Eher Segen als Fluch

Von Bernd Hashemian, Vermögensverwalter bei der Kroos Vermögensverwaltung AG in Münster

Eine kleine Gruppe von Aktien (Apple (ISIN US0378331005), Amazon (ISIN US0231351067), Alphabet (ISIN US02079K3059), Meta (ISIN US30303M1027), Microsoft (ISIN US5949181045), Nvidia (ISIN US67066G1040) und Tesla (ISIN US88160R1014)) dominierte in den letzten Jahren den amerikanischen Aktienmarkt. In den letzten zwölf Monaten hat die „Gruppe der Sieben“ im Vergleich zum marktbreiten S&P 500 Index mehr als doppelt so gut abgeschnitten. Allein die Aktie von Nvidia hat sich mehr als verdreifacht. So ist es wenig verwunderlich, dass die beeindruckende Kursentwicklung der großen Technologieaktien von den Investoren als Segen empfunden wurde. In der jüngeren Zeit mehren sich jedoch kritische Stimmen, die vor einem immer höheren Konzentrationsrisiko für die Anleger warnen.

Immerhin haben die zehn größten US-Unternehmen durch die enorm angestiegene Marktkapitalisierung der Sieben einen Anteil von mehr als einem Drittel am S&P 500-Index. Vor zehn Jahren hatten die zehn größten Werte noch einen Anteil von 14 Prozent im S&P 500.

Konzentration gab es früher schon

Die derzeitige hohe Konzentration ist im historischen Vergleich nicht beispiellos. Untersuchungen zeigen, dass die zehn größten Aktien in den 1930er- und frühen 1960er- Jahren etwa 30 Prozent des US-Aktienmarktes ausmachten. Im Jahr 1900 betrug deren Gewicht sogar fast 40 Prozent.

Der Aktienmarkt war demnach früher genauso oder sogar noch stärker konzentriert. Laut John Rekenthaler, Analyst der Fondsratingagentur Morningstar, waren das Zeiten, in denen es Aktien gut ging. Er stellte fest, dass in diesen Phasen große Marktabstürze im Allgemeinen nicht mit der Aktienkonzentration verbunden waren.

Konzentration ist ein Merkmal von Indizes, die nach Marktkapitalisierung gewichtet sind. Diese Indizes belohnen Gewinner und bestrafen Verlierer. Die Magnificent 7 gehören zu den Gewinnern, weil sie die profitabelsten Unternehmen der Welt sind. Sie stehen an der Spitze der transformativen Technologien, insbesondere der KI. Das Entscheidende ist, dass diese Unternehmen in einer Zeit, in der Wachstum nur schwer zu finden ist, viel davon bieten. Anleger sind bereit, dafür zu zahlen.

Aber was ist, wenn es eine große Korrektur bei den Magnificent 7 gibt? Diese gab es bereits. 2022 fiel Nvidia von etwa 292 US-Dollar zu Beginn des Jahres auf 112 Dollar im Oktober desselben Jahres. Ein Rückgang von 62 Prozent. Die anderen Magnificent-7-Aktien erlitten damals ebenfalls sehr große Kursverluste.

Natürlich kann sich das jederzeit wiederholen. Aber die KI-Revolution ist sehr real. Der Umsatz von Nvidia verdreifachte sich in den letzten zwölf Monaten. Die Gewinne stiegen um 800 Prozent.

Man mag sich darüber Sorgen machen, aber die Konzentration war ein Segen für Indexanleger und für US-Anleger im Allgemeinen. Anleger, die den S&P 500 besitzen, müssen sich diese Gewinner nicht aussuchen; sie können einfach teilhaben. Weltweit wurden Anleger, die in breit gestreute Indizes wie den MSCI World oder den S&P 500 investiert haben, für ihr Konzentrationsrisiko reichlich belohnt.

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