Anlagejahr 2024: Hohe Zufriedenheit – aber keine Selbstzufriedenheit
Wie jedes Jahr führte RenditeWerk im Februar eine Kurzumfrage unter deutschen Stiftungen zum vergangenen Anlagejahr 2024 durch.

Unserer Umfrage zur Stiftungsgeldanlage im Jahr 2024 deckt die Themen Zufriedenheit, Rendite, Vermögensallokation, Management und Veränderungsabsichten ab. Den Fragebogen mit seinen programmierten Antworten füllten 73 der angeschriebenen Stiftungen aus. Das war weniger als im Vorjahr (105), aber wir hatten auch schon weniger Teilnehmer als in diesem Jahr – es schwankt eben nicht nur die Rendite, sondern auch die Bereitschaft, an solchen Umfragen teilzunehmen.
Hohe Zufriedenheit
Die antwortenden Stiftungen waren mit dem Anlagejahr 2024 größtenteils „sehr zufrieden“: 70 Prozent der Stiftungen kreuzten diese Antwortoption an, 15 Prozent waren (etwas) zufrieden. Damit machte die Fraktion der Zufriedenen 85 Prozent aus. Weder zufrieden noch unzufrieden waren 12 Prozent, etwas unzufrieden waren nur 2 Stiftungen, das sind gerundet 3 Prozent. Damit toppte das Anlagejahr 2024 das Vorjahr. Für das Jahr 2023 kam die Zufriedenheitsfraktion zwar ebenfalls auf hohe 80 Prozent, aber die Gruppe der sehr Zufriedenen war im Vorjahr mit 36 Prozent doch deutlich kleiner als in der aktuellen Umfrage.

Anlageergebnis: überwiegend positiv
Die meisten Stiftungen meldeten für 2024 erwartungsgemäß eine positive Rendite: Mehr als 2 Prozent Rendite erzielten 88 Prozent der Stiftungen. Im Vorjahr, d.h. für das Anlagejahr 2023, betrug dieser Wert 76 Prozent.
14 Prozent der antwortenden Stiftungen meldeten eine Rendite von über 10 Prozent, bei 74 Prozent lag der Ertrag im Bereich zwischen 2 und 10 Prozent, und 12 Prozent erzielten mit ihrem Stiftungsvermögen einen Gewinn unter 2 Prozent.
In die Zufriedenheit fließt das Anlageergebnis eines Jahres ein, jedoch auch, ob sich Erwartungen erfüllten oder nicht. Den Erklärungsanteil dieser beiden Faktoren der Zufriedenheit können wir auf der Basis unserer Umfrage mit unserer einfachen deskriptiven Auswertung nicht genau bestimmen. Aber eine Sortierung der sehr Zufriedenen im Unterschied zum Rest zeigt, dass bei den Erstgenannten sehr hohe Renditen (über 10%) häufiger waren als beim Rest und dass auch Renditen zwischen 2 und 10 Prozent im Verhältnis einen etwas höheren Anteil hatten. Damit besteht eine gewisse positive Abhängigkeit der Zufriedenheit vom Jahresertrag.
Eine Stiftung merkte im Kommentar völlig zurecht an, dass die in den Antworten gewählten buckets, also die zur Auswahl gestellten Renditeintervalle, „ziemlich merkwürdig“ seien. Das bezog sich offenkundig auf die Lage der Intervalle und die ungleichen Rendite-Spannweiten. Es wäre für ein Jahr sicher besser, die Rendite-Spannen um einen vermuteten Mittelwert zu gruppieren und sich bei den Intervallen grob an typischen Einteilungen für Glockenkurven zu orientieren. Wir behielten hingegen die alte Einteilung bei, um mit dem Vorjahr besser vergleichen zu können. Und da sehen wir bei der aktuellen Umfrage eine durchgehende Verbesserung in allen Renditeintervallen.

