegen mittlerweile auch Retail-Fonds durchaus interessant geworden. Wettlauffer: „Die Grenzen zwischen Retail- und institutionellem Fondsgeschäft verschwimmen auch, weil immer mehr ‚Retail-Fonds‘ Insti-Tranchen auflegen.“