Greenwashing bei der Governance

Von Dyrk Vieten, Geschäftsführer der ficon Vermögensmanagement GmbH in Düsseldorf

ESG-Investments sind bekanntlich zum Mainstream geworden. ESG steht für Umwelt (Environmental), soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). Anlegern soll damit möglich sein, in Unternehmen zu investieren, die nicht nur finanziell rentabel sind, sondern verantwortungsvoll handeln.

So ist etwa eine gute Governance-Struktur entscheidend für die langfristige Nachhaltigkeit und den Erfolg eines Unternehmens. Sie umfasst Aspekte wie die Zusammensetzung des Vorstands, Transparenz und Verantwortlichkeit, ethisches Verhalten und die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften.

Hier spielt die Bewertung durch Agenturen eine entscheidende Rolle. Diese bieten eine standardisierte und vergleichbare Analyse von ESG-Daten. Auf der Grundlage klarer und nachvollziehbarer Kriterien können Anleger fundierte Entscheidungen treffen und Unternehmen bewerten. Ohne eine solche objektive Bewertung wäre es schwierig, die ESG-Performance verschiedener Unternehmen miteinander zu vergleichen, da die Berichterstattung und die Offenlegung von ESG-Daten oft uneinheitlich und inkonsistent sind.

Außerdem soll die Bewertung Greenwashing verhindern. Greenwashing bezeichnet die Praxis, dass Unternehmen oder Fonds umweltfreundlicher oder sozial verantwortlicher erscheinen, als sie tatsächlich sind. Dies geschieht oft durch irreführende Werbung oder durch das Hervorheben von einzelnen positiven Aspekten, während negative Praktiken verschwiegen werden. Greenwashing kann dazu führen, dass Anleger in Unternehmen investieren, die nicht ihren ethischen oder ökologischen Standards entsprechen, was langfristig das Vertrauen in ESG-Investments untergräbt.

Unternehmen können beispielsweise Governance-Greenwashing betreiben, indem sie in ihren Jahresberichten und CSR-Berichten betonen, wie transparent und ethisch ihre Unternehmensführung sei, während sie gleichzeitig wichtige Informationen über Fehlverhalten, Interessenkonflikte oder interne Kontrollen verschweigen. Ein Beispiel könnte ein Unternehmen sein, das die Vielfalt und Inklusion im Vorstand hervorhebt, jedoch systematische Probleme bei der Einhaltung von Gesetzen und ethischen Standards ignoriert.

Durch die unabhängige Überprüfung und die Enthüllung inkonsistenter oder irreführender Berichte tragen Agenturen dazu bei, die Glaubwürdigkeit des ESG-Marktes zu stärken und Anlegern zu helfen, Unternehmen zu identifizieren, die wirklich nachhaltig handeln.

Mit dem Fokus auf Governance bedeutet das: Objektive Bewertungen prüfen beispielsweise, ob der Vorstand unabhängig ist und über die notwendige Expertise verfügt, um das Unternehmen effektiv zu überwachen. Sie analysieren auch die Mechanismen zur Vermeidung von Interessenkonflikten und untersuchen die tatsächliche Umsetzung von Ethik-Richtlinien. Durch die unabhängige Überprüfung und regelmäßige Bewertung können diese Agenturen sicherstellen, dass Unternehmen nicht nur auf dem Papier gut aussehen, sondern auch in der Praxis verantwortungsvoll und transparent geführt werden.

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