Krisenstrategie: Defensiv und nachhaltig

Wenn uns die Krisen der letzten Monate eines gelehrt haben, dann vor allem, dass die alte Bauernweisheit „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!“ nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt hat. Denn die Verwerfungen der jüngsten Zeit haben gezeigt, dass die Turbulenzen an den Kapitalmärkten teilweise aus dem Ruder laufen können.

Von Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG

Der Krieg in der Ukraine hatte die Lawine ausgelöst. Sprach man vor 12 Monaten noch von einer drohenden Deflation, haben sich die Vorzeichen seitdem umgekehrt: Hohe Energiekosten, eine galoppierende Inflation (auch wenn der Höhepunkt hier bald erreicht sein sollte) und, damit verbunden, steigende Zinsen. Hier ist das Ende des Zyklus noch nicht erreicht. Sowohl die amerikanische Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank (EZB) haben erst jüngst deutlich gemacht, dass weitere Zinsschritte zu erwarten sind und die Zinsen danach noch für eine ganze Weile auf hohem Niveau verharren werden. Die Folge: Die Börsen stürzten ab. Fast alle großen Indizes haben seit Beginn der Krise zweistellig verloren. Und auch der Bondmarkt zeigte sich äußerst volatil.

Was in dieser Zeit geholfen hat, war eine defensive Strategie. „Risiko runterfahren“ war die Devise. Und damit ist man als Investor nicht schlecht gefahren. Das zeigt auch unser Frankfurter Stiftungsfonds, das defensivste Mandat aus unserer „Frankfurter“ -Fondsfamilie. Er hatte über die vergangenen 12 Monate die beste Performance, im Vergleich zu den anderen Fonds.

Defensiv ja, aber ganz ohne Aktien geht es nicht

Dabei verzichtet auch der Frankfurter Stiftungsfonds nicht ganz auf Aktien. Sie werden im Portfolio aber eher niedrig gewichtet und dienen vor allem dazu, Performance zu generieren. Im Fokus stehen beim Frankfurter Stiftungsfonds ertragsstarke Value-Aktien, mit denen regelmäßig Ausschüttungen erzielt werden sollen. Das Aktienportfolio ist mit 20 bis 40 Titeln sehr konzentriert, wobei in der Regel eher 20 bis 25 Aktien im Fonds gehalten werden. Dabei kann das Aktienexposure durch den Einsatz von Index-Futures oder Optionen abgesichert werden.

Die Ertragsgenerierung erfolgt im Wesentlichen aus Aktien und Anleihen. Rund ein Drittel des Fonds besteht aus dem konzentrierten Aktienportfolio. Hier legen wir unser Hauptaugenmerk auf Modern-Value-Titel mit strukturellen Wettbewerbsvorteilen, die auf Basis der vier Prinzipien des Value-Investings ausgewählt werden:

  1. Aktien mit einer Sicherheitsmarge kaufen
  2. Beteiligung an eigentümergeführten Unternehmen
  3. Investition in Geschäftsmodelle mit wirtschaftlichem Burggraben
  4. Die Einbeziehung der Psychologie des Marktes

Als stabilisierende Elemente werden Anleihen von Unternehmen und staatsnahen Einrichtungen sowie Edelmetallinvestments beigemischt.

Portfolioabsicherung durch den Einsatz von Index-Futures oder Optionen

Nun mag das eine oder andere Mitglied des Investitionsausschusses einer Stiftung sagen: „Ein Drittel Aktien, das ist immer noch zu hoch.“ Dem kann man auf kurze Sicht vielleicht sogar zustimmen und um diesem Sicherheitsbedürfnis gerecht zu werden, sichern wir das Portfolio wie gesagt auch durch den Einsatz von Index-Futures oder Optionen ab. Mittel- bis langfristig gehören Aktien aber ins Portfolio. Denn bei der aktuellen Inflationsrate von rund 10 Prozent sinkt die Kaufkraft um gut 20 Prozent. Hier müssen Stiftungen gegensteuern. Und das geht nur mit Aktien.

