Stiftungsfonds des Jahres 2023

Viele Stiftungen mussten in den letzten Jahren ihre Anlagestrategien überdenken. Eine lange Phase mit tiefen Zinsen und eine breite Palette von Anlagemöglichkeiten zeigten Wirkung. Die Antworten auf Fragen der Stiftungsgeldanlage wurden komplexer, das Spektrum der Optionen größer. RenditeWerk bietet daher bei der Suche nach stiftungsgeeigneten Anlagevehikeln Hilfestellungen an. Zu diesem Zweck kürten wir auch für das Jahr 2023 Fonds, die unseres Erachtens geeignet sind, in Stiftungsdepots eine Rolle zu spielen. Es kann sich dabei eher um Hauptrollen handeln, dann sprechen wir von Stiftungsfonds. Oder eher um Nebenrollen, dann reden wir von Bausteinen. Der Übergang zwischen den Rollen ist jedoch fließend und Rollentausch jederzeit möglich.
Das vergangene Jahr 2022 war nicht einfach. Die meisten Fonds schlossen tief im Minus ab. Aber Stiftungsgeldanlagen erfordern einen langen Atem. Die Bewertungen der Fonds, die RenditeWerk auswählt, sind daher an den langfristigen Zukunftsperspektiven orientiert. Die Performance im Vorjahr kann dabei ein Kriterium sein. Aber nur, wenn sie zugleich ein Argument für oder gegen eine Investition in der langen Frist bekräftigt. Daher ist auch ein ungewöhnlich hoher Verlust bei einem sehr offensiven Fonds per se noch kein Argument gegen dessen Auswahl.
Wir kürten zwei Stiftungsfonds des Jahres, einen Multi-Asset-Fonds und einen alternativen Stiftungsfonds. Wir zeichneten außerdem drei Bausteine des Stiftungsvermögens aus, einen offensiven, einen alternativen und einen nachhaltigen. In puncto Nachhaltigkeit gehören von den fünf ausgezeichneten Fonds vier der neuen Artikel-8-Kategorie der „hellgrünen“ Fonds (Mehrheit der nachhaltigen Fonds) an, und einer, unser nachhaltiger Baustein, der Artikel-9-Kategorie der „dunkelgrünen“ Fonds (Fonds mit explizitem Nachhaltigkeitsziel).
Stiftungsfonds des Jahres 2023: EB Sustainable Multi Asset Invest UI I (WKN A1JUU9)
Zum Stiftungsfonds des Jahres 2023 küren wir den EB Sustainable Multi Asset Invest UI I. Im Krisenjahr 2022 hat sich der von der Evangelischen Bank (EB-SIM) gemanagte Fonds im Vergleich zu anderen Fonds seiner Kategorie hervorragend geschlagen. Das liegt auch daran, dass der 2012 gestartete Fonds sich von einem klassischen Mischfonds zu einem modernen Multi-Asset-Fonds weiterentwickelt hat. Insofern spiegelt die Evolution des Fonds die Zwänge und Probleme an den Finanzmärkten des letzten Jahrzehnts wider und präsentiert dafür mögliche Lösungen. Viele Stiftungen dürften sich darin gut wiedererkennen.
Die Erweiterung des Anlageuniversums erfolgte im EB Sustainable Multi Asset Invest zweifach. Regional war der Fonds zunächst auf Europa beschränkt. Jetzt ist man auch global unterwegs, Schwellenländer miteingeschlossen. Als Anlageklassen nutzte man zunächst Renten und Aktien. Inzwischen wird auch in (dazu) „alternative“ Anlagen investiert: so etwa Private Equity, Edelmetalle / Gold oder Wandelanleihen. Um alternative sowie spezielle Segmente oder Schwellenländer abzudecken, werden überwiegend Fonds (auch der EB) genutzt, die Ende 2022 etwas mehr als ein Viertel des Fondsportfolios ausmachten. Das Fondsmanagement kann auf veränderte Marktsituationen nun jedenfalls flexibler reagieren und regionale und sektorale Unterschiede besser nützen.
