Eckpunkte für glaubwürdiges Nachhaltigkeits-Engagement

Die Bank für Kirche und Caritas stellt Eckpunkte glaubwürdigen Engagements für eine nachhaltige Transformation und einen Abschlussbericht zum Engagement mit Brasilien vor

Tommy Piemonte, Leiter Nachhaltigkeitsresearch bei der Bank für Kirche und Caritas

1. Konkrete Nachhaltigkeitsveränderungen als Ziel von Engagement

Engagement will Veränderungen im Nachhaltigkeitshandeln von Investitionsobjekten durch Dialog und Stimmrechtsstrategien bewirken. Damit verfolgen Finanzmarktteilnehmer das Ziel, Veränderungen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung in der realen Welt anzustoßen.

2. Engagement gegenüber Realwirtschaft, Staaten und anderen Investitionsobjekten

Engagement ist bei verschiedenen Investitionsobjekten möglich. Neben realwirtschaftlichen Unternehmen lässt sich Engagement ebenso bei Staaten oder Finanzmarktteilnehmern betreiben. Zusätzlich zu den bei Unternehmen mit Aktien verknüpften Aktionärsrechten können auch bei Finanzierungen (Anleihen und Kredite) Engagement-Aktivitäten durchgeführt werden. Aber auch ohne eine Investition ist Engagement möglich („Pre-Investment“).

3. Rahmensetzung durch Engagement-Richtlinie

Engagement-Aktivitäten bewegen sich im Rahmen einer öffentlich einsehbaren Richtlinie, mit der die notwendige Transparenz beim Vorgehen für alle Stakeholder gewährleistet wird. Sie beschreibt, wie Engagement-Aktivitäten geplant, durchgeführt und dokumentiert werden.

4. Verbindlichkeit durch festgelegten Engagement-Prozess

Engagement-Aktivitäten sollen einem festgelegten Engagement-Prozess folgen, in dem mindestens das Ziel der jeweiligen Engagement-Aktivität, der geplante Zeitrahmen für die Ziel- und Zwischenzielerreichungen sowie die maximale Eskalationsstufe bei Nichterreichen der Ziele festgelegt werden.

5. Engagement-Aktivitäten zeitlich begrenzen

Engagement-Aktivitäten sind zeitlich begrenzt. Ihre Dauer muss realistisch an der Zielerreichungsmöglichkeit für das Investitionsobjekt bemessen sein. Zugleich ist sie an der Dringlichkeit der Zielerreichung auszurichten. Damit eine kontinuierliche Erfolgsmessung des Transformationsgrads erfolgen kann, sind Meilensteine zu formulieren.

6. Eskalation bei Nichterfolg

Engagement-Aktivitäten müssen bei Nichterfolg eine Eskalation auslösen. Um dem kritisch-konstruktiven Austausch mit dem Investitionsobjekt die nötige Schlagkraft zu verleihen, ist es unablässig, einen klar strukturierten Ablaufrahmen von Eskalationsstufen zu bestimmen für den Fall, dass die gewünschten Meilensteine und Ergebnisse nicht in dem festgelegten Zeitrahmen erreicht werden.

7. Transparenz über Engagement-Aktivitäten

Engagement soll möglichst transparent sein. Die Engagement-Berichterstattung des Finanzmarktteilnehmers gibt mindestens den Sachstand (Kontext und Ziel sowie ergriffene Maßnahmen) mit dem Grad der Zielerreichung der einzelnen Engagement-Aktivitäten kurzgefasst wieder. Dadurch wird einerseits die Glaubwürdigkeit des eigenen Engagements unterstrichen und andererseits ein zusätzlicher Anreiz für die Investitionsobjekte zur Nachhaltigkeitsverbesserung gegeben.

8. Messbarkeit von Engagement

Engagement-Aktivitäten sollen perspektivisch hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitswirkung möglichst messbar gemacht werden. Wenngleich die Wirkungsmessung von Engagement-Aktivitäten eine Herausforderung darstellt, sollte jeder, der Engagement betreibt, daran mitwirken, Evaluations- und Messverfahren zur Nachhaltigkeitswirkung von Engagement zu etablieren.

