Multi Asset und Nachhaltigkeit führen zu einer robusten Asset Allocation

Evangelische Bank – Sustainable Investment Management: Wie die Assetmanager von EB-SIM Nachhaltigkeit im Rahmen eines modernen Multi-Asset-Ansatzes umsetzen

Von Dual Asset zu Multi Asset

Multi Asset Konzepte sollen es Anlegern ermöglichen, im Rahmen ihrer Investmentziele und Risikopräferenzen in jeder Marktphase in den attraktivsten Anlageklassen investiert zu sein. In positiven Marktphasen lassen sich meistens mit Aktien und Unternehmensanleihen die höchsten Renditen erzielen, während Staatsanleihen oder Pfandbriefe bei schwächerer Marktentwicklung historisch eine gute Absicherung darstellten.

Während der jahrelangen Abwärtstendenz im Zinsbereich und dann folgender Niedrigzinsphase trat die Diversifikation über zusätzliche Assetklassen mitunter in den Hintergrund, weil die enormen Rentenbestände für Investoren jedes Jahr weitere Kursgewinne bedeuteten und eine Mischung über zwei Assetklassen vollkommen ausreichend erschien: Aktien und Renten. Multi-Asset Produkte waren somit eher Balanced-Produkte aus Aktien und Anleihen. Daher wurde bezüglich dieser Strategien auch von „Dual-Asset“ Strategien gesprochen.

Die Kombination verschiedener Assetklassen ermöglicht Stabilität. Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen. Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung EB-SIM

Der schnellste Zinsanstieg in Jahrzehnten sorgte 2022 in Kombination mit einer stark ansteigenden Inflation und geopolitischen Unsicherheiten wie dem Ukrainekrieg für massive Kursverluste bei Aktien und Anleihen. Es kam zum Bruch mit dem gegenläufigen Verhalten der beiden Anlageklassen, welches eigentlich eine ausgleichende Wirkung haben sollte. Für den Ausstieg aus dem Null- und Negativzinsszenario hatten Investoren mit einem Zeitraum von drei bis vier Jahren gerechnet, aber nun hatte sich der Zins innerhalb weniger Monate vervielfacht und Balanced-Portfolios haben Risiken offenbart, die manche Anleger vorher in dieser Form nicht gesehen haben. Zweifelsohne ein Argument für Multi Asset Konzepte, die auch das bieten, was im Namen steht: die Gesamtheit an Anlageklassen.

Multi Asset: Die Anlageklassen

Zu möglichen Beimischungen gehören Gold und andere Rohstoffe oder auch Investitionen in Infrastruktur und Private Equity oder Hedgefonds. Das Verständnis für diesen Ansatz ist mit der Zeit gewachsen und sicherlich auch die Folge eines Lernprozesses. Im Zuge der Zinsentwicklung liefen beispielsweise Renditen von Anleiheemissionen und alternativen Investments auseinander: während die Anleihekupons stetig gesunken waren, lag die erwartete Ausschüttung für Erneuerbare Energien über 15 Jahre bei ungefähr vier Prozent. Heute könnten die aktuelle Zinsentwicklung und ein optimistischer Ausblick, was den Rückgang der Inflation zum Jahresende 2023 angeht, ein mögliches Gegenargument sein und die Mischung nur aus Anleihen und Aktien wieder attraktiv erscheinen lassen. Ein ganzes Bündel an politischen und wirtschaftlichen Unsicherheitsfaktoren wie Inflationsentwicklung, Notenbankpolitik, Lieferkettenprobleme und eine insgesamt unklare Perspektive für die Wirtschaftsentwicklung sprechen jedoch auch zukünftig für eine breite Aufstellung der Anlageklassen, und zwar je breiter desto besser.

Bausteine eines Multi Asset Ansatzes. Quelle: eigene Darstellung EB-SIM

Erfahrungsgemäß lässt sich allerdings feststellen, dass immer noch Aufklärungsarbeit darüber notwendig ist, dass es außer Aktien und Renten noch weitere Anlageklassen gibt. Zusätzlich haben Anlagen häufig einen „Home Bias“: in vielen Portfolios liegt ein Schwerpunkt auf deutschen und europäischen Titeln und die globale Diversifikation ist eher gering einzustufen. Dieser Aspekt gilt vor allem für kleinere Stiftungen und Versorgungswerke, bei denen sich das ganzheitliche Verständnis offensichtlich noch in der Entwicklung befindet, während größere Investoren und auch vermögende Privatkunden auf dem Weg zu einer breiteren Diversifizierung professioneller aufgestellt sind und daher einen Impuls liefern könnten.  

