Mit Indexfonds nachhaltig in Schwellenländer-Anleihen investieren

Gastbeitrag

Von Claus Hecher, Head of Business Development ETFs und Indexlösungen DACH BNP Paribas Asset Management

Ein deutsch-amerikanisches Forscherteam bestehend aus Josefin Meyer, Carmen Reinhart und Christoph Trebesch hat die historischen Renditen von Staatsanleihen aus Schwellenländern untersucht, die in Hartwährungen begeben und an den Börsen in London und New York gehandelt wurden.

Interessant ist dabei der lange Untersuchungszeitraum von über 200 Jahren – von der Schlacht bei Waterloo 1815 bis ins Jahr 2016. In diese Zeit fallen Kolonial- und Bürgerkriege, zwei Weltkriege und der anschließende Kalte Krieg mit Stellvertreterkriegen, die häufig in Schwellenländern ausgetragen wurden. In dieser Zeit kam es aber auch zu vielen Währungskrisen und Staatsbankrotten in Schwellenländern sowie zu globalen Wirtschaftskrisen. Insgesamt wurden in der Studie 220.000 Monatspreise von Schwellenländer-Anleihen aus 91 Ländern analysiert.

Risikoadäquate Rendite und Mehrertrag

Die Erträge waren ausreichend hoch, um das Risiko zu kompensieren. Reale ex-post-Renditen lagen über den Zeitraum von 200 Jahren, über alle Konkurse, Kriege und Krisen hinweg im Schnitt bei 7 Prozent pro Jahr; im Vergleich zu amerikanischen und britischen Staatsanleihen bedeutet das einen Mehrertrag in Höhe von rund 4 Prozent. Das ist vergleichbar mit Aktien und besser als Unternehmensanleihen.[1]

Pro und Contra

Die Tatsache, dass Anleger mit Anleihen aus Ländern schwacher Bonität eine risikoadäquate Rendite erzielen können, wenn sie langfristig agieren und global diversifizieren, machen aus Emerging Market Bonds eine interessante Anlageklasse. Trotzdem bleibt die Verschuldung vieler Schwellenländer ein Grund zur Sorge. Der Markt ist zweigeteilt, einigen Ländern drohen Krisen, die allermeisten allerdings scheinen stabil. Vor allem haben Schwellenländer heute bessere Fundamentaldaten und verantwortungsvollere Notenbanken und können dem Druck von Handelskonflikten, steigenden US-Zinsen und einem stärkeren US-Dollar eher widerstehen. Außerdem entfällt nach Ansicht von BNP Paribas Asset Management die Marktkapitalisierung der Emerging Market Indizes ganz überwiegend auf erfolgreiche Länder.

Passiv und nachhaltig

Investoren, die sich für die Anlageklasse interessieren, haben mehrere Möglichkeiten, ihre Anlageideen in die Tat umzusetzen. Neben aktiv verwalteten Fonds, die versuchen, Ineffizienzen auszunutzen, werden passive Strategien immer beliebter. Hinzu kommt, dass auch Anleger, die sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben haben, bei Indexfonds fündig werden. Möglich macht das unter anderem die ESG-Indexfamilie von JP Morgan (JESG). Dort gibt es traditionelle und nachhaltige Varianten für den JP Morgan EMBI Global Diversified Composite Index. In zuletzt genannte fließen Umweltaspekte (Environment), soziale Fragen (Social) und Kriterien der Unternehmensführung (Governance) ein, so dass sie als Grundlage für passive Strategien im Bereich globaler Schwellenländer-Anleihen dienen kann.

ESG-konform in drei Schritten

Für seinen traditionellen EMBI Index berechnet JP Morgan täglich den Indexwert für 170 Länder und mehr als 780 Emittenten. Für die Transformation des traditionellen in den nachhaltigen Index nutzt das Unternehmen die Daten der beiden Analysehäuser RepRisk und Sustainalytics. Deren ESG-Daten, die gleich gewichtet werden, beinhalten für die Titel im traditionellen Index zum einen event-getriebene Signale, zum anderen langfristige Nachhaltigkeitswerte, die durch ein strenges fundamentales Research gewonnen werden.

