Gesucht: Die eierlegende Wollmilchsau!
Viele Investoren schauen momentan nervös auf die Notierungen ihrer Aktienportfolios und wundern sich: Fallende Kurse allenthalben. Aber, ist das wirklich so verwunderlich? Eigentlich nicht, denn die jüngsten Quartalszahlen machen überdeutlich, dass die aktuellen Krisen schon Ihre Spuren bei den Unternehmen hinterlassen haben. Eine hohe Inflation, der Ukraine-Konflikt, gestörte Lieferketten und deutlich steigende Zinsen – all dies sind Faktoren, die auf der Geschäftsentwicklung lasten. Es hagelt Gewinnwarnungen und die Unternehmen äußern sich aufgrund der oben genannten Punkte sehr zurückhaltend zu ihren Jahresprognosen.
Unternehmen mit ertragreichen Geschäftsmodellen und Zukunftspotential
Was also tun als Aktieninvestor? Es gibt sehr viele Bereich, die aktuelle als Investmentsektor eher nicht in Betracht kommen. Dazu zählen etwa alle zyklischen Sektoren, wie die Automobilindustrie, Chemieunternehmen, oder auch zunehmend der Immobilienbereich. Dagegen sind Unternehmen mit einer starken Aufstellung, also mit einer Positionierung auf gesunden und wachsenden Märkten, mit belastbaren und ertragreichen Geschäftsmodellen, die dazu auch noch Zukunftspotential haben, eher selten. Dazu sollen die Unternehmen auch schwierigere Phasen durchlaufen können und dabei noch gestärkt für uns als Anteilseigner aus diesen Phasen herauskommen. Alles ein bisschen viel verlangt in der heutigen Zeit? Eigentlich ja. Aber schauen wir doch einmal etwas näher auf den Gesundheitssektor.
Belastende Faktoren eher gering
Natürlich sind auch die Unternehmen im Gesundheitsbereich von den aktuellen Einflüssen betroffen. Denken wir etwa an den Chipmangel bei medizintechnischen Unternehmen. Oder stark gestiegenen Logistikkosten, sofern die Unternehmen noch über keine regional diversifizierte Produktion in den relevanten Absatzmärkten verfügen. Aber im Schnitt sind die negativen Einflüsse auf den Gesundheitsbereich eher überschaubar. Eine gewisse Kosteninflation ist in der Berichterstattung der Unternehmen spürbar, aber mit bisher nur 2 bis 3 Prozent im händelbaren Bereich, zumal häufig über Preissetzung und Effizienzmaßnahmen gegengesteuert werden kann.
Die von uns im Portfolio des Grönemeyer Gesundheitsfonds Nachhaltig gehalten Unternehmen haben bisher im Rahmen der Erwartung berichtet. Erst kürzlich hat Siemens Healthineers sogar mit einer Erhöhung des Jahresausblickes überrascht. Und der Hersteller von Insulinpumpen, Tandem Diabetes Care aus den USA, hat angekündigt, mit einer geplanten Umsatzsteigerung in Höhe von 22 Prozent weiter stark expandieren zu wollen.
Keine Experimente, bitte!
Doch man sollte sich jedes Unternehmen genau anschauen, denn Gesundheit ist nicht gleich Gesundheit. Auch hier gibt es Licht und Schatten. Dies hat zum einen mit der unternehmensindividuellen Aufstellung zu tun, zum anderen aber auch mit dem Umstand, welche Geschäftsmodelle derzeit vom Markt „honoriert“ werden.
Fangen wir mit dem negativen an: Reine Wachstums- und Zukunftsunternehmen, die spannende Gesundheitslösungen oder -technologien anbieten, aber erst in einigen Jahren vermeintlich Erträge erwirtschaften werden und somit stark von externem Kapital abhängig sind, haben derzeit keine Akzeptanz am Kapitalmarkt. Dies zeigen die massiven Abverkaufswellen in diesem Bereich. Das schließt im Übrigen auch die im letzten Jahr noch so beliebten Finanzierungsvehikel SPACs ein. Gleiches gilt für Ein-Produkt-Unternehmen. Hier ist das Risiko des Scheiterns viel zu groß.
Medizinisches Fachwissen hilft bei den Entscheidungen
Wir sind im Grönemeyer Gesundheitsfonds nur sehr selektiv in jüngeren Gesundheitsunternehmen investiert. Nur dort, wo wir eine wirkliche technologische Weiterentwicklung oder Disruption sehen. Zudem sind wir nicht nur analytisch, sondern auch mit unseren medizinischen Experten wie Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer, dem Initiator und Namensgeber unseres Fonds, und seinen Kollegen sehr nah an der Geschäftsentwicklung dran, um gegebenenfalls Anpassungen vornehmen zu können. Wir achten sehr darauf, wie krisenresistent ein Geschäftsmodell ist und schauen uns die Lieferketten und Rohstoffabhängigkeit bis ins Detail an. So haben wir etwa Midsona, ein Unternehmen für gesunde Ernährung, wieder verkauft, weil aufgrund des Ukraine-Konflikts die Getreide- und sonstigen Inputpreise völlig eskaliert sind und somit eine belastbare Einschätzung temporär unmöglich machen. Dies ist aus unserer Sicht ein wichtiger Teil aktiven Managements, insbesondere der Risikosteuerung.
Für uns liegt es auf der Hand: Die Unternehmen müssen auf den Wachstumsmärkten der Medizin positioniert sein, und mit guten Produkten und Dienstleistungen einen überzeugenden Fahrplan für weitere Umsatz- und Ertragszuwächse aufzeigen. Hier sind das Management und dessen historischer Leistungsausweis sowie das aktuelle Aktionsprogramm wichtige Ansatzpunkte der Analyse. Vor allem aber muss die medizinische Ausrichtung den Menschen helfen, vernünftigen Zugang zur Medizin ermöglichen. Das ist uns wichtig. Und diesem Fakt fühlen wir uns dauerhaft verpflichtet.
Über den Autor: Christian Exner ist Mitglied im Fondsberater-Team des Grönemeyer Gesundheitsfonds Nachhaltig