Multi Asset: Die Rahmenbedingungen

Sofern ein Multi-Asset-Konzept zum Einsatz kommen soll, müssen als Basis zunächst die Rahmenbedingungen gesetzt werden, mit denen der Assetmanager mehr Spielraum bei der breiteren Mischung der Anlagen erhält. Etwa dadurch, dass der Anleger die für die Erfüllung des Anlagezwecks notwendige Rendite nennt und in diesem Zusammenhang auch die Risikotragfähigkeit umreißt. Aber auch wenn der Entschluss für eine breitere Aufstellung feststeht und Anlagerichtlinien angepasst wurden, bleiben weitere Herausforderungen. Diversifikation ist abhängig vom Anlagevolumen und in Anbetracht der Tatsache, dass sechsstellige Anlagebeträge für Spezialfonds für viele Investoren nicht darstellbar sind, gibt es für die Diversifikation gewisse Grenzen, um Übergewichtungen und Klumpenrisiken zu vermeiden. Es wurden zwar innovative Konzepte entwickelt, die liquide Mäntel für illiquide Produkte bereitstellen, allerdings hat sich in der Vergangenheit schon bei Immobilienfonds gezeigt, dass liquide Mäntel in Krisenphasen nicht mehr liquide sind, sobald mehrere Anleger aussteigen wollen. Auch der Sekundärmarkthandel erweist sich in solchen Situationen allzu häufig als Scheinliquidität.

Andererseits entsprechen alternative Assets gerade den Bedürfnissen von Stiftungen, die in langen Zeithorizonten denken. Auch mit Blick auf die Nachhaltigkeitsaspekte kann beispielsweise ein Konzept, dass langfristig Erträge aus dem Verkauf von „grünem“ Strom erzielt, gerade für Stiftungen passend sein. Grundsätzlich sollten Anleger aber nicht um jeden Preis versuchen, geschlossene Fonds beizumischen. Es kommt vielmehr auf die bestmögliche Asset Allocation an, die für den Anleger umsetzbar und geeignet ist. Das kann auch eine Multi Asset Lösung mit ausschließlich liquiden Anlageklassen sein, wenn es die Situation erfordert. Nicht optional darf hingegen ein gutes Risikomanagement sein, denn es kommt nicht nur auf die richtige Mischung der Assetklassen an, sondern auch darauf, in welches Unternehmen konkret investiert wird. In einem Multi Asset Konzept sollte die Kombination von Anlagestrategie und Titelselektion auf Basis des gewünschten Risikoprofils systematisch erfolgen und nachvollziehbar sein, wobei die

Risikoüberwachung Teil der Allokations- und Selektionsentscheidung ist. Das Ziel ist, im Falle hoher Volatilitäten taktische Gewichte der Anlageklassen zu reduzieren. Daneben ist eine Überwachung der Risikoauslastung anhand von Volatilitäten und einer Vielzahl anderer Kennzahlen möglich. 

Systematischer, zielorientierter und transparenter Prozess führt zu nachvollziehbaren Anlageentscheidungen. Quelle: eigene Darstellung EB-SIM

Multi Asset und Nachhaltigkeit

Zunehmend eine Rolle spielt für Anleger die Integration von Nachhaltigkeitskriterien. In Kombination mit dem Multi Asset Ansatz wird auf einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsfokus abzielt, um dadurch positive Performancebeiträge mit einem verminderten Risikoprofil zu erwirtschaften. In den Multi Asset Strategien der EB-Sustainable Investment Management erfolgt die Integration der Nachhaltigkeit auf drei Ebenen:

Ebene 1: Generierung eines nachhaltigen Anlageuniversums

Negativ-Screening: Beim EB-Filter (Responsible) umfassen die Ausschlusskriterien zum einen Geschäftsfelder- und -praktiken, wie z.B. Verletzung von Menschenrechten oder Investitionen in fossile Energien. Zum anderen werden Unternehmen ausgeschlossen, die eine sehr geringe Nachhaltigkeit und/ oder eine stark negative Wirkung auf die SDGs aufweisen. Durch diesen Filter hat das nachhaltige Anlageuniversum eine Werte- und Wirkungsorientierung, ohne einen Diversifikationsnachteil hervorzurufen.

