Drill, Baby, Drill!

Claus Walter, Freiburger Vermögensmanagement GmbH
„Drill, Baby, Drill!“ Dieser Satz des wiedergewählten US-Präsidenten Trump scheint ein neues Ölzeitalter einzuläuten. Die großen US-Tech-Konzerne investieren in Atomkraft und der Wind dreht sich gegen die Windräder. Sind nachhaltige Investments in erneuerbare Energien für Anleger überhaupt noch interessant oder momentan ein No-Go?
Der frisch inthronisierte amerikanische Präsident Donald Trump will das Rad der Energiewende zurückdrehen. Er setzt auf die verstärkte Förderung fossiler Energien wie Öl und Gas. Dabei kommt es ihm weniger darauf an, welche ideologische Farbe Strom hat, sondern wie preiswert er ist. Um die Inflation im Griff zu behalten, spielen günstige Energiepreise eine wesentliche Rolle. Ob der Strom aus der Steckdose aus Atomspaltung, Erdölverbrennung oder erneuerbaren Energien stammt, dürfte ihm egal sein, solange der Preis stimmt. Dass seine Politik wirklich zu einer Renaissance der fossilen Energien führt, ist eher unwahrscheinlich.
Denn langfristig führt kein Weg daran vorbei, bei der Energieversorgung von fossilen Energien Abstand zu nehmen. Nicht nur, um die Klimaerwärmung zu begrenzen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem es immer teurer wird, die begrenzten Vorkommen auszubeuten. Technologischer Fortschritt kann zudem schnell dazu führen, dass Strom aus erneuerbaren Quellen, Fusionsreaktoren – oder was auch immer – billiger wird.
Nachhaltig nachjustieren
Interessant ist auch, dass große Tech-Konzerne wie Microsoft (ISIN US5949181045), Google (ISIN US02079K3059), Meta (ISIN US30303M1027) oder Amazon (ISIN US0231351067) in Atomkraft investieren, um ihren künftigen Energiebedarf klimaneutral und zuverlässig abdecken zu können. Die jüngsten Entwicklungen rund um die KI-Technologie DeepSeek aus China machen zwar Hoffnung, dass diese Branchen weit weniger Rechenleistung und damit Energie benötigen als bisher prognostiziert.
Dennoch wird der Bedarf an elektrischer Energie weiter steigen, besonders durch die Mobilitätswende, die Wärmeerzeugung und die Umstellung von Industrieprozessen. „Auch wenn sich der KI-Boom als Blase erweisen sollte, wird das die Goldgräberstimmung bei den Stromversorgern und Infrastrukturbauern nicht bremsen“, meint Zukunftsforscher Eike Wenzel.
Besser bohren
Möglicherweise gehen Techniken zur Ölförderung und grüne Geothermie künftig sogar Hand in Hand. Eine dem Fracking von Öl- und Gas verwandte Methode kann helfen, Erdwärme zur Stromerzeugung deutlich effizienter zu nutzen. So könnten Arbeitsplätze und Technologie aus der Ölförderindustrie transformiert werden. Eine Idee, die gerade für Trump-Anhänger Charme hat.
US-Energieminister Chris Wright ist zwar einerseits bekennender Klimawandelskeptiker, andererseits aber auch Chef eines der größten US-Frackingunternehmen, das in ein Geothermie Start-up investiert hat, welches unter anderem Energie für Googles-Datenzentren liefert.
Pragmatismus präferieren
Das Investmentlabel „grün“ war noch nie eine Garantie, dass Anlageerfolg garantiert ist. In einem gut aufgestellten, breit gestreuten Depot hat die Idee aber weiter ihren Platz und bietet Chancen. Anleger müssen nun noch genauer hinschauen. Momentan dürfte der Fokus aber eher auf den Herstellern von Kabel oder Netzinfrastruktur statt auf typischen Ökoinvestments liegen. Denn eines ist klar: Die Zukunft der Energieversorgung muss nachhaltig sein, auch in Zeiten von Trumps fossiler Energiepolitik.
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