Wenn es bergab geht, wird es leichter

Von Wolfgang Juds, geschäftsführender Gesellschafter der Credo Vermögensmanagement GmbH in Nürnberg

Die ersten Zinssenkungen stehen bevor. Die gute Nachricht für Anleger lautet: Historisch gesehen liefern Anleihen verlässlich positive Erträge nach dem Zinsgipfel. Vor allem für länger laufende Anleihen sind die sinkenden Zinsen gut.

Es scheint so zu sein, dass das Schlimmste hinter uns liegt. Die Stimmung in der Weltkonjunktur hellt sich immer mehr auf. Die Hoffnung auf eine „sanfte Landung“ der Weltwirtschaft scheint sich zu bewahrheiten. Sogar der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex erholt sich wieder. Die Geschäftserwartungen verbessern sich auf sehr niedriger Basis. Die Markterwartung ist darauf gerichtet, dass die Notenbanken mit mehreren Zinssenkungen die wirtschaftliche Erholung ankurbeln. Die Inflation befindet sich sowohl in den USA als auch in der Eurozone auf dem Rückzug. Das könnte sinkende Zinsen begünstigen. Die Kerninflation hingegen hält sich jedoch weiterhin auf hohem Niveau.

Intakte Zinssenkungs-Fantasie

Dennoch bleiben die Notenbanken auf ihrem eingeschlagenen Kurs. Sie haben bereits einige Zinssenkungen in Aussicht gestellt, wenngleich nicht so viele wie noch vor ein paar Monaten erwartet wurde. Sie wissen, dass sie die hohe Schuldensituation der Staaten sowie die Folgeschäden einer zu straffen Geldpolitik nicht überreizen dürfen. Gleichzeitig dürfen sie die Inflation nicht aus den Augen verlieren. Von daher bleiben die Zinssenkungsfantasien intakt.

Gute Nachricht für Anleger

Die gute Nachricht für Anleger lautet: Wenn die Zinsen sinken, ist das gut für länger laufende Anleihen. Historisch liefern Anleihen verlässlich positive Erträge nach dem Zinsgipfel. Beim Tagesgeldkonto dagegen sind die Zinsen variabel gehalten und werden bei den nächsten Zinssenkungen automatisch gesenkt. Im Gegensatz dazu kommen bei den Anleihen zu den laufenden Zinseinnahmen Kursgewinne hinzu. Es ist wie beim Bergsteigen. Wenn es bergauf geht, ist es beschwerlich. Steigende Zinsen führen vorübergehend zu Kursverlusten. Erst beim Ende der Laufzeit erfolgt die Rückzahlung zu 100 Prozent, also zum Nennwert der Anleihe. Wenn es bergab geht, setzt der gegenteilige Effekt ein und gibt den Anlegern Rückenwind. Je länger die Laufzeit der Anleihen, desto stärker fallen die aufgelaufenen Kursgewinne aus. Am Ende eines Zinserhöhungszyklus wird das Warten belohnt. In der Vergangenheit gab es für die Anleger bei 10-jährigen US-Staatsanleihen, ausgehend von der letzten Zinserhöhung der US-Notenbank, immer einen hohen Gesamtertrag zu verzeichnen. Davon wollen wir ebenfalls profitieren und haben die Laufzeiten im Depot entsprechend in Europa und in den USA verlängert. Der Fokus bei den Anleihen liegt auf hochwertigen festverzinslichen Rentenpapieren. Auf die hochverzinslichen, aber risikobehafteten Anleihen verzichten wir derzeit.

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