In E-Mobilität oder in E-Fuels investieren?
Claus Walter, Geschäftsführer der Freiburger Vermögensmanagement GmbH in Freiburg
„Die Zukunft des Autos ist ganz klar elektrisch“, sagte Audi-Chef Gernot Döllner vor ein paar Wochen. Nicht nur bei der VW-Tochter sieht man das so. Bei Mercedes setzt man ebenfalls voll auf die E-Mobilität. Allerdings gibt es sowohl in Ingolstadt als auch in Stuttgart den einen oder anderen Zweifler. Für Automarktfachmann Professor Ferdinand Dudenhöffer ist klar: „Der Verbrenner ist für die nächsten hundert Jahre gesichert.“
Das ist nicht unwahrscheinlich. Zuletzt rechnete Professor Fritz Indra, der einst unter anderem für Audi Motoren entwickelte, vor, dass ein E-Auto selbst bei 100 Prozent grünem Strommix etwa 60.000 Kilometer gefahren werden muss, um einen CO2-Vorteil gegenüber einem Verbrenner zu haben. Dabei hat er den Produktionsaufwand eingerechnet. Unter den heutigen Bedingungen, bei denen Strom zeitweise aus Verbrennungskraftwerken stammt, erzeugt das E-Auto nach Indras Rechnung sogar mehr CO2 als der klassische Verbrenner. Heißt das, Elektromobilität schadet sogar eher dem Klima, ist damit Unsinn?
Technologieoffenheit ist keine schlechte Idee
Die Antwort ist nicht einfach. Denn die Bilanz eines E-Kleinwagens ist eine andere als eines batteriebetriebenen Mehrtonners. Der persönliche CO2-Fußabdruck ist positiver, wenn die Batterie hauptsächlich mit der hauseigenen PV-Anlage geladen wird. Neue Akkutechnologien, die zum Beispiel ohne Lithium auskommen, würden die Rechnung massiv verbessern.
Und die Alternative? Bei E-Fuels wird im Prinzip grüner Wasserstoff mit Strom produziert, der dann zu einem Treibstoff gewandelt wird, der ähnliche Eigenschaften wie Benzin oder Diesel hat. Der große Vorteil ist, dass Bestandsfahrzeuge weiter genutzt werden könnten. Der große Nachteil: Derzeit ist die Produktion von E-Fuels sehr ineffizient. Laut ADAC kann ein Windkraftwerk rund 1.600 E-Autos mit Strom versorgen. Nimmt man den Umweg über E-Fuels, sind es nur noch 250 Fahrzeuge. Die Kritiker sagen zu Recht, das rechnet sich nicht und der für die Produktion benötigte grüne Wasserstoff werde über Jahrzehnte knapp bleiben. Das stimmt aus heutiger Sicht. Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass Länder wie Katar nach einem Geschäftsmodell für die Post-Erdölzeit suchen. Im Gegensatz zu Wasserstoff lassen sich E-Fuels problemlos transportieren und die vorhandene Tankstelleninfrastruktur kann weiter genutzt werden.
Also E-Mobilität raus aus dem Depot? Unter Investmentgesichtspunkten ist es sinnvoll, mehrgleisig zu fahren. Um eine Risikoanhäufung zu vermeiden, ist es sicher auch als Investor schlau, nicht nur auf das Thema E-Mobilität zu setzen. Denn der Erfolg ist ganz abhängig vom politischen Willen.
So lange im größten Automarkt China der Fokus auf der E-Mobilität liegt, werden Hersteller wie BYD (ISIN CNE100000296) die Technologie vorantreiben. Sollte in Peking aber der Wind drehen und in der Fläche der Einsatz von E-Fuels kostengünstiger erscheinen, könnte das Momentum wechseln. Ob, wann und welche Technologie sich dann auf lange Sicht durchsetzt, kann keiner zu 100 Prozent vorhersagen. Vielleicht gibt es auch kein Entweder-oder. Sinnvoll ist es, nie nur auf eine Branche, eine Technologie oder ein Thema zu setzen und Risiken zu streuen.
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