„Klären in Ruhe auf …“
Thomas Abel ist Honorarberater und Geschäftsführer der unabhängigen Berliner Vermögensverwaltung Honoris Treuhand. Er vertritt einen finanzplanerischen Ansatz in der Verwaltung von Stiftungsvermögen. Wir sprachen mit ihm über die institutionelle Konkurrenz.
RenditeWerk: Was können Sie bieten, was ein Institutioneller nicht bieten kann?
Thomas Abel: Wir sind individueller, auf Augenhöhe und näher an der Stiftung dran. Deswegen können wir deren Ziele schneller und passgenauer umsetzen.
RW: Im Einzelnen. Was heißt Nähe?
TA: Nähe beginnt bei der räumlichen Nähe. Die meisten Stiftungen, die wir betreuen, kommen aus der Umgebung von Berlin oder sind hier angesiedelt.
RW: Ist das wirklich wichtig?
TA: Wie unersetzlich persönliche Kontakte sind, erleben wir ja gerade jetzt in der Corona-Zeit. Nähe heißt eben auch, dass die Stiftung weiß, wie wir ticken. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn Kunden keine große Ahnung in Finanzmarktfragen haben, sie also mit den Kennziffern einer institutionellen Anlage nichts anfangen können und darauf angewiesen sind, dass die Verwalter in ihrem Sinne – etwa auf Krisen – reagieren.
RW: Warum sollten Institutionelle anders ticken?
TA: Ich glaube schon, dass unsere Denke einem Stifter näher ist als die eines Instis. Ohne den Bankberatern zu nahe treten zu wollen: Wir sind Unternehmer und auch deswegen näher an Stiftern, die ja zumeist auch Unternehmer sind.
RW: Brauchen Stifter einen Sparringspartner?
TA: Ja, das erleben wir so und das ist auch ein Moment der Nähe, dass man im Zweifel schnell mit dem Entscheidenden kommunizieren kann. Auch das hat sich in der Coronakrise gezeigt. Da muss auch mal ein nervöser Vorstand beruhigt und von einer Kurzschlusshandlung abgebracht werden. Das leisten wir. Und wir klären unsere Kunden auch über Kennziffern, Kosten und Wirkungsmechanismen in Ruhe auf und werfen nicht nur Fachbegriffe in den Raum.
RW: Unbestreitbar sind die Kosten im institutionellen Geschäft niedriger.
TA: Ja, aber das liegt an der Größer der Mandate, nicht an der Art des Verwalters. Für ein Zehn-Millionen-Mandat nehmen wir nicht mehr als ein Insti. Weil wir schlanker aufgestellt sind, wird es bei uns wahrscheinlich sogar preiswerter.
RW: Was ist mit Interessenskonflikten? Der Verkaufsdruck und die Vermittlung hauseigener Produkte?
TA: Wir haben überhaupt keine hauseigenen Produkte.
RW: Und die Qualifikation?
TA: Ich glaube schon, dass ich es als zertifizierter Finanzplaner mit Hochschulabschluss und jahrzehntelanger Erfahrung mit einem Berater einer Bank oder dem Salesmann einer Fondsgesellschaft aufnehmen kann.
RW: Institutionelle Anleger halten sich zugute, dass hinter den Fondsmanagern große Researchabteilungen stehen, dass viele Parameter in der Anlage berücksichtigt werden, die in Private Banking Depots überhaupt keine Rolle spielen.
TA: Entschuldigung, aber die sogenannte Rationalität besteht zu einem guten Teil aus Hokuspokus.
RW: Immerhin wissenschaftlich begründeter Hokuspokus.
TA: Dennoch Hokuspokus. Quasi jedes Jahr kommt eine neue Kennzahl, eine neue wissenschaftlich begründete Strategie auf den Markt, von der man nach zwei Jahren nichts mehr hört.
RW: Und die Ergebnisse?
TA: Es gibt meines Wissens nach keine Untersuchung, die gezeigt hat, dass die Ergebnisse institutioneller Anlage denen kleinerer Einheiten irgendwie überlegen sind. Wir sind etwa für unsere Anlagevorschläge und die strategische Umsetzung bei mehreren Prüfungen ausgezeichnet worden und haben dabei viele Banken geschlagen, zuletzt z.B. von den Fuchsbriefen oder der Zeitschrift Capital.