Das ist gerade im Krisenjahr 2022 sehr gut gelungen. Als Reaktion auf simultane Kursverluste bei Aktien und Anleihen setzte das Management zunächst vermehrt auf weniger korrelierte Anlagen und Sachwerte. Zugleich ging man konventionell in die Defensive: die Aktienquote, die maximal 30 Prozent betragen kann, wurde heruntergefahren; die Rentenseite gegenüber Zinsänderungen robuster gemacht; der Barmittelanteil hochgesetzt. Das Management steuerte den Fonds sehr gut durch die schwere See: er verlor 2022 mit rund 6 Prozent deutlich weniger als die Peer Group. 2021 betrug der Wertzuwachs knapp 7 Prozent, 2020 nicht ganz 4 Prozent und 2019 annähernd 10 Prozent. Die Leistung in den vergangenen Jahren hat sich auch in Ratings niedergeschlagen. Morningstar bewertet die Rendite des EB Sustainable Multi Asset Invest im Verhältnis zum eingegangenen Risiko über 3, 5 und 10 Jahre mit der Spitzennote (5 Sterne). Die Rating-Agentur Scope vergibt aktuell (31.01.2023) über drei Jahre die Note A (sehr gut), damit steht der EB Sustainable Multi Asset Invest auf Rang 3 (von 338 im Fondsuniversum Deutschland). Zuvor war der Fonds mit C bewertet worden. Der EB Sustainable Multi Asset Invest hat also zuletzt immer besser performt. Das Fonds-Management hat die vergrößerten Spielräume und den ausdifferenzierten Instrumentenkasten hervorragend genutzt. Das weckt Erwartungen an weiterhin sehr gute Leistungen. Die Zukunft ist allerdings auch an Finanzmärkten offen. Auch der Fonds wird also zeigen müssen, ob er andere Marktkonstellationen ähnlich gut meistert.
Eine strategische Stütze ist dabei die im Fonds großgeschriebene Nachhaltigkeit. Die Idee ist, dass nachhaltige, gut geführte Unternehmen zur Risikoreduktion beitragen. Dem kommt entgegen, dass die Evangelische Bank in Deutschland eine Pionierin und treibende Kraft der nachhaltigen Geldanlagen war und ist. Im Fonds wird dies konkret umgesetzt über Ausschlusskriterien und positives Nachhaltigkeitsrating von Unternehmen, wobei man sich an den ethischen Prinzipien der EB und den Nachhaltigkeitszielen der UN orientiert. Der EB-Sustainable Multi Asset Invest ist ein Artikel-8-Fonds, dessen Nachhaltigkeit Morningstar mit vier Globen (von fünf möglichen) bewertet. Laut Nachhaltigkeitsreport des Fonds ist er insbesondere im Umwelt-Bereich stark. Die diesbezüglichen Informationen werden detailliert offengelegt, so dass Stiftungen in Fragen der Nachhaltigkeit gezielt und zahlenbasiert nachhaken können.
Mit laufenden Kosten von 1,47 Prozent (aktuelle Angaben Basisinformationsblatt), in die auch die Kosten für Zielfonds eingehen, gehört der Fonds nicht zu den billigen Angeboten seiner Kategorie. Der effektive Ausgabeaufschlag beträgt aktuell 3 Prozent (max. 5%). Die letzte Ausschüttung betrug 1,50 Euro pro Anteil.
Unser Fazit: Ein defensiver, nachhaltigkeitsorientierter Multi-Asset-Fonds, der in den jüngsten Krisenphasen hervorragend performte und dem wir zutrauen, dies in den nächsten Jahren weiter zu bestätigen.
Alternativer Stiftungsfonds des Jahres 2023: Leading Cities Invest (WKN 679182)
Unser alternativer Stiftungsfonds des Jahres 2023 ist der Leading Cities Invest. Der offene Immobilienfonds zeigte auch im extrem schwierigen Jahr 2022 eine außergewöhnliche Robustheit. Die Krisenphasen der letzten Jahre, auch den Corona-Schock, hat er bravourös überstanden. 2022 legte er um 2,2 Prozent zu, in den vergangenen 5 Jahre kam er auf 2,7 Prozent pro Jahr. Die geringe Schwankungsneigung ist selbst für einen Immobilienfonds dieser Art außergewöhnlich. Dementsprechend ist die Rendite im Verhältnis zum Risiko (d.h. den Wertschwankungen) herausragend. Das machte den Fonds bisher zu einer Hochsicherheits-Anlage.
