Investieren mit Genuss-Rendite

Riklef von Schüssler, Vorstandsvorsitzender der Allington Investors AG
Kunst ist im letzten Jahrzehnt für viele Anleger zu einer festen Größe im Portfolio geworden. Was die Rendite betrifft, so sollte man mit hohen Erwartungen vorsichtig sein und vor allem eine der Kunst ganz eigene Rendite im Blick haben: die Genuss-Rendite. Richtig eingesetzt, kann sie finanziellen und kulturellen Mehrwert schaffen.
In unsicheren Zeiten tragen werterhaltende Kunstwerke zu einer Risikostreuung bei, denn sie unterliegen nicht den Schwankungen der Finanzmärkte und können gegen Inflation absichern. Wie beim DAX gibt es Indizes und Studien, die den Kunstmarkt analysieren, Marktentwicklungen aufzeigen sowie Künstlerinnen und Künstler auf dem Markt einordnen. Diese bilden eine gute Grundlage, sind allerdings nur dann sinnvoll, wenn sie in eine breitere Kenntnis des Kunstmarktes eingebettet werden. Man sollte nicht vergessen, dass Kunstwerke im Vergleich zu Aktien weniger liquide sind und ein langfristiger Anlagehorizont sinnvoll ist.
Der Anteil von Kunst am Gesamtvermögen kann bei größeren Vermögen bis zu 30 Prozent ausmachen. Das ist eher die Ausnahme. In der Regel sollte man eher von 5 bis 10 Prozent ausgehen.
Analyse statt Spontankauf
Kunst erwirbt man idealerweise bei Galerien auf dem Primärmarkt, wenn Kunstwerke zum ersten Mal verkauft werden, oder bei renommierten Auktionshäusern und im Kunsthandel, wenn Kunstwerke wieder verkauft werden (Sekundärmarkt). Kunstmessen bieten einen guten Ein- und Überblick über Trends sowie die Marktlage.
Wenn man Kunst als Wertanlage betrachtet, sollte man (ähnlich wie beim Aktienkauf) nicht ohne Vorbereitung kaufen. Das Lesen von Auktionsberichten und Kunstzeitschriften, der Austausch mit Experten und Kunstinteressierten, der Besuch von Kunstmessen, Galerien und Auktionen sind wichtig. Vor allem im Sekundärmarkt spielen der Zustand eines Kunstwerkes, die Herkunft (Provenienz) sowie die Echtheit (Authentizität) eine grundlegende Rolle.
Strategien für den Einstieg
Als Einstieg in den Kunstmarkt bieten sich verschiedene Strategien an. Entweder setzt man auf die sogenannten Blue-Chip-Künstler wie Andy Warhol, Pablo Picasso oder Gerhard Richter und kauft beispielsweise Grafikeditionen im vier- oder fünfstelligen Euro-Bereich. Hier bieten Datenbanken wie Artnet und Artprice einen guten Überblick über die aktuellen und historischen Auktionsergebnisse. Risikofreudigere Einsteiger können Werke jüngerer Künstler bei renommierten Galerien erwerben. Hier sind die Chancen und Risiken größer. Grundsätzlich gilt: Wenn man bei einem jungen Künstler kauft, macht man nie etwas falsch, sollte aber nicht auf den Werterhalt oder gar eine Wertsteigerung schielen.
Einmal gekauft, sollte man der Kunst eine gewisse Sorgfalt zukommen lassen. Wenn man sich an der Kunst zuhause erfreuen möchte, wäre dies eine professionelle Rahmung, bevor man den richtigen Standort auswählt. Je nach Art und Wert des Kunstwerkes spielen Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle. Auch die Versicherung sollte man nicht vergessen.
Steuerliche Vorteile
In Deutschland sind Gewinne aus dem Verkauf von Kunstwerken nach einer Haltefrist von einem Jahr grundsätzlich steuerfrei. Dies ändert sich bei regelmäßigen Verkäufen. Kunstwerke können in bestimmten Fällen als Betriebsvermögen abgeschrieben werden oder als Leihgaben an Museen steuerliche Vorteile mit sich bringen. Hier sollte immer Rücksprache mit dem Steuer- und/oder Vermögensberater gehalten werden.
Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit Dr. Britta von Campenhausen von Grisebach Auktionen verfasst.
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