Engagement – Bank für Kirche und Caritas eG, Paderborn (bkc-paderborn.de)


BKC beendet katholisches Investoren-Engagement mit Brasilien erfolgreich

Erstmalig Impact-Messverfahren für Engagement vorgestellt im Abschlussbericht

Die von der Bank für Kirche und Caritas (BKC) seit März 2021 angeführte internationale Allianz katholischer Institutionen schließt mit Erfolg ihre Engagement-Aktivität mit Brasilien ab. Sie hatte sich für einen stärkeren Schutz des Amazonas-Regenwaldes und der dort lebenden indigenen und traditionellen Bevölkerung eingesetzt. Es war mit fast 100 katholischen Institutionen aus 18 Ländern das weltweit erste katholische Investoren-Engagement dieser Größenordnung.

Die katholische Engagement-Allianz hat unter anderem die brasilianische Regierung in ihrem Forderungskatalog nachdrücklich dazu angehalten, einen schlüssigen Plan zur Bekämpfung der Abholzung im Amazonasgebiet zu entwerfen und umzusetzen. Damit einhergehen soll eine Erhöhung der Ressourcen zur Bekämpfung von Bränden und für die brasilianische Umweltschutzbehörde (IBAMA) im Amazonasgebiet. Eine weitere zentrale Forderung ist der Schutz der Landeigentums- und Menschrechte der indigenen Bevölkerung mit quantifizierbaren, zeitgebundenen Verpflichtungen und Maßnahmen.

Im Verlaufe des Engagements wurden intensive Dialoge mit einer Vielzahl von hochrangigen brasilianischen Entscheidungsträgern geführt. Die Bandbreite der Dialogformate reichte vom Schriftverkehr etwa mit dem brasilianischen Außenminister, der brasilianischen Zentralbank, dem Büro des Justizministeriums und der ihr unterstellten Behörde FUNAI (Fundação Nacional do Índio) über Gespräche per Videokonferenz beispielsweise mit der brasilianischen Botschaft in Washington, D.C oder der Teilnahme an einer Online-Anhörung mit dem Minderheitenführer in der brasilianischen Abgeordnetenkammer und mehreren Oppositionspolitikern bis hin zum persönlichen Empfang beim brasilianischen Botschafter in Berlin.

„Zweifelsohne ist die Situation in Brasilien bei der Regenwaldabholzung und beim Schutz der indigenen Bevölkerung weiterhin nicht perfekt. Wir können jedoch festhalten, dass unsere gestellten Engagement-Forderungen nahezu vollständig erfüllt sind. Damit sind wichtige Schritte im Kampf gegen die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes und die Entrechtung der dort lebenden indigenen und traditionellen Bevölkerung sowie im Kampf gegen den illegalen Goldabbau gegangen worden“, erläutert Tommy Piemonte, Leiter Nachhaltigkeitsresearch bei der Bank für Kirche und Caritas.

Im Abschlussbericht wird dieses Engagement mit Brasilien ausführlich dokumentiert. Darüber hinaus betritt die BKC im zweiten Teil des Berichts Neuland. Sie stellt dort ein Messverfahren für die Wirkung von Engagement auf gesamtgesellschaftlicher (ökologisch-sozialer) Ebene vor und wendet diese Art der Impact-Messung am Beispiel des Brasilien-Engagements an.

„Aufbauend auf dem von der BKC entwickelten Bewertungsmodell errechnet sich für unsere Engagement-Aktivität mit Brasilien eine sehr hohe angenommene positive Nachhaltigkeitswirkung auf gesamtgesellschaftlicher Ebene“, fasst Tommy Piemonte das Ergebnis des neuartigen Messverfahrens zusammen.

Den Abschlussbericht (deutsch/englisch) und weitergehende Informationen zu unserem Brasilien-Engagement erhalten Sie auf der BKC-Website: https://www.bkc-paderborn.de/nachhaltigkeit/nachhaltigkeitsfilter/engagement/engagement-brasilien.html