Der Derivate-Einsatz des H&H Stiftungsfonds
Wie der HuH Stiftungsfonds die Renditequelle Prämien anzapft
Der H&H Stiftungsfonds ist ein Mischfonds, der in der Risikoklasse 3/7 eingeordnet ist, also zu den eher konservativen und schwankungsarmen Vertretern seiner Klasse gehört. Zum Vergleich: Von den 52 Stiftungsfonds, die RenditeWerk derzeit empfiehlt, sind 31 in Klasse drei, 18 in der etwas risikoreicheren Klasse vier und 3 sogar in der Klasse fünf eingeordnet.
Der Fonds kann sein Vermögen bis zu 40 Prozent in Aktien und bis zu 100 Prozent (jedoch mindestens 60%) in Anleihen und Liquidität anlegen. Er nutzt neben den (ordentlichen und damit ausschüttungsfähigen) Renditequellen Zinsen, Fondsausschüttungen und Dividenden auch Optionsprämien. Andreas Heinrich, der den Fonds steuert, strebt an, dass die (ordentliche) Rendite des Fonds (bezogen auf den Fondspreis zu Jahresbeginn) rund vier Prozent pro Jahr ausmachen sollte. Nur dann könnte nach Abzug der Kosten eine Nettorendite von zweieinhalb bis drei Prozent an die Stiftungen fließen.
Die traditionelle Anlageklasse Anleihen, die durchschnittlich rund 65 Prozent des Vermögens ausmacht, soll eine Rendite von 1,5 bis 2 Prozent bringen. „In diesem Jahr“, sagt Heinrich im Dezember 2020, „liegen wir bei 1,7 Prozent, werden also den angestrebten Renditeanteil erwirtschaften“. Aktien (durchschnittlicher Anteil bei 30-35 Prozent) haben ein Renditeziel (nur ordentliche Erträge, also keine Kursgewinne) von 3,5 Prozent (Diese 3,5 Prozent entsprechen der Dividendenrendite der Aktien im Eurostoxx 50).
Mit Zinsen und Dividenden beträgt die erwartbare (ordentliche) Rendite – bezogen auf den Fondspreis zu Jahresbeginn – damit etwa 2,5 Prozent. Es fehlen noch 1,5 Prozent. Diese zusätzlichen 30-40 Prozent der Erträge werden durch derivative Engagements zugesteuert, um das Renditeziel des Fonds zu erreichen. Oder anders: Mit dem Einsatz von Derivaten müsste ein zusätzlicher Beitrag von 1,5 Prozent vereinnahmt werden. Um das zu schaffen, verkauft Heinrich Optionen, die deren Käufern das Recht geben, Aktien zu einem bestimmten Preis (Basispreis) während einer festgelegten Laufzeit (Optionslaufzeit bis zum Verfall) zu kaufen oder zu verkaufen. Die Käufer können damit Verluste begrenzen oder an Gewinnen teilhaben. Heinrich übernimmt also formal eine Stillhalter-Rolle. Er wird entlohnt über die Optionsprämie, die im Finanzmarkt Stillhalter-Prämie heißt und eine Entlohnung für die Übernahme des Kursrisikos darstellt. Je höher die Schwankung im Markt, das heißt die Ausübungsgefahr, desto größer auch dieser Anteil der Prämie.
