Ausgabe 05/06 2019

Ausblicke in die Zukunft sind bekanntlich eine unsichere Sache. Viele Konjunkturprognosen, die 2018 und 2019 von Experten erstellt wurden, mussten schon kurze Zeit später nach unten korrigiert werden – und das fast schon in Quartalsabständen. Leicht überkommt da den Laien Übermut, nicht fern ist dann die Häme. Man las früher auch schon mal, dass zufällig gewählte Befragte im Schnitt die Konjunktur nicht schlechter voraussagten als die Mehrheit der Experten. Das suggeriert, dass man sich aufwendige und teure Konjunkturprognosen sparen und durch Befragungen auf der Straße ersetzen kann.

Dabei wird jedoch verkannt, dass die BIP-„Gefühle“ der Laien wohl größtenteils das Ergebnis der medialen Dauer-Kommunikation von Expertenschätzungen sind. Die „spontane“ Weisheit der Vielen in Form von Intuitionen kann zwar – wie Psychologen zeigen – bei sehr komplexen Sachverhalten unter bestimmten Umständen durchaus die Weisheit der Experten in Gestalt von Modell- und Datenanalysen schlagen, aber bei Konjunkturschätzungen dürfte das gelehrte Wissen dem richtig tippenden ungelehrten Wissen vorausgehen.