Tipps für das Investieren in Start-ups

Von Riklef von Schüssler, Vorstandsvorsitzender der Allington Investors AG in Bad Homburg

Investments in Start-ups lösen bei Anlegern unverändert großes Interesse aus. Jede Woche kontaktieren uns Gründer mit ihren Ideen und auch unsere Kunden kommen immer häufiger mit Angeboten, weil sie direkt von Gründern angesprochen werden. Interessant dabei ist, dass die Geschäftsidee oder deren Aussicht auf Erfolg fast schon eine Art Zauber der Begeisterung auslöst. Die meisten Investoren wissen zwar, dass mehr als 90 Prozent aller Start-ups binnen der ersten drei Jahre scheitern. Dennoch gibt es immer die Hoffnung, das aktuelle Angebot könnte „das nächste große Ding“ werden. Aus eigener Erfahrung können wir bestätigen, dass das Investieren in Start-ups wirklich spannend ist. Selten hat man die Möglichkeit, Erfolg und Misserfolg im Geschäftsleben so nah mitzuerleben. Um aber wirklich die Chance auf Erfolg zu haben, sollten Investoren wissen, woran Startups am häufigsten scheitern.

Grund Nr. 1: Das Team. Das Gründungsteam sollte möglichst gleiche geschäftliche Interessen haben. Gute Merkmale sind ein annähernd gleiches Alter, annähernd die gleichen finanziellen Voraussetzungen und das Team sollte sich mindestens schon drei Jahre kennen. Es gibt keine Garantie, dass sich ein Gründungsteam dauerhaft versteht, aber wenn die genannten Merkmale nicht gegeben sind, gehen die Interessen schnell auseinander. Wenn das Team scheitert, scheitert fast immer das Start-up.

Grund Nr. 2: Das Produkt. Bekommt das Team in hinreichender Zeit das Produkt gebaut und hat das Team verstanden, was der Kunde wirklich haben will? Ist der Gründer eher ein Tüftler, besteht das Risiko, dass er das Produkt für sich baut und möglicherweise nicht rechtzeitig oder gar nie fertigentwickelt. In der Regel muss das Produkt binnen zwei Jahren am Markt sein. Dauert es deutlich länger, nimmt das Risiko des Scheiterns zu.

Grund Nr. 3: Die Firma aufbauen und leiten. Dieser Punkt kommt in der Regel erst nach zwei Jahren. Das Gründungsteam versteht sich und das Produkt ist nun marktreif. Jetzt ist Organisationstalent gefragt, Personalführung, Logistik, Einkauf, Vertrieb und Rechnungswesen. Ein guter Gründer muss nicht zwangsläufig ein guter Geschäftsführer sein. Gerade den jüngeren Gründern fehlt es oft an betriebswirtschaftlicher Erfahrung.

Totalverlust einkalkulieren

Selbst für erfahrene Investoren ist es schwer zu erkennen, ob ein Start-up an den genannten Kriterien scheitern wird. Für den Laien ist es unmöglich. Geneigte Investoren sollten daher zu Beginn nur kleine Beiträge zusagen, maximal ein Drittel der beabsichtigten Gesamtinvestition. Ein späteres Nachinvestieren geht in der Regel immer. Auch sollten Investoren genau darauf achten, wer noch investiert und wie stark die Finanzkraft der Mitinvestoren ist. Wenn das Start-up erfolgreich ist, wird es vermutlich immer Geldgeber finden.

Wenn es aber nicht erfolgreich anläuft, wird die Firma fast immer versuchen, auf die bestehenden Investoren erneut zuzugreifen. Das Nachinvestieren in ein (noch) nicht erfolgreiches Startup ist eine der schwierigsten Entscheidungen im Investmentgeschäft. Scheitert das Start-up, steht am Ende in der Regel der Totalverlust. Damit lautet die wichtigste Regel: Den Einsatz nur so hoch wählen, dass man bereit ist, diesen notfalls vollständig zu verlieren.

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf https://www.v-check.de/