Die stabilitätsorientierten Konstruktionsmerkmale des Leading Cities sprechen unseres Erachtens dafür, dass er auch in Zukunft eine ähnlich gute Performance zeigen wird. Wir haben den Leading Cities deshalb schon mehrfach als besten defensiven Baustein des Stiftungsvermögens ausgezeichnet. Wir glauben jedoch, dass er sich in der langen Frist auch als Stiftungsfonds hervorragend eignet. Zwar entspricht er als Immobilienfonds nicht dem typischen Profil eines Stiftungsfonds, den man in der Regel als Multi-Asset-Vehikel konzipiert. Aber die Konstanz der Wertentwicklung des Leading Cities ist Ergebnis eines ausgeklügelten Fondskonzepts und das rechtfertigt nach unserer Überzeugung diese Wahl.
Erstens diversifiziert das Fondsmanagement geographisch: die Objekte liegen gegenwärtig in 11 verschiedenen europäischen Ländern und in den USA; zudem investiert es nur in (derzeit 27) Städten mit absehbar großem Zukunftspotential, wobei Büroanlagen (gegenwärtig rund drei Viertel des Portfolios) dominieren.
Zweitens sorgt das sogenannte „Cash-Call-System“ für zusätzliche Stabilität: Der Leading Cities bleibt für interessierte Anleger so lange geschlossen, bis das Management-Team ein vielversprechendes Investment gefunden hat. Erst dann werden Gelder der Anleger im Volumen der Investition zugelassen. Das verhindert die unproduktive Hortung von Barmitteln im Fonds oder einen Druck vonseiten des Kontostandes, der zu wenig überzeugenden Investments verleiten würde.
Ein dritter Stabilitätsfaktor ist die Wertermittlung: die erfolgt nicht börsentechnisch, sondern durch Gutachter, die sich an den langfristigen Ertragspotentialen von Immobilen ausrichten.
Hinzu kommt viertens, dass kurzfristig orientierte Anleger durch Mindesthaltezeiten (24-monatig), lange Kündigungsfristen (12 Monate) und einen (ziemlich hohen) Ausgabeaufschlag von einem Investment abgehalten werden. Auch Stiftungen sollten sich vor einem Engagement über diese Beschränkungen im Klaren sein.
Zwar verfolgt der Leading Cities Invest kein ausdrückliches Nachhaltigkeitsziel und ist daher als Artikel-8-Fonds klassifiziert. Aber das Fondsmanagement achtet insbesondere auf die klimarelevanten Nachhaltigkeitseffekte der Immobilien im Portfolio und greift dabei auf ein eigenes ESG-Scoring-Modell zurück.
Unser Fazit: Der Leading Cities Invest hat sich bisher als außergewöhnlich stabiler, wichtige Nachhaltigkeitsziele berücksichtigender Ertragslieferant erwiesen, und dies selbst in den turbulenten Märkten der letzten Jahre; für uns eine Alternative als Stiftungsfonds.
Offensiver Baustein des Jahres 2023: WI Global Challenges Index-Fonds I (A0LGNP)
Als offensiven Baustein des Stiftungsvermögens 2023 haben wir uns für den WI Global Challenges Index-Fonds I entschieden, weil er unseres Erachtens trotz kräftiger Verluste im Jahr 2022 langfristig nach wie vor ein hohes Rendite-Potential verspricht.