Historisch betrachtet bringen Aktien durchschnittlich eine jährliche Rendite von sechs bis acht Prozent. Durch eine aktive Aktienselektion ist sogar noch mehr drin. Dabei sollte nicht vergessen werden: Aktien spielen vor allem auf längere Sicht ihre Renditevorteile aus. Je länger Investoren am Aktienmarkt investiert sind, desto stabiler sind die Renditen. Die Schwankungen fallen dann weniger ins Gewicht. In diesem Sinne passen Aktien auch gut zu Stiftungen. Im Prinzip sind beide auf die Ewigkeit hin ausgerichtet. Und bei einem Anlagehorizont von etwa 20 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, dass am Aktienmarkt keine Renditen erzielt werden, geradezu null. 20 Jahre sind weit von der Ewigkeit entfernt! Dass man dabei in schwierigen Phasen auch mal ein gutes Nervenkostüm braucht, ist leider nicht zu vermeiden.

Nachhaltigkeitskriterien, die durch den Leitfaden der Evangelischen Kirche erweitert wurden

Bleibt als Langzeitthema noch der Bereich Nachhaltigkeit. Wir sind überzeugte Nachhaltigkeitsinvestoren. Deshalb ist der Frankfurter Stiftungsfonds auch ein Artikel-8-Fonds auf Basis der EU-Offenlegungsverordnung. Ausgehend von der von uns unterstützten Share Value Stiftung, die seit ihrer Gründung 2003 ihr Vermögen in Aktien anlegt, haben wir 2008 zunächst den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen aufgelegt. 2017 folgte der defensiver ausgerichtete Frankfurter Stiftungsfonds. Beide werden aber nach strikten Nachhaltigkeitskriterien gemanagt.  

Schwerpunkt der Nachhaltigkeitsstrategie ist eine umfangreiche Liste von Ausschlusskriterien. Damit stellen wir sicher, dass unsere Portfolios keine problematischen Zielinvestments enthalten. Daneben berücksichtigen wir mehrere Kodizes transnationaler Vereinigungen zur Förderung von nachhaltigen Investments. Doch damit nicht genug. Im Laufe der Zeit wuchs die Notwendigkeit, diese Kriterien und die dahinterstehenden Prozesse zu strukturieren und zu formalisieren. In Anlehnung an den „Leitfaden für ethisch nachhaltige Geldanlage der Evangelischen Kirche in Deutschland“ haben wir bereits 2014 – und damit lange bevor ESG in der Mitte der Finanzwelt angekommen war – gemeinsam mit dem Research-Anbieter Sustainalytics einen Katalog von Ausschlusskriterien für die „Frankfurter“-Fondsfamilie entwickelt.

Wegen Fracking: Trennung von der „Lieblingsaktie“

Das hat auch dazu geführt, dass wir eine unserer „Lieblingsaktien“ aus den Portfolios verkauft haben: die von Warren Buffett gemanagte Berkshire Hathaway. Sie hat unseren Nachhaltigkeitskriterien nicht mehr entsprochen. Denn Buffett hatte jüngst sein Investment bei Occidental-Petroleum deutlich aufgestockt. Der US-amerikanische Ölriese ist aber im Fracking-Geschäft tätig und weist entsprechend schlechte ESG-Bewertungen auf. Deshalb waren wir auch konsequent und haben uns von der Aktie getrennt. Ganz einfach war das, ehrlich gesagt, nicht. Aber notwendig.

Realer Kapitalerhalt und stabiler Vermögensaufbau

Stiftungen müssen stets den realen Kapitalerhalt, sowie den langfristig stabilen Vermögensaufbau im Auge behalten. Genau das sind auch die Prämissen, nach denen wir den Frankfurter Stiftungsfonds managen. Dass wir uns derzeit in einer sehr herausfordernden Phase an den Kapitalmärkten befinden, wird wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen. Aber wir sind uns sicher, dass wir auch diese in bewährter Manier und mit einer konsequenten Umsetzung unserer Strategie für unsere Kunden meistern werden.