Salzgitter: Die Übernahme finanziert sich selbst

Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG und Portfoliomanager des Contrarian Value Euroland Fonds (ISIN: LU0370217092) über die Logik hinter dem Übernahmeangebot für Salzgitter.

Um Transaktionen am Kapitalmarkt besser einschätzen zu können, ist oft eine genaue Kenntnis der handelnden Personen hilfreich. Dies gilt in speziellem Maße, nachdem der zweitgrößte Salzgitter-Aktionär, die GP Günter Papenburg AG gemeldet hat, sie erwäge ein Kaufangebot für den Stahlkonzern. Denn Vorsitzender des Aufsichtsrates der GP Günter Papenburg AG ist kein geringerer als Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann.

Heinz Jörg Fuhrmann war von 2009 bis 2022 Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG (ISIN: DE0006202005). Er hat sich in diesen Jahren nicht nur als herausragender Unternehmer einen Namen gemacht, sondern auch als Portfolio-Manager. So kaufte er im Krisenjahr 2008 für Salzgitter die Beteiligung an Aurubis (ISIN: DE0006766504), bediente damit 2017 zu damaligen Höchstkursen eine Umtauschanleihe und kaufte die Aktien im darauffolgenden Jahr zu bedeutend günstigeren Preisen wieder zurück.

Im Jahr 2007 verwendete er den hohen Gewinn aus dem Stahlgeschäft, um für 6 Prozent des Eigenkapitals ein Aktienpaket an Klöckner Werke und der RSE AG zu erwerben. Allein die darin enthaltenen Industriebeteiligungen, die heute in der Konzernsparte Technologie bei Salzgitter zusammengefasst sind, erwirtschafteten im Jahr 2023 ein Drittel des Vorsteuergewinns.

Und nicht zuletzt nutzte Fuhrmann weitsichtig die lange Zeit extrem günstigen Preise für CO2-Zertifikate. Er kaufte frühzeitig den gesamten Bedarf des Salzgitter-Konzerns an CO2-Zertifikaten bis Ende 2030. Mittlerweile liegen auf diesen Positionen mehrere Hundert Millionen Euro an Buchgewinnen. Salzgitter ist nun in der komfortablen Ausgangslage, entweder günstiger produzieren zu können als die Konkurrenz oder diese Gewinne zu realisieren.

Die Logik der Übernahme

Für uns besteht kein Zweifel: Fuhrmann, als profunder Kenner des Unternehmens, weiß genau, warum sich eine Übernahme heute lohnt.

Wir haben einmal nachgerechnet. Salzgitter hat bei einem Börsenkurs von 17,5 Euro bezogen auf die ausstehenden Aktien (zehn Prozent der Aktien gehören Salzgitter selbst) eine Marktkapitalisierung von rund 950 Millionen Euro. Das entspricht nicht einmal dem Börsenwert der knapp 30-prozentigen Beteiligung an Aurubis, der auf rund 1,04 Milliarden Euro kommt. Allein das zeigt schon: Die Übernahme würde sich zu den aktuellen Konditionen von selbst finanzieren. Es blieben sogar noch 90 Millionen übrig. Und dass Fuhrmann genau weiß, wie er die Aurubis-Beteiligung lukrativ weiterentwickeln kann, hat er ja schon einmal bewiesen.

Dazu kommen die Werte von KHS, den CO2-Zertifikaten und der aufgelaufenen Verlustvorträge. Außerdem ist noch SALCOS® zu berücksichtigen, ein Programm der Salzgitter AG zur klimaneutralen Stahlproduktion. Ab 2026 will Salzgitter so seinen CO2-Ausstoß sukzessive senken. Nach vollständiger Umstellung der Produktion soll er um bis zu 95 Prozent reduziert werden können. Dieses Projekt wird mit rund einer Milliarde Euro gefördert – quasi ein Geschenk an die Anteilseigner und eine Art stille Reserve.

Alles in Allem liegt der Wert der Salzgitter AG nach unseren Berechnungen deshalb wohl eher bei 2,5 Milliarden Euro. Zu diesem Börsenwert wurde Salzgitter auch Anfang 2022 gehandelt.

Könnte Fuhrmann Salzgitter zu den heutigen Kursen übernehmen, hätte er ein echtes Schnäppchen gemacht. Für uns, die wir ähnlich unternehmerisch wie Heinz Jörg Fuhrmann denken, ist die Aktie deshalb weiterhin eine attraktive Investition.

Unser Investment Ansatz

Bei unserem Contrarian Value Euroland Fonds (ISIN: LU0370217092) bleiben wir seit 25 Jahren unserer Anlagephilosophie treu, in unterbewertete Firmen mit Potenzial und nachvollziehbarem Geschäftsmodell zu investieren. Dabei agieren wir wie ein Unternehmer, der die gesamte Firma kaufen möchte und stellen uns – wenn nötig – bewusst gegen die herrschende Marktmeinung.