Warum Industrie-Aktien trotzdem sexy sind

Von Mirko Kohlbrecher, Investmentstratege bei der Spiekermann & CO AG

Die News aus den Konzernen sind schlecht. Die Volkswirte korrigieren fast täglich die Konjunkturprognosen nach unten. Gleichwohl bieten Industrie-Aktien aus den USA und Europa Anlegern derzeit gute Chancen.

Denk ich an Deutschlands Wirtschaft in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht. Kein Wunder, denn das Land steckt in einem tiefgreifenden Wandel. Vielerorts ist die Infrastruktur marode und muss dringend modernisiert werden. Zudem verlangt die Energiewende der Volkswirtschaft große Investitionen ab. Produktionsprozesse werden zunehmend, nicht zuletzt mithilfe der Künstlichen Intelligenz, automatisiert. Lieferketten werden neu organisiert und strategisch wichtige Sektoren aus fernen Ländern zurückgeholt.

All das betrifft nicht nur Deutschland, sondern viele Industrieländer. Gemeinsam ist den Ländern, dass der Wandel nicht ohne leistungsfähige Industrieunternehmen machbar ist. Wir glauben daher, dass es sich um einen starken Trend handelt, von dem Anleger profitieren können. Wir haben drei Unternehmen ausgesucht, die in den wichtigen Industriezweigen gut aufgestellt sind:

Baumaschinen rollen weiter

Das US-Unternehmen Caterpillar (ISIN US1491231015) ist der weltgrößte Hersteller für Bau- und Bergbaumaschinen. Diese Geräte profitieren von globalen Infrastrukturprojekten und vom aktuellen Bergbauzyklus, mit dem die nötigen Metalle gefördert werden. Hilfreich ist, dass der chinesische Staat derzeit viel Geld in die Wirtschaft pumpt und so neue Projekte anschiebt, bei denen solche Maschinen benötigt werden.

Energiespeicher sind gefragt

Weltweit haben Regierungen Programme gestartet, um die Energieeffizienz von Gebäuden und der Industrie zu steigern. Schneider Electric (ISIN FR0000121972) steht als multinationaler Konzern mit Hauptsitz in Frankreich für die digitale Automatisierung. Das Energiemanagement ist bei dem EuroStoxx 50-Mitglied zudem ein wichtiger Bereich. Zum Sortiment von Schneider Electric zählen Energiespeicher, Ladetechnik und Energiemanagement-Software.

Unterseekabel werden gebraucht

Die italienische Prysmian (ISIN IT0004176001) profitiert als weltweit größter Kabelhersteller von der Elektrifizierung der Wirtschaft. Dafür sorgen die milliardenschweren Investitionen der Stromnetzbetreiber in die Energiewende. Bei Unterseekabeln für den Stromtransport von Offshore-Windanlagen aufs Festland – der technisch anspruchsvollste Teil mit der größten Wertschöpfung – hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Mailand einen Weltmarktanteil von 40 Prozent.

So setzen Anleger auf die Industrie

Den Sektor Industrie haben wir vor einem Jahr als vierten Sektor neben Gesundheit, Technologie und Rohstoffen in unserer Allokation übergewichtet. Privatanleger können von diesem Trend profitieren, indem sie neben einzelnen Aktien einen der wenigen ETFs auf den breit gestreuten MSCI World Industrials-Index nutzen. Wer den Industriesektor etwa doppelt so stark gewichten will wie im umfassenden MSCI World-Index, müsste zehn Prozent des Kapitals, das im Basisindex angelegt ist, zusätzlich in den Industriesektor-ETF investieren.

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