Wer profitiert von der Teslaphobie?

Claus Walter, Geschäftsführer der Freiburger Vermögensmanagement GmbH
Elektrische Autos von Techmilliardär Elon Musk galten lange als Statussymbol und Technikwunder. Jetzt bricht der Absatz in Europa ein und hierzulande will so mancher Konzern sie nicht weiter in der Fahrzeugflotte haben. Können die deutschen Hersteller davon profitieren?
Ein Minus von 49 Prozent, das war die Bilanz von Tesla bei der Neuzulassung von elektrischen Fahrzeugen im Januar und Februar 2025 im Vergleich zum Vorjahr. Konkret konnte das von Elon Musk geführte Unternehmen EU-weit nur 19.046 Stück absetzen, Anfang 2024 waren es noch fast doppelt so viele. Klar, das liegt auch daran, dass Modellupdates angekündigt wurden, auf die Käufer jetzt warten. Man lehnt sich sicher nicht zu weit aus dem Fenster, dass das wesentlich mit der neuen politischen Rolle der Tesla-Gallionsfigur zu tun hat. Der Tech-Milliardär soll für die von ihm schon im Wahlkampf massiv unterstützte Trump-Administration in der US-Regierung Sparmaßnahmen umsetzen und hat offensichtlich keine Berührungsängste mit Rechtsaußen-Themen.
Das hat Folgen: Waren Tesla-Autos bis vor Kurzem noch ein technisch vorbildliches Must-have, scheinen sie immer mehr zum No-Go zu werden. In Deutschland wollen SAP, Sixt und Hertz ihren Flottenbestand verkleinern. Der Freiburger Energieversorger Badenova hält Musks Verhalten für „nicht akzeptabel“ und verlängert laufende Leasingverträge nicht mehr. Der Drogeriekonzern Rossmann verzichtete schon im letzten Jahr auf neue Teslas, da Musk den Klimawandelleugner Trump unterstützt.
China gibt den Ton an
Zeitgleich konnte der E-Auto-Absatz in der EU um rund 28 Prozent zulegen. In Deutschland besetzte VW nach Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes im Februar gleich die ersten drei Plätze der meistverkauften Modelle. Inklusive der Konzernmarken Skoda, Audi und Seat waren es sogar die ersten sechs, erst dann folgt das Tesla Model Y.
Allerdings sollte man sich hier nicht zu sehr blenden lassen. Mit 2.971 Fahrzeugen des VW ID.7 war selbst Platz 1 bei den E-Mobilen im Vergleich zu insgesamt über 200.000 deutschlandweiten Neuzulassungen ein überschaubarer Erfolg. Reine Elektroautos sind hierzulande mit knapp 18 Prozent noch immer eine Neuwagen-Nische.
Weltweit geben chinesische Hersteller den Ton an. Laut einer Studie des Fraunhofer ISI stammten 2024 mehr als 10 Millionen der über 17 Millionen global verkauften Fahrzeuge mit elektrischem oder hybridem Antrieb von Produzenten aus dem Reich der Mitte. Die Hersteller heißen BYD, Geely, Chery, Lynk & Co, Wuling, Zeekr oder Xiaomi. Da spielen die Amerikaner um Tesla und Co. mit rund 2,5 Millionen elektrifizierten Fahrzeugen und die Europäer inklusive der deutschen Marken mit etwa 3 Millionen nur eine untergeordnete Rolle.
Europa im Visier
Tesla hat seine einstige Rolle als Nonplusultra in der E-Mobilität verspielt. Das liegt nicht nur an der politischen Rolle des US-Oligarchen Musk. Das eigentliche Problem ist die Stärke der chinesischen Hersteller. Sie haben technologisch aufgeholt und bieten vergleichbare Fahrzeuge zu viel günstigeren Preisen. Der Branchenprimus BYD konnte 2024 rund 1,76 Millionen reine E-Autos absetzen und damit fast genauso viele wie Tesla. Es wäre keine große Überraschung, wenn BYD Tesla im laufenden Jahr überholt. Nicht nur Tesla ist unter Druck. BYD hat bereits Werke in Ungarn und der Türkei geplant. Über eine Produktionsstätte in Deutschland wird gemunkelt. Wollen die deutschen Hersteller von der Teslaphobie profitieren, sollten sie aufs Gas drücken. Chancen gibt es noch, aber Anleger sind sicher gut beraten, nicht nur auf heimische Werte zu setzen.
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