Die glänzenden Zeiten kehren zurück

Mirko Kohlbrecher ist Investmentstratege bei der Spiekermann & CO AG in Osnabrück.

Zuletzt mussten sich Gold-Anleger wegen der Zinserhöhungen eine Weile gedulden, um mit Gold in neue Höhen vorzustoßen. Doch mit dem klaren Überwinden der Schwelle von 2.050 Dollar im März 2024 hat sich das Edelmetall nun deutlich über die bisherigen Hochpunkte hinweggesetzt. Dieser starke Ausbruch ist ein Zeichen von Stärke, die sich mittelfristig fortsetzen dürfte.

Zinssenkungen beflügeln

Neben diesem technisch starken Bild sprechen eine Reihe fundamentaler Gründe für eine positive Haltung gegenüber dem Edelmetall. Hierzu gehört die Resilienz des Goldpreises angesichts der beispiellosen Zinserhöhungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank. Schließlich ist der Zins ein Konkurrent zur Goldanlage. Bei einer Leitzinserhöhung um fünf Prozentpunkte wäre ein stärkerer Kursrückgang bei Gold zu erwarten gewesen. Doch mit einem zeitweisen Kursrückgang von maximal 20 Prozent schlug sich das Edelmetall sehr tapfer. Da in Zukunft Leitzinssenkungen statt Erhöhungen zu erwarten sind, dürfte dies den Goldpreis zusätzlich beflügeln.

Notenbanken kaufen

Die Widerstandsfähigkeit von Gold gegenüber den Zinserhöhungen dürfte auch auf neue Faktoren zurückzuführen sein. Dazu gehören die verstärkten Goldkäufe der Zentralbanken der Schwellenländer. Länder wie Brasilien, Indien oder China haben ihre Goldbestände zunehmend ausgebaut, um von der inflationären Geldpolitik der USA unabhängiger zu werden. Da ihre Bestände noch längst nicht das relative Niveau der westlichen Welt erreicht haben, ist ein Ende dieser Käufe durch diese Notenbanken noch lange nicht in Sicht. Das dürfte den Goldpreis mittel- und längerfristig stützen.

Geldmenge wächst weiter

Last but not least wird sich das Wachstum der Geldmenge in der westlichen Welt tendenziell sehr wahrscheinlich fortsetzen. Wie sonst sollten hochverschuldete Staaten, etwa die USA, auf Dauer über die Runden kommen? Da eine größere Geldmenge aber per definitionem inflationär wirkt und der Realzins sich aus der Gleichung Nominalzins minus Inflation ergibt, bedeutet das zwangsläufig: Der für Gold entscheidende Realzins wird strukturell negativ sein und/oder zumindest wieder sinken. Beides ist förderlich für Gold, da es anders als Aktien und Anleihen keine regelmäßigen Erträge wie Dividenden oder Zinsen abwirft.

Goldminen mit Potenzial

Noch ein Wort zu den Goldförderern, deren Aktienkurse dem Goldpreis noch hinterherhinken. Häufig wurde in den vergangenen Jahren als Grund angeführt, dass bei einem seitwärts laufenden Goldpreis die steigenden Kosten auf die Erträge dieser Unternehmen drücken. Nun aber könnte der steigende Goldpreis die Margen dieser Unternehmen verbessern. Einen größeren Anstieg hat bislang aber wahrscheinlich die fehlende Liquidität in diesem Sektor verhindert. Da der Markt der Goldminen recht klein ist, könnte schon ein gewisser Schub an Liquidität viel Dynamik in den Sektor bringen. Wir sehen bei Goldförderern vor dem Hintergrund solider Zahlen einiges an Potenzial.

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf https://www.v-check.de/