Geldschwemme für Aktionäre
Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG und Portfoliomanager des Contrarian Value Euroland Fonds (ISIN: LU0370217092) über die Vorteile von Aktienrückkaufprogrammen
Es klingt schon etwas paradox: Obwohl die Wirtschaft in Euroland nicht gerade rund läuft und die meisten Unternehmen bei ihren Prognosen für die weiteren Geschäftsaussichten eher vorsichtig agieren, schwimmen die Firmen in Geld! So verfügen die Unternehmen des STOXX 600 nach Berechnungen der Deutschen Bank über insgesamt fast 1,5 Billionen Euro an Barmitteln – rund 35 Prozent mehr als vor der Corona-Pandemie. Gut ein Drittel davon dürften sie in den kommenden beiden Jahren jeweilsals Dividenden beziehungsweise durch Aktienrückkäufe an ihre Aktionäre ausschütten. Dies entspricht einer Ausschüttungsrendite von circa fünf Prozent – der S&P 500 kommt dagegen nur auf etwa 3,5 Prozent.
Bilanzqualität der Konzerne erlaubt Aktienrückkaufprogramme
Drei der Sektoren des STOXX 600 stechen mit guten Ausschüttungsrenditen besonders hervor: Energie mit etwa zehn, Finanzen mit circa acht und Telekommunikation mit rund sieben Prozent. Das sind gute Nachrichten für Anleger, denn Dividenden und Aktienrückkaufprogramme kommen ihnen direkt zugute. Woher aber kommt der neue Reichtum? Obwohl die Unternehmensgewinne real seit mehr als 15 Jahren stagnieren, hat sich die Bilanzqualität der Unternehmen stark verbessert, denn der Verschuldungsgrad ist entscheidend gesunken. Nach Jahren von Erweiterungsinvestitionen, die über neue Schulden finanziert wurden, haben die Unternehmen die letzten Jahre dazu genutzt, ihre Verbindlichkeiten abzubauen. Jetzt ist wieder Geld für die Aktionäre da.
Kritiker bemängeln: Wo bleiben die Investitionen in die Zukunft?
Nun gibt es allerdings Kritiker von Aktienrückkaufprogrammen, die sagen: „Warum investieren die Unternehmen nicht in Zukäufe oder die Verbesserung ihrer Produkte, um sich für die Zukunft fit zu machen, statt die Gelder an die Aktionäre auszuschütten?“ Nun, die meisten machen beides. Sie investieren in die Zukunft und denken trotzdem an die Aktionäre. Auch wir bei Fidecum befürworten Aktienrückkäufe. Wenn die Unternehmen keine bessere Verwendung für ihre Gewinne haben, können sie diese an die Aktionäre weitergeben. Werden also Aktien aus dem Markt genommen, steigt der Gewinn pro Aktie, und das sehen wir sehr positiv.
Positive Beispiele: Eni und Deutsche Bank
Ob es gleich so exzessiv wie bei Apple sein muss, sei mal dahingestellt. Der iPhone-Konzern hat das größte Aktienrückkaufprogramm in der Firmengeschichte angekündigt. Es sollen Aktien im Wert von insgesamt 110 Milliarden Dollar zurückgekauft werden. Das ist schon ein Wort. Aber nehmen wir ein Beispiel aus dem Portfolio unseres Contrarian Value Euroland Fonds, den italienischen Energieriesen Eni. Der Rückgang der zuletzt hohen Gaspreise hat den italienischen Öl- und Gaskonzern zwar hart getroffen, aber angesichts immer noch hoher Einnahmen will Eni jetzt noch mehr Geld für den Rückkauf eigener Aktien ausgeben. Das Management stockte das ohnehin geplante Rückkaufprogramm für das laufende Jahr um eine halbe Milliarde auf 1,6 Milliarden Euro auf.
Oder ein anderes Beispiel: die Deutsche Bank. Diese hat erst vor kurzem mit dem Rückkauf von Aktien begonnen. Das Programm wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) genehmigt und hat ein Volumen von bis zu 675 Millionen Euro. Im Vergleich zum Aktienrückkaufprogramm 2023 in Höhe von 450 Mio. Euro ist das Volumen des neuen Programms also noch einmal um die Hälfte höher. „Mit diesem Aktienrückkaufprogramm und dem Dividendenvorschlag für 2023 von 0,45 Euro je Aktie wollen wir in diesem Jahr 1,6 Mrd. Euro Kapital an unsere Aktionäre zurückgeben. Seit 2022 sind es damit insgesamt 3,3 Mrd. Euro“, hatte Finanzvorstand James von Moltke die Entscheidung begründet. Das passt ins Bild, denn die 10 größten Banken des Euroraums werden in diesem Jahr eigene Aktien im Wert von 15,4 Milliarden Euro zurückkaufen, so die Berechnungen des Finanzdienstleisters Bloomberg.
Die Aktienrückkaufprogramme der Unternehmen kommen auch den Anlegern in unserem Contrarian Value Euroland Fonds zugute. Bei unserem seit mehr als 25 Jahren bewährten Investmentansatz suchen wir nach unterbewerteten Firmen mit nachvollziehbarem Geschäftspotential. Dabei investieren wir wie ein Unternehmer, der nach Chancen sucht, auch wenn er damit gegen die herrschende Marktströmung schwimmt. Diesmal schwimmen wir mit dem Markt, denn Aktienrückkaufprogramme werden immer beliebter. Da sind wir gerne dabei.