Auf längere Sicht wahrscheinlich erfolgreicher

Jens Güldner ist Leiter des Vermögensmanagements der Johannesstift Diakonie. Güldner steht für eine Vermögensanlage nach institutionellen Prinzipien. Um das vielen Stiftungen zu ermöglichen, hat er 2010 den EJS Spezialfonds initiiert, in den neben dem Evangelischen Johannesstift SbR und seines EJS Stiftungszentrums kleinere Stiftungen mit einer BaFin Einstufung als semiprofessioneller Anleger ab 200.000 Euro investieren können. RenditeWerk sprach mit ihm über die Anlage.

Jens Güldner

RenditeWerk: Sie können mit einer Beteiligung am EJS Stiftungsfonds nicht die Individualität bieten, die ein Private Wealth Manager versprechen kann. 

Jens Güldner: Wenn wirklich sowohl institutionell, kosteneffizient und individuell angelegt werden soll, bedarf es aus meiner Sicht mindestens 50 Millionen EUR an Investitionsvolumen. Diese Mittel können nur ca. ein Prozent aller Stiftungen in Deutschland aufbringen. Alle anderen sind auf am Markt käuflich zu erwerbende Einzeltitel und/oder Publikumsfonds (ETFs, aktiv gemanagte Fonds) angewiesen mit Tausenden von Anlegern. Da ist ein Spezialfonds mit wenigen Anlegern einem normalen Publikumsfonds in punkto Individualität bestimmt nicht unterlegen. Wir jedenfalls sind mit unseren Mitanlegern in stetigen Kontakt, haben als Initiator und Stiftung einen grundsätzlichen Interessensgleichklang.  Ob und ab welcher Betragshöhe an zu investierender Mittel ein Private Wealth Manager für eine Stiftung kosteneffizient eine wirklich „individuelle“, und nicht eine als  persönliche Vermögensverwaltungsmandat verpackte standardisierte Lösung anbieten kann,  muss eine Stiftung für sich in Gesprächen mit dem Vermögensmanager ihres Vertrauen herausfinden.  Diese „individuelle“ Lösung ist durchaus von einigen Private Wealth Managern darstellbar, aber kosteneffizient erst ab einem Anlage-Betrag deutlich oberhalb der Grenze von 1 Mio. EUR.

RW: Sind denn nur Stiftungen in ihrem Fonds investiert?

JG: Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dass nur gemeinnützige Organisationen, Stiftungen, Verbände und Vereine Anteilseigner am Spezialfonds „EJS Stiftungsfonds“ werden können. Wir ziehen gemeinsam an einem Strang und verfolgen als gemeinnützige Organisation eine vergleichbare nachhaltige Anlagestrategie. Auf dieser gemeinsamen Investmentbasis erfolgt das Pooling und Management der Investmentgelder.

RW: Wie gehen Sie mit Interessenskonflikten um?

JG: Die gibt es im Zweifel überall. Sie müssen offengelegt und soweit es geht vermieden werden. Wenn ich von uns aus gehe, dann darf unser Spezialfonds „EJS Stiftungsfonds“, der von der Allianz Global Investors nach unseren Vorgaben gemanagt wird, zu höchstens 25 Prozent Allianz-Produkte kaufen. Außerdem verzichtet die Allianz Global Investors auf eine „doppelte“ Bepreisung. Hauseigene Produkte werden aus der vereinbarten Management Fee herausgerechnet. Das finde ich vorbildlich.

RW: Warum sollten Instis Private Wealth Managern überlegen sein?

JG: Institutionelle Assetmanager berücksichtigen bei der Steuerung  von Vermögen mehr  (Risiko-) Kennziffern als Private Wealth Manager. Institutionelle Assetmanager sehe ich eher als lösungsorientiert mit steten Blick auf das Gesamtportfolio, Private Wealth Manager im Durchschnitt stärker eher als transaktions- und vertriebsorientiert an.

RW: Sind Institionelle Anlagen erfolgreicher?

JG: Abgesehen davon, dass das sehr schwer zu messen ist, weil man in vielen Fällen den konkreten Auftrag nicht kennt, würde ich einmal vorsichtig formulieren, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass Institutionelles Asset Management auf längere Sicht erfolgreicher als Private Wealth Management ist. Die institutionelle Kapital-Anlage ist vor allem ein kontrollierteres Management der Vermögensanlagen, bei dem man die vielfältigen bekannten und auch sich auftuenden neuen Risiken der Kapitalanlage besser im Griff hat.