Drei Gründe sprechen für US-Aktien

Mirko Kohlbrecher, Investmentstratege bei der Spiekermann & CO AG in Osnabrück.

Die Amerikaner wählen im November ihren nächsten Präsidenten. Die Angst, dass statt Amtsinhaber Joe Biden erneut Donald Trump ins Weiße Haus einziehen könnte, beschäftigt viele Anleger. Hinzu kommt, dass die USA unter immer hohen Schulden ächzen und verstärkt auf Protektionismus setzen. Brauchen Anleger da noch US-Aktien im Depot? Drei Gründe sprechen dafür, dass Anleger US-Aktien im Depot halten sollten.

Grund 1: Bessere Demographie und Talent-Zuwanderung

In den Vereinigten Staaten steigt die Zahl der über 65-Jährigen, die aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Stichwort: Baby-Boomer. Doch anders als für die Euro-Zone oder Japan prophezeien die Vereinten Nationen dem Einwanderungsland USA, dass die Zahl der arbeitsfähigen Einwohner in den nächsten Jahrzehnten nicht schrumpfen wird. Dadurch dürfte das Wirtschaftswachstum strukturell höher ausfallen als auf dem alten Kontinent. Hinzu kommt, dass neben der Quantität die Qualität des Humankapitals überzeugt. So wurden viele marktbeherrschende Unternehmen von Entrepreneuren gegründet, die aus dem Ausland zugewandert waren. Diese seit Jahrzehnten zu beobachtende Talentabwanderung aus anderen Ländern treibt die Innovationskraft der US-Wirtschaft voran.

Grund 2: Breiterer Kapitalmarkt und höhere Risikobereitschaft

Ob Spotify, Birkenstock oder BioNTech – alle drei europäischen Unternehmen haben sich an einer US-Börse listen lassen. Sie sind bei weitem nicht die Einzigen. Die Firmenchefs gehen davon aus, dass ihnen beim US-Börsengang mehr Geld in die Kasse gespült wird, als wenn sie in Good Old Germany an die Börse gingen. Zudem gibt es dort mehr Venture Capital, mit dem sich neue Unternehmen vor dem Börsengang finanzieren. Diese Investoren der ersten Stunde machen beim Börsen-Listing selbst Kasse, indem sie Anteile ganz oder teilweise verkaufen. Auch sie wollen die Aktien vorrangig an die Nasdaq oder die New York Stock Exchange bringen. Die höhere Risikobereitschaft spiegelt sich darin, dass konservative Pensionskassen, Stiftungen und Universitäten ebenfalls als Risikokapitalgeber aktiv sind, was die USA zusätzlich attraktiv macht.

Grund 3: Höhere Aktienrenditen

All das führt zu einem gewichtigen Unterschied bei den Aktienrenditen in Europa und Übersee. Während der DAX Dividenden beinhaltet, führt der Blick auf den marktbreiten S&P 500 in die Irre, da es sich um einen Kursindex ohne Dividenden handelt. Maßgeblich ist daher der S&P Total Return. Dieser Index notierte Anfang Mai bei über 11.200 Punkten. Der gewohnte S&P 500 bei 5.200 Zählern! Damit weist der breite US-Aktienmarkt seit 1988 – der Geburtsstunde des DAX – eine mehr als doppelt so hohe Gesamtrendite auf als der deutsche Index. Diese strukturelle Rendite-Differenz dürfte erhalten bleiben.

Anleger aus Deutschland sind also gut beraten, US-Aktien mit einem angemessenen Anteil im Depot zu gewichten, unabhängig davon, ob im November Trump oder Biden zum Präsidenten gewählt wird.

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