Vorsicht, KI-Washing!

Von Markus Richert, Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln.

Die Versprechen der Künstlichen Intelligenz (KI) scheinen grenzenlos. Kein Wunder, dass Unternehmen weltweit auf den KI-Zug aufspringen. Doch wie so oft, wenn ein Hype entsteht, gibt es Trittbrettfahrer, die versuchen, Kapital aus dem Trend zu schlagen, ohne wirklich etwas zu bieten. In der Finanzwelt hat dieses Phänomen einen Namen: KI-Washing.

KI-Washing, auch bekannt als „KI-Schwindel“ oder „KI-Blendwerk“, beschreibt eine Marketingstrategie, bei der Unternehmen fälschlicherweise behaupten oder übertreiben, dass ihre Produkte oder Dienstleistungen künstliche Intelligenz (KI) nutzen. Ähnlich wie beim Greenwashing wird KI als Modewort missbraucht, um Kunden und Investoren anzulocken. Dabei werden die Fähigkeiten der KI übertrieben, irreführende Begriffe verwendet oder die tatsächliche Funktionsweise verschleiert.

Eine Gefahr für Anleger

KI-Washing ist für Anleger eine ernsthafte Gefahr. Unternehmen, die sich fälschlicherweise als KI-Innovatoren präsentieren, können durch übertriebene oder falsche Behauptungen kurzfristig höhere Bewertungen erzielen. Diese künstlich aufgeblähten Aktienkurse drohen zu fallen, sobald die Täuschung auffliegt. Darüber hinaus kann KI-Washing dazu führen, dass Anleger ihr Geld in Unternehmen investieren, die nicht über die versprochene KI-Technologie verfügen. Dies führt zu Fehlinvestitionen und untergräbt das Vertrauen in den Markt, da es für Anleger immer schwieriger wird, seriöse KI-Unternehmen von Blenderfirmen zu unterscheiden.

KI Washing erkennen

Um sich vor KI Washing zu schützen, sollten Anleger die Marketingaussagen von Unternehmen kritisch hinterfragen und die tatsächliche KI-Kompetenz überprüfen. Verfügt das Unternehmen über erfahrene KI-Experten, wissenschaftliche Publikationen oder Patente? Wurden bereits erfolgreiche KI-Anwendungen entwickelt? Seriöse Unternehmen legen offen, wie ihre KI-Technologie funktioniert und welche Probleme sie löst. Sie scheuen sich nicht, Details preiszugeben und unabhängige Experten ihre Technologie bewerten zu lassen. Ein Vergleich mit anderen Unternehmen der Branche und unabhängige Bewertungen können ebenfalls hilfreich sein.

Achten Sie auf die Kommunikation des Unternehmens. Werden übertriebene Versprechungen gemacht oder unrealistische Erwartungen geweckt? Wird der Begriff „KI“ inflationär verwendet? All dies können Hinweise auf KI-Washing sein.

Was machen die Behörden?

Aufsichtsbehörden wie die SEC in den USA oder die BaFin in Deutschland spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen KI-Washing. Die SEC hat bereits angekündigt, verstärkt gegen irreführende Angaben von Unternehmen vorzugehen und fordert transparente Informationen sowie konkrete Beweise für KI-Behauptungen.

Auch die BaFin beobachtet den Trend genau und prüft die Aufklärungspflichten der Unternehmen gegenüber ihren Anlegern. Um dies zu erreichen, setzen die Behörden auf Transparenzpflichten, die Unternehmen dazu verpflichten, offen über ihren KI-Einsatz zu informieren. Zudem werden Marketingaussagen überprüft, um sicherzustellen, dass sie der Wahrheit entsprechen und nicht irreführend sind. Bei Verstößen drohen den Unternehmen Geldstrafen oder andere Sanktionen. Es ist zu erwarten, dass die Regulierung von KI-Washing in Zukunft noch weiter ausgebaut wird, um den Einsatz von KI transparenter und nachvollziehbarer zu machen.

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