Der lukrative Kampf gegen die Volksseuche Krebs

Christian Exner, Portfoliomanagement

Zunächst zwei gute Nachrichten vorab: Erstens läuft der Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs auf Hochtouren. Die moderne Forschung erzielt immer weiter Fortschritte und kann auch klare Erfolge verweisen. Zweitens – und das ist aus ethischen Gründen auch durchaus kritisch zu sehen: Die Behandlung von Krebs ist weltweit ein Riesenmarkt, mit dem sich vortreffliche Renditen erzielen lassen.

Bis 2040 wird es mehr als 37 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr geben

Nun zu den traurigen Nachrichten, die aber den Mega-Markt begründen: Krebserkrankungen sind neben Herz-Kreislauf-Beschwerden und Diabetes eine der wesentlichen Volkskrankheiten überhaupt. Weltweit ist jeder sechste Todesfall auf Krebserkrankungen zurückzuführen. In Summe sprechen wir von rund 9,6 Mio. Todesfällen pro Jahr. Wurden 2018 weltweit noch ca. 18,1 Millionen Krebserkrankungen verzeichnet, werden es bis 2040 wohl mehr als 37 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr sein. Es handelt sich also um eine der Seuchen des 21 Jahrhunderts.

Und die ist zu einem großen Teil auch noch selbstverschuldet. Neben der Veranlagung, der Genetik und – man muss es so sagen – dem Zufall, haben unsere Lebensgewohnheiten einen starken Einfluss auf die Ausbildung von Krebserkrankungen. Rund 30 Prozent der Todesfälle werden in Verbindung mit Übergewicht, falscher Ernährung, wie etwa dem Verzehr von zu wenig Obst und Gemüse, sowie zu wenig Bewegung bzw. Sport gebracht. Kommen dazu noch Tabak- und Alkoholkonsum, potenziert sich die Gefahr an Krebs zu erkranken um ein Vielfaches. Das deutsche Krebsforschungszentrum geht sogar davon aus, dass sich durch eine gesunde Lebensweise bis zu 40 Prozent der Krebserkrankungen vermeiden bzw. überleben lassen.

mRNA-Impfstoff

Aber kommen wir wieder zu den guten Nachrichten: Nach dem Coup um den Corona-Impfstoff präsentiert unser Portfolio-Unternehmen Biontech eine mögliche Therapie gegen Multiple Sklerose auf Basis der mRNA-Technik. Und das ist nur ein weiterer Schritt, denn insbesondere arbeitet das Unternehmen mit Hochdruck an individualisierbaren Krebsmitteln.

Viele Bereiche der Medizin betroffen

Die Medizintechnik spielt bei der Krebsbekämpfung eine große Rolle. So wird im Laufe einer Krebserkrankung fast jeder zweite Patient einer Strahlentherapie unterzogen. Ziel ist es hier vereinfacht gesagt durch zielgerichtete Bestrahlung die Krebszellen zu zerstören. Die Weiterentwicklung der Bildgebung zur genaueren Identifizierung und Abgrenzung der betroffenen Bereiche, computergestützte Auswertungen und die punktgenaue Ausrichtung der Behandlung, um die Beeinträchtigung der umliegenden Materie möglichst gering zu halten, sind dabei entscheidende Punkte. Das Lernen und die Auswertung über computergestützte Datenbanken und Modelle, die oft auf dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz beruhen, gewinnt zunehmen an Bedeutung.

Unser Portfoliounternehmen Siemens Healhthineers hat erst im vergangenen August die Übernahme des US-Unternehmens Varian, einem der innovativsten Unternehmen in der Strahlentherapie, für rund 16 Milliarden US-Dollar bekannt geben und baut somit den eigenen Fußabdruck in der Krebstherapie massiv aus. Und im Bereich krebsorientierte Pharmazie sind wir z.B. in Bristol-Myers Squipp investiert, die mit ihren Wirkstoffen im Bereich der Immunonkologie das körpereigene Abwehrsystem zur Bekämpfung der Krebszellen nutzen.

Wie die Beispiele zeigen, widmet sich unser Grönemeyer Gesundheitsfonds Nachhaltig dem Thema Krebs und Krebsbekämpfung in all seinen Facetten. Damit folgt der Fonds dem Leitbild unseres Initiators und Namensgebers Prof. Dr. Grönemeyer in der Überzeugung, dass nur ein umfassender 360-Grad-Blick auf den Menschen und die Medizin Erfolg bringen kann. Beginnnend bei der Vorsorge für ein gesundes Leben, aber auch hin zu den technischen Errungenschaften und einer dauerhaften Forschung im Bereich der Medizin. All dies musszusammenwirken und integral betrachtet werden, um das Thema Krebs erfolgreich zu bekämpfen.

Der Mensch im Mittelpunkt

Zuversichtlich stimmt uns, dass die Leistungskraft und Innovation der in der Krebstherapie aktiven Unternehmen dazu führt, dass dort, wo Behandlungsmöglichkeiten flächendeckend vorliegen, die Sterblichkeitsrate in fast allen Krebsbereichen rückläufig ist. Und insbesondere auch der Patient trotz Erkrankung, während der Behandlung und auch im Rahmen des Heilungsprozesses wohlbefindlich leben kann. Dies führt sehr gut vor Augen, was die Medizin leisten kann, auch wenn noch ein langer Weg vor uns liegt.

Und dass Krebs schon immer ein Problem der Menschen ist, haben jetzt amerikanische Forscher festgestellt. Sie haben nämlich den bisher ältesten Krebsfall und den ältesten Tumor der Menschheitsgeschichte entdeckt. Schon vor zwei Millionen Jahren litt demnach ein Junge der Vormenschenart Australopithecus sediba unter einem gutartigen, aber schmerzhaften Tumor in einem Wirbelknochen, wie sein Fossil zeigt. Ein anderer Vormensch war vor rund 1,7 Millionen Jahren an einem aggressiven Knochenkrebs im Fuß erkrankt. Es bleibt die Hoffnung, dass solche Fälle eines Tages mal der Vergangenheit angehören werden.