Selbstverwaltung nach wie vor präferiert
Wer managt das Stiftungsvermögen? 71 Prozent der Stiftungen verwalten unserer Umfrage zufolge ihr Vermögen selber. Ein Fünftel der Selbstverwalter nimmt für das Vermögensmanagement zudem die Angebote weiterer Dienstleister in Anspruch. 23 Prozent aller antwortenden Stiftungen arbeiten mit unabhängigen Vermögensverwaltungen zusammen, 23 Prozent greifen auf Banken zurück, 5 Prozent kooperieren mit Sparkassen oder Volksbanken und 7 Prozent nehmen die Leistungen von Beratern in Anspruch. Im Vorjahr war der Anteil der Selbstverwalter ungefähr ähnlich hoch, aber der Anteil der Stiftungen, die hierfür Vermögensverwalter und Banken beauftragen, war etwas geringer.
Stiftungen, die in eine höhere Zahl von Assetklassen investieren – ab 4, aber insbesondere bei 5 oder 6 Vermögensarten – neigen eher dazu, mehrere Verwaltungseinheiten zu nutzen. Diese Stiftungen praktizieren zum einen meist die Selbstverwaltung, sie kooperieren jedoch darüber hinaus noch mit Beratern oder Banken bzw. Sparkassen oder unabhängigen Vermögensverwaltern.
Assetallokation im Jahr 2024
Allein drei von sieben Fragen bezogen sich auf die Assetalloktion. Eine auf die Vermögensarten, in die Stiftungen investieren, die beiden anderen auf die Quoten von Aktien und Anleihen.
Als mögliche Antworten auf die Frage, in welche Assetklassen Stiftungen anlegen, stellten wir sieben Vermögensarten zur Auswahl. 79 Prozent der antwortenden Stiftungen investierten in Anleihen (und Rentenfonds), 74 Prozent in Aktien (und Aktienfonds), 55 Prozent in Immobilien, 48 Prozent kreuzten die Möglichkeit Termingeld/Bankguthaben an, 41 Prozent waren in Stiftungsfonds, 22 Prozent in unternehmerische Beteilungen und 7 Prozent in Derivaten investiert. Diese Verteilungsstruktur ist ähnlich wie im Vorjahr. Allerdings ist in der aktuellen Umfrage der Anteil von Stiftungen, die Gelder in unternehmerischen Beteilungen, Stiftungsfonds, Aktien und Anleihen anlegen, größer, während Derivate relativ gesehen seltener genannt wurden als im Vorjahr.
Schauen wir auf die Anzahl der zur Auswahl gestellten Assetklassen pro Stiftung, dann waren 3 und 4 Assetklassen am häufigsten, gefolgt von 5 und 2; 6 waren seltener; einige Stiftungen kreuzten nur 1 Vermögensart an, wobei hier dann insbesondere Immobilien, Stiftungsfonds oder unternehmerische Beteiligungen genannt wurden. Mit den Vermögensarten ist noch nicht die Assetquote erfasst. Zwei Fragen dazu stellten wir in Bezug auf Anleihen sowie Aktien und ersetzten damit die im Vorjahr noch gestellte Frage nach einer offensiven vs. defensiven Ausrichtung des Portfolios.
Zur Quote der Anleihen (inklusive Anleihenfonds): 18 Prozent der Antwortenden sagten, dass sie 70 oder mehr Prozent des Stiftungsvermögens in Anleihen oder Anleihen-Fonds anlegten. 24 Prozent der Stiftungen hatten eine Anleihenquote unter 70, aber über 40 Prozent. Und 53 Prozent der Stiftungen waren mit 40 Prozent oder weniger in Anleihen investiert. Damit ist für viele Stiftungen die Anleihe nicht mehr die dominierende Assetklasse.
Zur Quote der Aktien (inklusive Aktienquote): 34 Prozent der Stiftungen kreuzten die Antwortoption „Aktienquote macht weniger als 20% des gesamten liquiden Vermögens aus“ an. Rund zwei Drittel der Stiftungen haben also eine Aktienquote höher 20 Prozent. 40 Prozent der Stiftungen meldeten eine Aktienquote zwischen 20 und 40 Prozent. Und 26 Prozent der Stiftungen waren zu mehr als 40 Prozent in Aktien oder Aktienfonds investiert.

Beabsichtigte Veränderungen: eine Hälfte ja, die andere nein
Keine Veränderung für das Anlagejahr 2025 strebten 49 Prozent der Umfrage-Teilnehmer an. Die 51 Prozent, die Veränderungen beabsichtigen, hatten die Möglichkeit der Mehrfachauswahl. Am häufigsten sind Änderungsabsichten im Hinblick auf die Assetallokation der beiden klassischen Vermögenskategorien: Den Aktienanteil wollen 22 Prozent steigern (4 % senken), den Anleihenanteil 21 Prozent (5 %). Eine Erhöhung der Immobilienquote strebten 11 Prozent (5 %) der Stiftungen an. Trotz der derzeit häufig diagnostizierten „Krise“ der nachhaltigen Geldanlagen wollen 12 Prozent den Anteil ihrer ESG-Investitionen erhöhen. Bei alternativen Anlagen streben nur wenige Stiftungen eine Veränderung an. Bank bzw. Vermögensverwalter wechseln wollen nur 4 Prozent.
Veränderungen werden, so könnte man vermuten, eher vorgenommen, wenn die Zufriedenheit gering ist, als wenn sie sehr hoch ist. Allerdings gibt unsere Umfrage keine allzu starken Hinweise, dass die Absicht, nichts zu verändern, mit der Zufriedenheit korreliert. Lediglich eine schwächere Zufriedenheit ist mit einer etwas größeren Anzahl von Veränderungen korreliert, die vorgenommen werden sollen. Mehr als die Hälfte der Stiftungen, die eine Veränderung möchten, kreuzten nur eine Möglichkeit an.
Dass z.B. auch sehr zufriedene Stiftungen 2025 eine Veränderung beabsichtigen, spricht für ein aktives Verständnis der Geldanlage. Wer aber nichts verändern möchte, ist allein deshalb nicht schon passiv. Das brachten auch die meisten Kommentare, die uns übermittelt worden sind, in der einen oder anderen Weise zum Ausdruck – egal ob eine Veränderung angestrebt wurde oder nicht. Die Kommentare verwiesen einerseits auf die letzten Endes günstigen Marktbedingungen, sie beinhalteten jedoch andererseits Anmerkungen oder kurze Reflexionen zum Management, zur eigenen Assetallokation – häufiger im Hinblick auf eine offensivere Ausrichtung, aber nicht nur – oder auch zu neu anzupackenden Aufgaben. Es spricht also vieles dafür, dass die generell hohe Zufriedenheit mit dem Anlagejahr 2024 keine Selbstzufriedenheit ist.