Das Jahr 2022 beendeten nur wenige Aktiensparten im Plus, besonders Titel des Sektors fossile Energie ragten weit heraus. Abgesehen davon, dass dabei Nachhaltigkeit auf der Strecke blieb, war dieser Erfolg von (aus Investorensicht) situativen und politischen Faktoren bestimmt. Für uns zählt jedoch die langfristigen Perspektive auf ein offensives Investment. Mit einem solchen kann man definitionsgemäß viel gewinnen und viel verlieren. Anleger müssen sich also bereits vorab an den Gedanken gewöhnen, dass ein Verlust irgendwann auch mal bei 20, 30 oder noch mehr Prozent liegen kann. Andernfalls besteht die Gefahr, bei Einbrüchen in Panik zu geraten und die gewählte Strategie kopflos über den Haufen zu werfen.
Der WI Global Challenges Index-Fonds I hat 2022 rund 24 Prozent an Wert eingebüßt. Während des Corona-Schocks 2020 verlor er sogar noch etwas mehr. 2019 legte er aber um 39 Prozent zu, 2021 um knapp 25 Prozent. Die Wertschwankungen waren in den letzten Jahren also kräftig und sie können es weiterhin sein. Allerdings hat der 2007 aufgelegte Fonds seine Performancepotenz bereits längerfristig unter Beweis gestellt. Über 10 Jahr weist Morningstar aktuell eine Wertentwicklung von knapp 12 Prozent pro Jahr aus.
Der Global Challenges Index setzt sich aus 50 Aktien von Unternehmen unterschiedlicher Größe zusammen. Diese müssen zur Bewältigung von globalen Herausforderungen der Nachhaltigkeit einen substantiellen Beitrag leisten. Die „global Challenges“ sind in sieben Nachhaltigkeitsbereiche gegliedert: Klimawandel, Trinkwasserversorgung, Erhalt der Artenvielfalt, nachhaltige Waldwirtschaft, Bevölkerungsentwicklung, Armutsbekämpfung und verantwortungsvolle Führungsstrukturen. Das weithin anerkannte strikte Nachhaltigkeitsprofil des Global Challenges Index hat dem WI Global Challenges Index-Fonds die höchste Morningstar-Bewertung der Nachhaltigkeit (5 Globen) und 2023 das FNG-Siegel mit zwei Sternen des Forum Nachhaltige Geldanlagen eingebracht. Wir kürten den WI Global Challenges 2022 zum nachhaltigen Baustein. Dieses Mal fokussieren wir uns jedoch primär auf die langfristigen Ertragschancen.
Wir glauben, dass sich der anspruchsvolle Nachhaltigkeitsansatz des Index – der mit Hilfe der Ratingagentur ISS ESG umgesetzt wird – langfristig auch in puncto Rendite des WI-Fonds auszahlen wird. Der generelle Grund: Nachhaltigkeit wird ein politisch forcierter Megatrend bleiben, auch wenn mit Rückschlägen zu rechnen ist oder mit kurzlebigen Hypes bei dem einen oder anderen Thema. Speziell überzeugt beim Global Challenges Index zunächst die Branchenstruktur: Es dominieren Erneuerbare Energien, Technologie, Software und IT sowie Transport und Logistik, also bereits etablierte Branchen mit hoher Innovationskraft und weiterhin großem Zukunftspotential. Eine Selektion von „Nachhaltigkeits-Champions“ dieser Branchen, wie sie der Index umsetzt, verspricht unseres Erachtens in der langen Frist auch bei der Rendite sehr gute Chancen.
Die Fondstranche I, die wir auszeichnen, ist mit laufenden Kosten in Höhe von 0,5 Prozent (2022) überaus preiswert, jedoch als Baustein aufgrund der hohen Mindestanlagesumme von 250.000 nur für größere Stiftungen geeignet. Andere Tranchen des Fonds mit geringeren Einstiegshürden berechnen höhere Kosten.
Unser Fazit: ein offensiver und damit schwankungsfreudiger Aktionsfonds mit sehr ambitionierter Nachhaltigkeits-Ausrichtung, dem wir zutrauen, dass er seine gute historische Performance auch in Zukunft bestätigen wird.
Alternativer Baustein des Jahres 2023: Bantleon Select – Bantleon Select Infrastructurec IA EUR Inc (WKN A2PJCM)
Als alternativen Baustein des Stiftungsvermögens 2023 haben wir uns für den Bantleon Select – Bantleon Select Infrastructure IA EUR Inc. entschieden. Der Fonds investiert in Aktien von Infrastruktur-Unternehmen und überzeugt uns mit seiner Nachhaltigkeitsausrichtung und stabilen hohen Ausschüttungen.
