20.000 Punkte sind keine Prognose, sondern ein Muss
von Gottfried Urban, Vermögensverwaltung Urban & Kollegen, Altötting
Für langfristig orientierte Anleger sollte Produktivkapital in Form von Aktien trotz der höheren Zinsen an den Tagesgeld- und Anleihemärkten die erste Wahl bleiben. Denn auch wenn der DAX gerade eine neue Höchstmarke erreicht hat, sind Aktien nicht überbewertet. Wahrscheinlich ist sogar, dass die Aufwärtsbewegung weitergeht. Ein Dax-Stand von 20.000 Punkten und mehr ist sogar unausweichlich.
Trotz einer schwachen wirtschaftlichen Entwicklung steht den Unternehmen im deutschen Leitindex DAX ein Rekordjahr bevor. Nach Einschätzung der Dekabank können Aktionäre für das Geschäftsjahr 2023 sogar mit einer Rekordausschüttung bei den Dividenden rechnen.
Der DAX quittierte das mit einem Plus von mehr als 15 Prozent im vergangenen Jahr auf über 16.600 Punkte. Selbst in einem pessimistischen Szenario, in dem die Unternehmensgewinne aller DAX-Mitglieder in den kommenden Jahren stagnieren werden, wären 20.000 Indexpunkte für 2026 keine große Hürde. Denn der DAX ist ein Performanceindex. Die Dividenden werden rechnerisch sofort reinvestiert. Die Unternehmerrendite im Verhältnis zum aktuellen Kurs liegt bei acht Prozent.
Substanz wächst auch bei stagnierenden Gewinnen
Selbst in Krisenzeiten verdienen die meisten Unternehmen im DAX Geld. Auch wenn die Erträge zurückgehen sollten, würde die Substanz – mit wenigen Ausnahmen – nicht weniger. Natürlich könnten nicht absehbare Schocks einen neuen Börsencrash auslösen. In den vergangenen 15 Jahren brachen die Kurse des deutschen Leitindex immer wieder stark ein. Nach der Lehmann-Pleite 2008 lagen die Kurse im Tief bei 3.600 Punkten. Drei Jahre später in der Staatsschuldenkrise drehte der Markt bei 5.200 Punkte wieder nach oben. Im Pandemiejahr 2020 fiel der Index kurz unter 9.000 Punkte. Weil aber die Unternehmenssubstanz über die Jahre kontinuierlich zugenommen hatte, lagen die Krisentiefs immer über den früheren Trendumkehrpunkten.
Bei der Prognose künftiger Markttiefs helfen diese Wendepunkte. Unterstellt man stagnierende Gewinne bei einer Inflationsrate von etwa zwei bis drei Prozent, wären beim DAX für 2024 Tiefststände von 13.000 und für 2025 von etwa 14.500 Punkten zu erwarten. 2030 läge die untere Trendumkehr schon bei rund 21.000 DAX-Punkten. Diese theoretischen Tiefststände sind bei künftigen Schockereignissen möglich.
Bis zum Jahr 2030 werden Anleger mit Produktivkapital mehr Geld verdienen als mit Zinspapieren. Innerhalb dieser Phase wird es immer wieder Einbrüche an der Börse geben. Die Einbrüche werden bei starken Überbewertungen höher ausfallen. Im Moment sind jedoch der europäische und der deutsche Aktienmarkt, insbesondere die kleineren Unternehmenssegmente, nicht zu teuer.
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