Ebene 2: Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensbewertung

Quantitative Analyse: Über Nachhaltigkeitskriterien können Risiken und Chancen besser bewertet werden. Dabei ist für jede Anlageklasse ein eigener Ansatz zur ESG-Integration sinnvoll. Allerdings werden unabhängig von der Assetklasse immer sektorale Besonderheiten, wie beispielsweise unterschiedliche CO2-Intensitäten von Industrieunternehmen im Vergleich zu Dienstleistern, berücksichtigt.

Qualitative Analyse: Es erfolgt die Analyse von Wettbewerbsvorteilen und der Zukunftsfähigkeit bei attraktiven Unternehmen auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit. So können weichere, nicht quantifizierbare Nachhaltigkeitselemente in die Analyse mit einbezogen werden.

Ebene 3: Kontroversen-Monitoring und Unternehmensdialoge

Kontroversen: Kontinuierlich werden aktuelle Entwicklungen und mögliche ESG-Kontroversen von Portfoliounternehmen überwacht, um Finanz- und Reputationsrisiken zu minimieren. Sollten Kontroversen bei Bestandsunternehmen auftreten, wird zuerst geprüft, ob das Unternehmen nun gegen die Ausschlusskriterien verstößt. Bei einem Verstoß wird das Unternehmen unter Berücksichtigung der Marktbedingungen schnellstmöglich verkauft. Sollte kein Verstoß vorliegen, obliegt es dem Portfoliomanagement den Titel neu zu bewerten.

Unternehmensdialoge: Über den Dialog mit dem Unternehmen und das öffentlichkeitswirksame Adressieren von nachhaltigkeitsbezogenen Themen wird Einfluss auf die Unternehmen genommen, um auf einen nachhaltigen Wandel der Unternehmen hinzuwirken. Dabei wird in der Regel ein kollaborativer Ansatz gewählt, um die Stimmen mehrerer Investoren zu bündeln und so eine möglichst große Wirkung auf das Unternehmen zu entfalten.  

Die Krisen der vergangenen Jahre unterstreichen die Notwendigkeit nachhaltiger und ganzheitlicher Investmentansätze. Unsere Umwelt und unser soziales Gefüge sind in Gefahr. Wir müssen mehr tun, um sie zu erhalten. Dazu gehört auch, Kapitalströme dort hinzuleiten, wo sie benötigt werden. Das steht nicht im Gegensatz zu einer attraktiven Rendite der Kapitalanlagen. Soliden nachhaltigen Unternehmen gehört die Zukunft.

Aktives Risikomanagement durch taktische Kapitalallokation, Stand: 31.05.2023. Quelle: eigene Darstellung EB-SIM

Multi Asset und aktives Management

Es gibt in jeder konjunkturellen Situation attraktive Unternehmen mit zukunftsorientierten Geschäftsmodellen. Die Aufgabe eines aktiven Assetmanagers ist es, diese zu identifizieren. Marktkorrekturen bieten dann eine attraktive Einstiegsgelegenheit. Ähnlich ist es mit steigenden Zinsen. Wenn die Zinssensitivität des Portfolios rechtzeitig reduziert wurde, kann anschließend das höhere Zinsniveau für Neuinvestitionen genutzt werden. Ein Multi Asset Ansatz ermöglicht durch die Beimischung von Sachanlagen und Alternativen Investments eine breitere Risikostreuung und schafft durch die Kombination mit einem Nachhaltigkeitsfokus eine attraktives Rendite-Risiko-Profil. Damit hat dieser Ansatz entscheidende Vorteile gegenüber reinen Balanced Ansätzen, die mit ausschließlich Aktien- und Rentenanlagen nur wenig Schutz bei Marktkorrekturen bieten. Auch in einem aktuell schwierigen Börsenjahr liegt der Fokus des defensiven Multi Asset Ansatzes der EB-Sustainable Investment Management auf realem Werterhalt und einer konstanten Ausschüttungsrendite.

EB-SMAI (WKN A1JUU9) und Vergleichsgruppe (Stand 31.05.2023). Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Die Vergleichsgruppe besteht aus den ca. 1.100 Multi Asset Fonds der Morningstar Kategorie „EUR Cautious Allocation Global“. Quelle: Morningstar Direct