Nachhaltige Aktienindizes kommen besser durch die Krise
von Claus Hecher, Head of Business Development ETFs und Indexlösungen DACH, BNP Paribas Asset Management
Der Trend zu nachhaltigen ETFs hält an
Nachhaltige Aktien-ETFs haben sich längst etabliert und konnten bei allen Anbietern trotz der jüngsten Krise an den Aktienmärkten im 1. Quartal 2020 mehr als 6,2 Mrd. Euro Nettomittelzuflüsse verbuchen, während die Gesamtkategorie Aktien-ETFs im europäischen Markt Abflüsse in Höhe von 13,1 Mrd. Euro zu vermelden hat. Bereits im vergangenen Jahr verzeichneten ESG-konforme ETFs in Europa mit 16,5 Mrd. Euro hohe Zuflüsse (Quelle: Bloomberg, Stand: 31.3.2020).
Nachhaltige Aktienindizes für entwickelte Märkte bei der Wertentwicklung im Vorteil
Die von BNP Paribas Easy ETF abgebildeten MSCI SRI S-Series 5% Capped – Indizes konnten per 29. Mai 2020 für die entwickelten Märkte geringere Wertverluste im Vergleich zum jeweiligen Standardindex ausweisen, während sich bei Schwellenländer-Aktien ein umgekehrtes Bild ergibt.
Quelle: Bloomberg; *Zeitraum: 2.1. – 29.5.2020; Auflagedatum der SRI-Indizes: 30.11.2015; Die vergangene Performance ist kein Anhaltspunkt für die zukünftige Performance
Auswahlmethodik bei nachhaltigen Indizes
Das SRI-Indexkonzept[1] von MSCI schließt im ersten Schritt grundsätzlich Unternehmen aus dem Investmentuniversum aus, die in den umstrittenen Geschäftsfeldern Alkohol, Glücksspiel, Tabak, Rüstung, Feuerwaffen, Pornographie, gentechnisch veränderte Organismen und Kernenergie aktiv sind. Im zweiten Schritt werden nach einem Best-in-Class-Ansatz alle Gesellschaften ergänzt, die hinsichtlich ihres ESG-Ratings (mindestens „BB“ auf einer siebenstufigen Skala zwischen „AAA“ und „CCC“), ihrer Sektorzugehörigkeit und Unternehmensgröße geeignet sind. Somit sollen materielle ESG-Risiken reduziert und Chancen identifiziert werden.
Das ESG-Rating fokussiert sich auf die Identifikation und Bewertung der Chancen und Risiken eines Unternehmens, die für den Geschäftserfolg von wesentlicher, also materieller Relevanz sind. Daher hat MSCI für jede der 171 beobachteten Industrien eigene Themenkataloge entwickelt. Erfahrungsgemäß sind lediglich drei bis sieben Themen in einer Branche tatsächlich von materieller Bedeutung. Diese werden sehr tiefgehend analysiert, um im Anschluss zu bestimmen, mit welchem Gewicht diese in das ESG-Rating einfließen. Hierzu werden die potenziellen Auswirkungen des Themas auf Umwelt und Gesellschaft sowie die zeitliche Relevanz des Themas analysiert. Wichtig dabei ist: Nachhaltigkeitsthemen und Trends ändern sich. Daher werden die Themenkataloge mindestens einmal pro Jahr auf ihre Gültigkeit überprüft.
Schließlich gelten Mindeststandards hinsichtlich der vom Kontroversen-Research vergebenen Punktzahlen bei der Analyse und Überwachung von Kontroversen wie Verstöße gegen internationale Normen von United Nations und relevanten Nichtregierungsorganisationen. Ziel ist die Minimierung von Reputationsrisiken. Themen sind dabei Umwelt, Menschenrechte, Arbeitnehmerrechte, Lieferketten sowie die Unternehmensführung.
Fossile Brennstoffe stehen in der Klimadebatte am Pranger
BNP Paribas Asset Management
bildet bei den SRI Aktien-ETFs eine Indexvariante mit einer
Gewichtungsobergrenze i.H. von 5% pro Titel ab, um eine Konzentration des
Indexportfolios zugunsten von Aktien mit der höchsten Marktkapitalisierung zu
vermeiden. Der Zusatz „S-Series“ steht für strengere Umsatzgrenzen bei
Ausschlüssen von Unternehmen, deren Tätigkeit unmittelbar mit fossilen
Brennstoffen in Zusammenhang steht. Dies betrifft sowohl die Suche nach
fossilen Energieträgern, deren Gewinnung, Verarbeitung, Transport und Lagerung
als auch die Erzeugung von Strom aus solchen Rohstoffen. Für den Sektor
Kernenergie gelten strengere Umsatzhöchstgrenzen.
[1] SRI steht für „Socially Responsible Investment“, also gesellschaftlich verantwortliche Kapitalanlagen. Der europäische Branchenverband Eurosif hat den Begriff inhaltlich auf „Sustainable and Responsible Investment“ erweitert.