Im ersten Schritt werden die ESG-Werte der einzelnen Emittenten in eine Skala von 0 bis 100 übertragen, wobei 100 der beste Wert ist. In den endgültigen ESG-Wert fließt zusätzlich der rollierende 3-Monatsdurchschnitt der Daten ein, um Ausreißer zu vermeiden. Auf der Grundlage des ESG-Wertes teilt JP Morgan im zweiten Schritt alle Emittenten in fünf Gruppen ein, die als Multiplikatoren für die ESG-Integration des Indexes dienen. Je besser der ESG-Wert, desto höher ist die Gewichtung im Vergleich zur Gewichtung im traditionellen Index. So werden Emittenten aus Gruppe 1 im nachhaltigen Index mit 100 Prozent ihres ursprünglichen Indexgewichts berücksichtigt, Emittenten aus Gruppe 2 mit 80 Prozent und so weiter. Emittenten aus Gruppe 5 werden komplett ausgeschlossen und können zwölf Monate lang nicht mehr in den ESG-Index zurück.

So genannte „green bonds“, wie sie die Climate Bonds Initiative (CBI) definiert, werden übergewichtet, um nachhaltige Finanzierungen für Lösungen beim Klimawandel zu fördern. So wird etwa ein „green bond“ von einem Emittenten in Gruppe 3 in die Gruppe 2 hochgestuft und damit höher gewichtet; eine normale Anleihe desselben Emittenten bleibt dagegen in Gruppe 3. Im dritten und letzten Schritt der Transformation kommen schließlich ethische Faktoren zum Tragen. Konsequent ausgeschlossen werden hier Emittenten aus den Bereichen Tabak, Rüstung und Kraftwerkskohle sowie solche, die die Prinzipien des United Nations Global Compact verletzen.

Nachhaltiger Emerging-Market-Bond-Index

Im Verlauf der ESG-Integration werden aus den ursprünglich 826 Titeln im traditionellen Index 634 Titel von 128 verschiedenen Emittenten in der nachhaltigen Indexvariante. Auf dieser basiert der BNP Paribas Easy JPM ESG EMBI Global Diversified Composite. Im Durchschnitt haben die enthaltenen Staatsanleihen und die Anleihen staatlicher Institutionen per Stichtag 30.6.2020 ein S&P-Bonitätsrating von BBB- mit einem durchschnittlichen jährlichen Coupon von 5,45 Prozent. Zum gleichen Zeitpunkt betrug die Verfallrendite (yield to maturity) 4,46 Prozent, die Modifizierte Duration lag bei 7,97[2].

Alles in allem zeigt sich beim Performancevergleich zwischen der traditionellen und der ESG-konformen Indexvariante, dass sich Nachhaltigkeit positiv auf die Wertentwicklung auswirkt. Häufig war der nachhaltige Index etwas besser. Im laufenden Jahr konnte die ESG-Variante per Ende August um 2,38 Prozent zulegen, der traditionelle Index kam auf einen Zuwachs von 1,37 Prozent. Der Fonds verwaltet per Stichtag 21.9.2020 693 Millionen US-Dollar.

Indexperformance (netto in USD)[3] – 31.8.2020 2019 2018 2017
J.P. Morgan ESG EMBI Global Diversified 2,38% 15,94%
-3,80%
10,74%
J.P. Morgan EMBI Global Diversified Composite 1,37% 15,04%
-4,26%
10,26%
Performance-Differenz 1,01% 0,90%
0,46%
0,48%

Risikohinweis:

Anlagen im Fonds sind Marktschwankungen und den mit Anlagen in Wertpapieren von Natur aus verbundenen Risiken ausgesetzt. Der Wert der Anlagen und die daraus erwirtschafteten Erträge können sowohl steigen als auch fallen, und Anleger erhalten möglicherweise den investierten Betrag nicht vollständig zurück. Die beschriebenen Fonds sind einem Kapitalverlustrisiko ausgesetzt. Da es sich um Fonds handelt, die in Fremdwährungen investieren, kann sich die Währungsumrechnung auf den Wert der Anlagen auswirken, weil dieser Wechselkursschwankungen unterliegt. Für eine umfassendere Definition und Beschreibung der Risiken wird auf den Prospekt und die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) der Fonds verwiesen. Vor einer Zeichnung sollten Sie die neueste Version des Prospekts und der KIID lesen, die kostenlos auf unserer Website www.easy.bnpparibas.de verfügbar sind.


[1] Quelle: Meyer, Reinhart, Trebesch: „Sovereign Bonds Since Waterloo“, 2019

[2] Quelle: JP Morgan, Stichtag: 30.6.2020

[3] Quelle: Bloomberg, Stichtag: 31.8.2020