Besserer Zugang zu Private Equity

Von Richard Wilmes, Golding Capital Partners

Der stark wachsende und zunehmend liquide Markt für Secondaries bietet Investoren viele Vorteile.

Secondaries, also über den Zweitmarkt gehandelte Private-Equity-Investments, haben in den vergangenen Jahren das Schattendasein hinter sich gelassen, das sie lange Zeit gefristet hatten. Das Transaktionsvolumen weist ein starkes Wachstum auf, wobei es dieses Jahr laut Investmentbank Jefferies mit rund 140 Milliarden Dollar einen neuen Rekord erreichen wird. Grund ist, dass Secondaries Käufern, Verkäufern und Unternehmen Vorteile bieten, die nur diese spezielle Assetklasse aufweist.

Der weitaus größte Teil der Unternehmen der Welt ist nicht börsennotiert, darunter das Gros der dynamischen Mittelständler – Stichwort Hidden Champions. Diese Unternehmen benötigen dennoch Eigenkapital – umso mehr, als Banken in der letzten Zeit bei der Kreditvergabe spürbar restriktiver geworden sind. Private-Equity-Investoren stellen solches Kapital – gepaart mit langjähriger Expertise bei der unternehmerischen Weiterentwicklung – zur Verfügung und partizipieren im Gegenzug langfristig am Erfolg der Unternehmen. Üblicherweise ist das Kapital in Fonds über einen Zeitraum von zehn bis zwölf Jahren gebunden, ohne reguläre Möglichkeit zur Rückgabe der Anteile. Eine vorzeitige Veräußerung fand früher nur in Ausnahmefällen und mit deutlichen Bewertungsabschlägen statt. Der Zweitmarkt galt deshalb lange als „Notausgang“ für Private-Equity-Investoren mit unerwartetem Liquiditätsbedarf.

Tool zur Steuerung des Portfolios und der Liquidität

Das hat sich grundlegend geändert. Schon längst ist der Secondaries-Markt für viele Investoren ein etabliertes Tool für die Portfoliosteuerung und für das Liquiditätsmanagement. Noch ist der häufigste Fall der der sogenannten LP-led-Secondaries. Hierbei geht der Verkauf von einem Investor (Limited Partner) aus, der seine Anteile an einem Private-Equity-Fonds vorzeitig abstößt. So kann er kurzfristig Liquidität generieren, wohinter heutzutage meist nicht mehr eine finanzielle Notlage steckt, sondern die Absicht, neue Opportunitäten zu nutzen. Zudem kann der Investor sein Portfolio durch Verkäufe am Zweitmarkt strategisch anpassen. Das war zum Beispiel während der Zinswende wichtig, als viele Investoren wegen der starken Zinsänderungen und aufgrund des Denominator-Effekts entstandene Über- und Unterallokationen ausgleichen mussten.

Sogenannte GP-led-Secondaries, bei denen ein Fonds (General Partner) Teile seines Portfolios länger als ursprünglich angedacht entwickeln will, waren lange die Ausnahme, bilden inzwischen aber knapp die Hälfte des Marktes. Jefferies hat ermittelt, dass GP-led-Secondaries, die 2017 noch 24 Prozent des Volumens ausmachten, 2023 auf 46 Prozent kamen, was zusammen mit dem allgemeinen Marktwachstum eine Vervierfachung bedeutet – Tendenz weiter steigend.

Private-Equity-Fonds können Teile Ihres Portfolios nach Ende einer klassischen Entwicklungsphase in ein sogenanntes Continuation Vehicle einbringen, das sie selbst betreuen und an dem sich interessierte Investoren beteiligen können. Dies sind häufig gerade die aussichtsreichsten Portfoliounternehmen, bei denen eine Vielzahl an Wachstumsinitiativen angestoßen wurde und an denen das Fondsmanagement über die Laufzeit des Fonds hinaus partizipieren möchte. Die ursprünglichen Fondsinvestoren haben dann die Wahl, Liquidität zu erhalten oder weiter in dem Unternehmen engagiert zu bleiben und von der Wertschöpfung zu profitieren.

Schneller Aufbau eines diversifizierten Private-Equity-Portfolios

Dank dem mittlerweile großen Volumen und der hohen Granularität des Secondaries-Markts haben Investoren die Möglichkeit, über ihn zügig ein diversifiziertes Private-Equity-Portfolio aufzubauen. Am Primärmarkt würde das Jahre dauern, und wegen der beträchtlichen Ticketgrößen einzelner direkter Private-Equity-Engagements wäre für eine ausreichende Diversifizierung weitaus mehr Kapital vonnöten.

Ein weiterer Vorteil von Secondaries ist, dass die reiferen Portfoliounternehmen bereits eine belastbare Historie im Fonds aufweisen und somit kaum Blindpool-Risiko gegeben ist. Das reduziert das Investitionsrisiko stark, im Gegensatz zu einer klassischen „neuen“ Private-Equity-Beteiligung.

Zudem lässt sich mit Secondaries die sogenannte J-Kurve vermeiden: Nach dem Einstieg, oftmals mit Abschlägen zum Buchwert, lassen sich zügig Wertzuwächse generieren und auch bereits frühzeitig in den ersten Jahren nach Einstieg Veräußerungen realisieren.

Chancen bei Small- und Mid-Caps

Die sehr hohen Bewertungsabschläge, mit denen Portfolios zum Höhepunkt der Zinswende häufig von notleidenden Verkäufern am Sekundärmarkt veräußert wurden, haben sich inzwischen etwas eingependelt, bleiben aber im langfristigen Vergleich weiterhin sehr attraktiv. Dabei ist eine Differenzierung nach Unternehmensgröße festzustellen: Während Beteiligungen an größeren Unternehmen und Fondsportfolien spürbar teurer werden, bieten Small- und Mid-Caps, getrieben durch eine attraktivere Angebots- und Nachfrage-Dynamik sowie weiterhin sehr hohe Marktintransparenz, auch langfristig durch strukturelle Vorteile zahlreiche Opportunitäten.

Eine Alternative zum direkten Engagement am Sekundärmarkt ist die Beteiligung an einem Secondaries-Fonds. Das Management eines solchen Fonds hat tiefen Einblick in den Private-Equity-Sekundärmarkt und verfügt über Expertise und Kapazitäten, mit denen es die Chancen des Marktes besser nutzen kann, als das viele andere Investoren könnten. Zudem beteiligen sich Investoren mit Secondaries-Fonds in kurzer Zeit und auch mit begrenzten Mitteln an einem diversifizierten und risikoadjustierten Portfolio. Somit bieten Secondaries Investoren nicht zuletzt besseren Zugang zur attraktiven Assetklasse Private Equity.