Der Bantleon Select Infrastructure setzt von der Grundidee her – wie auch andere Fonds dieser Art – auf die große Nachhaltigkeits-Transformation, die zur Umsetzung von Klimaschutzzielen erforderlich ist. Dabei kommt dem Um- und Aufbau einer geeigneten Infrastruktur eine zentrale Bedeutung zu. Viele Staaten haben bereits hohe Summen für Infrastruktur-Projekte mit dieser Ausrichtung auf den Weg gebracht oder sind gerade dabei. Der Ausbau einer entsprechenden Infrastruktur wird auch in den nächsten Jahrzehnten immense Investitionen erfordern. Das ist für Infrastruktur-Unternehmen eine gute Nachricht. Deren Aktien sollten davon in der langen Frist profitieren.
Der Bantleon Select Infrastructure investiert bevorzugt in Aktien von Unternehmen, die Basis-Infrastruktur (Grundversorgung, Telekommunikation, Transport) errichten, aber auch in andere Infrastruktursparten wie Erneuerbare Energien oder Digitalisierung. Der Fonds ist zwar global ausgerichtet, der regionale Schwerpunkt ist aber derzeit Europa. Vor dem Hintergrund der in Europa sehr ambitionierten Nachhaltigkeitsziele sollte dies eine zukunftsträchtige Wahl sein.
Der Bantleon Select Infrastructure verfolgt einen eigenen Nachhaltigkeitsansatz, der in Ausschlusskriterien und einer unternehmensspezifischen ESG-Analysen besteht. Damit wird eine überdurchschnittliche Nachhaltigkeit angestrebt. Das gelingt offenbar. Denn Morningstar ratet dem Artikel-8-Fonds mit 4 Nachhaltigkeits-Globen (von 5), damit liegt er deutlich über dem Durchschnitt.
Uns gefällt am Fonds insbesondere die kohärente Auswahlstrategie, die das Management praktiziert, um stetige und relativ hohe Zahlungsströme sicherzustellen. Der Fonds investiert dazu bevorzugt in Unternehmen, die durch Markteintrittsbarrieren und monopolartige Stellung dem Preisdruck weniger stark ausgesetzt sind, was letztlich dem Unternehmensgewinn zu Gute kommt. Darüber hinaus präferiert das Fondsmanagement Unternehmen, die auf konjunkturellen Schwankungen weniger stark reagieren. Zur Verstetigung der Dividenden trägt zudem bei, dass für Basisinfrastruktur-Projekte langfristige Verträge und Regulierungen typisch sind, was die Planungssicherheit erhöht. Die Umsetzung dieser Auswahlkriterien soll sicherstellen, dass der Fonds überwiegend Unternehmen mit gut prognostizierbaren Cashflows und hohen Dividenden im Portfolio hat. Die Dividendenrenditen können sich mit Werten in Bereichen um die 4 Prozent mehr als sehen lassen. Der Fonds zahlte denn auch bisher relativ hohe Ausschüttungen an die Anleger aus, 2022 waren es 4,18 Euro.
Selbst wenn mancher globale Infrastrukturfonds 2022 bei der Wertentwicklung besser abschnitt, lag für Europa der Wertverlust des Fonds mit 9 Prozent im Rahmen. 2021 hatte man noch ein Plus von über 10 Prozent. Der Fondswert unterliegt also durchaus Schwankungen, was für einen Aktienfonds auch zu erwarten ist. Da der Bantleon Select Infrastructure erst 2019 aufgelegt worden ist, hat er allerdings noch keine lange Performancegeschichte.
Unser Fazit: Unseres Erachtens ist der Fonds aufgrund der langfristigen Investitionsidee, der guten Wachstumschancen, der Auswahlkriterien der Aktien und der hohen Ausschüttungen für Stiftungen als alternativer Baustein sehr gut geeignet.
