Der Klimafaktor Militär im Kontext eines ethisch-nachhaltigen Investments

Waffen, Rüstung und Kriege verursachen massive Treibhausgasemissionen – auch wenn darüber bislang kaum transparent berichtet wird. Für ethisch-nachhaltige Investorinnen und Investoren ist dies ein zusätzlicher Grund, bei Waffen und Militär konsequent auf Ausschluss zu setzen – und weiterhin aktiv die nachhaltige Transformation zu unterstützen. Von Gesa Vögele, Ethius Invest

Aus Sicht des Klimaschutzes ist Folgendes sonnenklar: Wir brauchen eine Energie- und Verkehrswende sowie weitreichende Maßnahmen für Energieeffizienz bei Bestandsgebäuden. Zudem muss die Industrie Verbrauch und Emissionen drastisch senken. Um derartige Schlussfolgerungen ziehen zu können, muss zunächst das Wissen darüber vorliegen, wo genau Treibhausgasemissionen in den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungsketten verursacht werden und welche Sektoren dazu in welchem Ausmaß beitragen – je genauer der Kenntnisstand darüber, desto besser. Denn dies erst ermöglicht es, wirksame Lösungen und Minderungsstrategien zu entwickeln. Es ist also von entscheidender Bedeutung, Treibhausgasemissionen umfassend zu erheben und transparent zu machen weshalb Vorgaben zur Offenlegung und Berichterstattung auch für Staaten der Gegenstand von verschiedenen Klimaabkommen sind.

Militär von Klimaberichterstattung ausgenommen

Jedoch gibt es bei den Transparenz-Anforderungen nach wie vor einige Ausnahmen. Zu diesen zählt das Militär – häufig mit der Begründung des Schutzes der nationalen Sicherheit. Im Kyotoprotokoll von 1997 erwirkte die USA eine entsprechende Klausel und bis heute bleibt es den Staaten freigestellt, ob sie Militäremissionen erfassen und offenlegen wollen oder nicht.

Um der Rolle des Militärbereichs für den Klimawandel auf die Spur zu kommen, müssen daher Umwege beschritten werden. So fand die Politologin Neta C. Crawford 2019 unter anderem auf Basis von Daten zum Energieverbrauch heraus, dass das US-amerikanische Verteidigungsministerium der größte Einzelverbraucher von Energie in den USA ist und weltweit der größte institutionelle Konsument von Erdöl. Im Vergleich zu anderen Ländern hat das Pentagon gemäß der Studie im Jahr 2017 mehr Treibhausgase emittiert als Schweden, Dänemark oder Portugal.

Platz fünf für Streitkräfte dieser Welt bei Treibhausgasemissionen

Eine weitere, kürzlich veröffentlichte Studie der Scientists for Global Responsibility und des Conflict and Environment Observatory kommt auf Basis einer neuen Methodik zu dem Ergebnis, dass etwa 5,5 Prozent der globalen Treibhausgasemission auf das Militär entfallen. Wären die Streitkräfte dieser Welt ein Land, würden sie noch vor Russland Platz fünf einnehmen. Dies, so heißt es in der Studie, unterstreiche die Dringlichkeit konzertierter Maßnahmen, um militärische Emissionen zunächst zu messen und dann zu verringern, zumal diese in Folge des aktuellen Ukrainekriegs vermutlich weiter zunehmen würden.

Tatsächlich liegen zu dem russischen Angriffskrieg selbst bereits Schätzungen vor. Die Treibhausgasemissionen für die ersten sieben Monate der Invasion lassen sich laut einer Studie der Organisation Initiative on GHG accounting of war auf 100 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente beziffern, was in etwa den Gesamtemissionen der Niederlande im gleichen Zeitraum entspricht. Jedoch dürften die mit diesem Krieg indirekt zusammenhängenden Treibhausgasemissionen deutlich größer sein.

Hohe Anzahl an gewaltsamen Konflikten und Kriegen weltweit

Es ist längst überfällig, die Klima- und Umweltfolgen von Konflikten und Kriegen transparent zu machen und die Emissionen des Militärs in die offiziellen Berichtssysteme für Staaten aufzunehmen. Dies wäre ein Beitrag, auf dessen Basis weiter an Lösungskonzepten gearbeitet werden kann – genau wie in den Bereichen Energie, Verkehr, Immobilien, Industrie oder Agrar- und Forstwirtschaft. Neben den Staaten müssen dabei aber ebenso die Unternehmen stärker in den Blick genommen werden. Denn auch Waffenproduzenten wie Lockheed Martin, Raytheon oder Rheinmetall sollten sich zunehmend darauf einstellen, Fragen zu ihren Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt beantworten zu können.

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