Attraktive Preis-Wert-Verhältnisse

Christian Exner

Die hohe Inflation und die daraus resultierende aggressive Geldpolitik der Notenbanken bestimmen derzeit die Stimmung an den Märkten. Denn sowohl die US-Notenbank Fed als auch die EZB haben angekündigt, die Zinsen weiter zu erhöhen. Dabei wird wohl die Fed besonders aggressiv vorgehen. Wie weit die Zinsen dabei steigen werden, das weiß wohl nicht einmal Fed-Chef Jerome Powell genau.

Die Aussicht auf weiter steigende Zinsen haben aber auch die Bewertungsmultiplikatoren für stark wachsende Unternehmen zusammenschrumpfen lassen. Sie wurden von den Anlegern fast durch die Bank weg verkauft. Dies hat auch Titel aus dem Gesundheitsbereich getroffen. Wir haben das besonders bei unseren Beteiligungen im Diabetes-Bereich zu spüren bekommen. Wir sind aber der Überzeugung, dass der Kapitalmarkt hier übertreibt. Denn es wird kaum berücksichtigt, dass diese Unternehmen profitabel und cash-generativ wachsen, also entgegen vielen anderen Geschäftsmodellen Werte schaffen.

Sonova, der „Fels in der Brandung“

Auf der anderen Seite muss man allerdings auch feststellen, dass die Gewinnwarnungen im Gesundheitsbereich zunehmen. Auch wenn wir uns in einem Bereich mit hoher Preissetzungsmacht befinden, können steigende Material-, Logistik-, Transport- und Energiekosten nicht vollumfänglich über angehobene Preise weitergegeben werden. Entsprechend müssen die Ertragsmargen nach unten angepasst werden. Ein Idealfall ist dagegen ein Geschäftsmodell wie beim Hörgerätespezialisten Sonova aus der Schweiz. Trotz gesenkter Jahreserwartung wird der Umsatz wohl um rund 15 Prozent zulegen. Das Unternehmen wirtschaftet sehr profitabel und durchläuft auch die derzeit herausfordernde Phase wie ein „Fels in der Brandung“. Da der Aktienkurs seit Jahresanfang um rund 28 Prozent nachgegeben hat, sehen wir hier langsam ein attraktives Verhältnis aus Preis und Wert.

Gesundheitsaktien – ein historisch wertstabilisierender Anlagesektor

Die Kursrückgänge seit Jahresbeginn haben nach unserer Einschätzung bereits „ausgewählt“ klare Kaufgelegenheiten eröffnet, auch wenn sich die geschilderten Einflüsse erst in den nächsten Quartalen vollständig im fundamentalen Zahlenwerk abbilden werden. Hier sehen wir Gesundheitsaktien bei richtiger Positionierung als klare Gewinner. Der Patientenzustrom, insbesondere bei den Volkskrankheiten, ist ungebrochen und verschafft den erfolgreich aufgestellten Unternehmen nachhaltig strukturelles Wachstum. Auch wenn dies temporär mit geringeren Ertragsmarken einhergeht, schaffen diese Unternehmen Wert. Dies wird sich mittel- bis langfristig auch an der Börse abbilden. Auch historisch betrachtet gehören Gesundheitsaktien zu den wertstabilsten Anlagesektoren am Aktienmarkt.

Chancen klar erkennbar

Chancen sehen wir überall dort, wo die strukturellen Wachstumsmärkte der Medizin liegen und die Unternehmen im hier und jetzt Produkte und Dienstleistungen anbieten, die echten Mehrwert für den Patient bringen. Sei es im Zuge einer verbesserten Strahlentherapie bei Krebserkrankungen, neuartigen Herzpumpen oder die automatisierte Insulinzufuhr über eine entsprechende Pumpe. Die attraktiven Felder sind breit gefächert und es lohnt sich unserer Meinung nach hier zu investieren.

Der Kapitalmarkt wird nun trennen, welches Unternehmen neben dem medizinischen Mehrwert auch ein tatsächlich erprobtes Geschäftsmodell bzw. die richte Wirtschaftsausstattung, sprich Wertschöpfung aufweist. Singuläre Trendthemen wie Telemedizin oder andere rein digitale Geschäftsmodelle ohne bereits existierenden systematischen Zugang zum Patienten sind unserer Meinung nach nicht tragfähig. Denn auch im Gesundheitsbereich spielen gerade jetzt im Umfeld von Inflation und „quantitative tightening“ ein erprobtes Geschäftsmodell, eine belastbare Ertragskraft, hohe Cashflows inklusive vernünftiger Kapitalallokation und eine vernünftige Relation aus Wert und Preis eine große Rolle. Deshalb meiden wir auch „one trick ponys“, die auf Gedeih und Verderb auf den Erfolg eines einzelnen Produkts bzw. einer Dienstleistung angewiesen sind. Hier erscheint uns das Risiko einfach zu hoch.

Über den Autor: Christian Exner ist Mitglied im Fondsberater-Team des Grönemeyer Gesundheitsfonds Nachhaltig [nbsp]