Nachhaltiger Baustein des Jahres 2023: IIV Mikrofinanzfonds I (WKN: A1H44S)
Als nachhaltigen Baustein des Stiftungsvermögens 2023 haben wir uns für einen Pionier des wirkungsorientierten Investierens in Deutschland entschieden, den IIV Mikrofinanzfonds I.
Für nachhaltige Fonds wird es immer wichtiger, den nachhaltigen Worten in den Prospekten auch nachhaltige Taten und Wirkungen folgen zu lassen. Stichwörter hierfür sind wirkungsorientiertes Investieren bzw. Impact Investing.
Die Strategie des IIV Mikrofinanzfonds besteht in der Refinanzierung von überwiegend mittleren und kleineren (Mikro-)Finanzinstituten in Entwicklungs- oder Schwellenländern. Der Fonds erwirbt zu diesem Zweck Darlehensforderungen dieser Institute. Die bezweckte Wirkung dieser Strategie besteht darin, Menschen den Zugang zu Krediten ermöglichen, die sie sonst nicht erhalten würden. Durch diese Kreditaufnahme sollen Kleinst- oder Kleinunternehmer bei der Existenzgründung oder einer einschlägigen Investition unterstützt werden. Der Mikrofinanzfonds verfolgt damit das übergeordnete soziale Ziel, wirtschaftliche bzw. soziale Ungleichheit zu verringern und die hierfür erforderliche Integration zu stärken. Mindestens 75 Prozent des Fondsvermögens kommen diesem Zweck zugute. Das Ziel, durch Vergabe der Mikrokredite eine Existenzgründung zu ermöglichen, wird mit Hilfe von zwei Hauptindikatoren regelmäßig überprüft: Die durchschnittliche Kreditsumme und die Zahl der Endkreditnehmer. Die durchschnittliche Kreditsumme beträgt derzeit rund 1.170 USD. Der Mikrofinanzfonds unterstützt aktuell knapp 650.000 Personen, davon sind 83 Prozent Frauen.
Nachhaltigkeit wird nicht nur über dieses primäre soziale Ziel des IIV Mikrofinanzfonds bewirkt. Denn Nachhaltigkeits-Kriterien unterliegen auch die wirtschaftlichen Aktivitäten, die mit den Krediten ermöglicht werden. Diese dürfen andere nachhaltige Aspekte zumindest nicht „erheblich beeinträchtigen.“
Insgesamt wird die angestrebte Nachhaltigkeit dieses „dunkelgrünen“ Artikel-9-Fonds in einem komplexen Prozess engmaschig überprüft. Es würde hier zu weit führen, die umfangreichen und hochdifferenzierten Nachhaltigkeitseigenschaften des Fonds auch nur ansatzweise näher zu beschreiben. Dazu gibt es etwa eine inhaltlich dichte 32-seitige Broschüre, durch deren Lektüre sich interessierte Stiftungen mit der komplexen Nachhaltigkeitsstruktur des Mikrofinanzfonds vertraut machen können.
Der 2011 aufgelegte Fonds wies bisher eine relativ kontinuierliche Wertentwicklung auf und erzielte in jedem Jahr seiner Existenz ein positives Ergebnis. Der Corona-Schock 2020 ließ den Wert kurz einbrechen, Ende des Jahres war die institutionelle Tranche schon wieder mit 1,32 Prozent im Plus. Im Krisenjahr 2022 legte die Fondstranche I um 0,97 Prozent zu. Die laufenden Erträge werden ausgeschüttet, wobei die Beträge schwanken. Die laufenden Kosten für die I-Tranche werden derzeit mit 1,43 Prozent angeben. Der Ausgabeaufschlag liegt bei 3 Prozent, der Mindestanlagebetrag bei 30.000 Euro.
Unser Fazit: Der IIV Mikrofinanzfonds I kombiniert geringes Risiko und positive Wertentwicklung und kann damit gut zur Stabilisierung eines Stiftungsportfolios beitragen; er erlaubt aber Stiftungen vor allem, gezielt und mit nachprüfbarer Wirkung in soziale Nachhaltigkeit zu investieren.