Infrastruktur als einfache Geldanlage

Dirk Scherz, Vorstand der Spiekermann & CO AG

European Long-Term Investment Funds (ELTIF) werden manchmal mit ETFs verwechselt. Dabei handelt es sich um unterschiedliche Anlageinstrumente. Während ETFs liquide und breit diversifiziert sind, wurden ELTIFs geschaffen, um langfristige Investitionen in illiquide Anlagen wie Infrastrukturprojekte zu fördern. Ein Produkt für die Massen sind sie nicht.

ELTIFs gibt es seit 2015. Die Europäische Union wollte für die Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen wie Straßen oder Energienetzen private Kapitalgeber mit an Bord holen. Die erste Generation war jedoch zu stark reguliert. Bis Oktober 2021 wurden nur 57 ELTIFs mit insgesamt 2,4 Milliarden Euro aufgelegt. Um die Eintrittsschwellen zu senken, überarbeitete die EU das Regelwerk und strich viele der strengen Vorgaben. Mit dem sogenannten ELTIF 2.0 könnte eine Welle neuer Privatmarktprodukte auf den deutschen Markt kommen.

ELTIFs ein Massenprodukt?

ELTIFs zeichnen sich durch eine lange Laufzeit aus. Dies kann für Anleger von Vorteil sein, die bereit sind, ihr Geld oft länger als zehn Jahre zu binden. Allerdings ist in dieser Zeit ein vorzeitiger Ausstieg schwierig. Zum Teil wird damit geworben, dass man nach ein paar Jahren einen Teil seines Geldes zurückverlangen kann. Kritisch formuliert werden auf diese Weise illiquide Anlagen durch Neuverpackung als liquide verkauft.

Ein Segen für den Vertrieb

Der aktuelle Verkaufsboom kann dazu führen, dass Anleger mit hohen Renditeprognosen in den Markt gelockt werden, ohne die Risiken zu berücksichtigen. Zudem sollte man wissen, dass die Fondsbranche und deren Vertrieb ein großes Interesse an der neuen Produktgattung haben, da sich hier höhere Margen erzielen lassen. Anleger sollten bei den Gebühren prüfen, ob sie die erwartete Rendite rechtfertigen. Neben jährlichen Kosten, die sehr unterschiedlich ausfallen, haben einige Anbieter eine Erfolgsgebühr implementiert. Ein Ausgabeaufschlag kann zusätzlich anfallen. Positiv ist, dass die Anbieter zweimal im Jahr all ihre Investments, die Wertentwicklung und die Kosten offenlegen müssen. Eine notwendige und sinnvolle Transparenz.

Anleger erwerben Blindpools

ELTIFS können als Blindpool vermarktet werden. Bei Blindpools kennen Anleger die spezifischen Investitionen nicht im Voraus. Sie müssen dem Fondsmanager vertrauen, dass er die richtigen Investitionsentscheidungen trifft. Das kann riskant sein. Zudem lässt sich das Liquiditätsrisiko noch schwieriger messen. Anleger sollten sorgfältig abwägen, ob die potenziellen Renditen die genannten Risiken wert sind.

Oft wird bei ELTIFs oder ähnlichen geschlossenen Anlagen damit geworben, dass deren Schwankungen im Vergleich zu Aktien deutlich geringer sind. Das ist nur die halbe Wahrheit. Die geringeren Schwankungen sind darauf zurückzuführen, dass ein entsprechender Preis wie an der Börse nicht täglich ermittelt wird. Falls die Preise angepasst werden müssen, etwa durch Gutachten, kann es zu einer erheblichen Anpassung innerhalb kurzer Zeit kommen. Anleger einzelner Immobilienfonds können davon ein Lied singen. Bei ELTIFs könnten Marktrisiken oder politische Veränderungen zu einer solchen Abwertung führen.

Für mich sind Aktien gesunder Unternehmen, die von großen Infrastrukturprojekten profitieren, oft die bessere Wahl. Mit einem langfristigen Investment in Aktien habe ich die direkte, einfach verständliche und kostengünstige Option, künftige Ertragspotentiale zu erschließen. Falls eine Diversifikation mit Einzelaktien aufgrund der Anlagesumme nicht sinnvoll ist, können entsprechende kostengünstige ETFs ausgewählt werden.

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