Das können Anleger vom Orakel lernen
Alexander Späth ist Leiter Portfoliomanagement/Research bei der KIDRON Vermögensverwaltung GmbH in Stuttgart
Unter der Führung von Warren Buffett und seinem im November verstorbenen Freund und Geschäftspartner Charlie Munger hat sich Berkshire Hathaway (ISIN US0846701086) zu einem Synonym für langfristigen Erfolg entwickelt. Das Unternehmen und Buffett als „Orakel von Omaha“ haben Kultstatus. Fünf Gründe machen sie einzigartig.
1. Das Portfolio von Berkshire Hathaway ist breit diversifiziert. Diese Diversifizierung trug dazu bei, dass das Unternehmen selbst in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten beständig war. Neben den bekannten Investments wie Apple (ISIN US0378331005), Bank of America (ISIN US0605051046) und Coca-Cola (ISIN US1912161007) ist das weniger bekannte Investmentportfolio aus nicht börsennotierten Unternehmen weitaus größer. Dazu gehören Unternehmen wie Duracell, Fruit of the Loom, Louis Motorrad sowie Energieversorger oder die größte Eisenbahngesellschaft der USA, Burlington Northern Santa Fe.
2. Ein stetiger Zahlungsfluss. Der Grundstein der Erfolgsgeschichte von Berkshire begann vor über 50 Jahren, als Buffett den Versicherer National Indemnity und andere Assekuranzen übernahm. Insgesamt belaufen sich Berkshires jährliche Prämieneinnahmen auf über 164 Milliarden Dollar. Versicherer weisen ein simples Geschäftsmodell auf. Sie sammeln Prämien ihrer Versicherten ein und begleichen daraus die Schäden der einzelnen Kunden. Zwischen Prämieneinnahmen und Auszahlung der Versicherungsleistung liegen oft viele Jahre, in denen die Versicherung das Geld gewinnbringend investieren kann.
3. Disziplin und Liquidität. Buffetts Philosophie ist, Geduld zu haben und auf günstige Gelegenheiten zu warten. Dafür hält das Unternehmen aktuell über 140 Milliarden US-Dollar in Liquidität und kurzfristigen US-Staatsanleihen. Seit dem rasanten Zinsanstieg in den USA sind allein die Zinsen aus der Liquidität auf über fünf Milliarden Dollar pro Jahr angewachsen. Hinzu kommen kontinuierliche Dividendeneinnahmen. Das ermöglicht Berkshire in unruhigen Marktphasen Investitionen mit entsprechenden Renditevorteilen zu tätigen.
4. Chancen nutzen. Aufgrund der finanziellen Stärke entstehen ganz eigene Möglichkeiten. In der globalen Finanzkrise standen amerikanische Banken kurz vor dem Abgrund. Aufgrund seiner immensen Liquidität war Berkshire einer der meistgesuchten Retter. Berkshire erwarb für fünf Milliarden US-Dollar spezielle Vorzugsaktien von Goldman Sachs (ISIN US38141G1040), die mit einer jährlichen fixen Dividende von 10 Prozent versehen waren. 2011 kaufte Goldman Sachs die Vorzugsaktien mit einem Aufschlag zurück. Insidern zufolge brachte jede Sekunde der Goldman-Investition Berkshire einen Gewinn von 15 US-Dollar.
5. Nachhaltige Nachfolge und Governance. Die Nachfolgeplanung und die Governance-Struktur von Berkshire Hathaway zeugen von einer klaren Vision und einem starken Führungsteam. Bereits 2021 kommunizierte das Unternehmen, dass der langjährige Leiter der Energiesparte, Greg Abeln, die Nachfolge von Warren Buffett als Vorstandsvorsitzender antreten wird. Unterstützt wird er von Ajit Jain, dem langjährigen Verantwortlichen für das Rückversicherungsgeschäft. Zudem sind die Manager Combs und Weschler seit 2012 für Berkshire tätig. Das sichert die Fortführung der essenziellen Berkshire DNA.
Diese Punkte haben sich bewährt und sind in Zukunft noch mehr gefragt. Von daher glaube ich, dass der Zenit des Unternehmens lange nicht erreicht ist.
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