Im Detail stellt sich die Derivatestrategie von Heinrich wie folgt dar:
Verkauf gedeckter Call-Optionen
Zum einen verkauft er sogenannte gedeckte Call-Optionen. Das heißt, wenn der Fonds an Aktien nur 1.000 BASF Aktien hielte, dann würde er zum Beispiel Kaufoptionen über 1.000 BASF-Aktien verkaufen, also den Käufern der Optionen das Recht geben, 1.000 BASF-Aktien zum Beispiel zum Kurs von 80 Euro während der Optionslaufzeit bis spätestens zum Verfalltag vom Fonds zu erwerben. Dafür erhält er bei einer Laufzeit von einem Monat eine Prämie von ca. einem Prozent des gebundenen Kapitals (bei einem BASF-Kurs von 80 wären das bei eintausend Aktien ungefähr 800,- Euro). Wenn die BASF-Kurse zum Verfall tiefer oder gleich dem Basispreis von 80 EUR notieren, verfällt die Option wertlos. Heinrich kann die Prämie als (ordentlichen) Ertrag einbuchen. Wenn die BASF Aktie steigt, beispielsweise auf 83 Euro, dann erhöht sich der Wert der Option, da das Ausübungsrisiko ansteigt. Steigt die Aktie deutlich, beispielsweise auf 120, bedeutet dies, dass Heinrich die Optionsprämie in Höhe von 800 Euro zwar vereinnahmen konnte, jedoch muss er die Aktie zu einem Kurs von 80 spätestens am Verfallstag verkaufen. Dies führt zu einem Opportunitätsverlust in Höhe von 39 Euro je Aktie, wenn diese nicht veroptioniert worden wären. Dies stellt das Risiko bei dem Verkauf von Call-Optionen dar. Es werden daher möglichst kurze Optionslaufzeiten gewählt, um die Ausübungsrisiken zu reduzieren. Bei gedeckten Optionsgeschäften – und nur solche tätigt der Fonds, hält der Fonds selbst BASF-Aktien und verdient die Optionsprämie dafür, dass er sich dazu verpflichtet, die Aktie auf einem bestimmten Niveau an den Käufer der Option zu veräußern.
Verkauf von Put-Optionen
Heinrich tätigt, neben gedeckten Call-Optionsgeschäften, auch solche, die sich um Verkaufsoptionen drehen. Beim Verkauf von Put-Optionen verkauft er die Verpflichtung, 1.000 BASF-Aktien zum Beispiel zu einem Preis von 50 Euro zu kaufen. Steigt der BASF-Kurs oder stagniert er, verfällt die Option ohne Ausübung und Heinrich kann die Prämie als ausschüttungsfähigen Ertrag verbuchen. Wenn der BASF-Kurs unter 50 sinkt, wird Heinrich ausüben, das heißt, er muss die Aktie zu einem höheren Preis als dem an der Börse für diesen Tag festgestellten Kurs kaufen. Im Extremfall muss er eine völlig wertlose Aktie teuer einkaufen. Heinrich kann den möglichen Verlust durch die Wahl der Laufzeit und des Basispreises begrenzen.
In welchen Marktphasen erzielt diese Strategie (im Vergleich zur Konkurrenz) den besten Ertrag? Heinrich: „Am besten stehen die Chancen, wenn der allgemeine Markt unter moderaten Schwankungen leicht nach oben oder nach unten läuft, sodass die Aktien und Anleihen Gewinne abwerfen und on Top noch die Prämien der Optionen kommen, weil der Ausübungsfall nicht eintritt. Auch geringe Kursrückgänge an den Börsen verkraftet der Fonds im Allgemeinen besser als Fonds, die keine Optionen verwenden, weil einerseits die Prämien einen gewissen Puffer bieten und andererseits die Basispreise für die Calls über den aktuellen Kursen liegen und die Basispreise für die Puts unter den aktuellen Kursen liegen und somit bei nur geringen Schwankungen keine Ausübung droht.“ Weniger gut sieht es aus, wenn die Märkte stürmisch nach oben gehen, weil dann ein Teil der Kursgewinne durch die ausgeübten Derivate aufgefressen werden. Der schlechteste Fall ist ein deutlicher Kursrückgang am Markt, weil dann nicht nur die Aktien und Anleihen an Wert verlieren, sondern auch der Anstieg der Volatilität zu einer Verteuerung der Put-Optionen führt.
Das heißt, in drei von vier Marktphasen gewinnt der Fonds. „Im Normalfall“, so Heinrich, „sollte das durch Optionen gebundene Kapital (im Beispielfall der Gegenwert der über die Optionen gebundene Kaufsumme, also etwa 1000 x 50 Euro= 50.000 EUR) rund ein Prozent Rendite pro Monat abwerfen“. Über das Jahr sollen so auf das Fondsvolumen gerechnet zwischen 1,5 und 2 Prozent an (Gesamt-)Rendite zugesteuert werden. Bislang ist das dem Fonds gut gelungen (s. Fondsliste).